"Wenn es noch nicht so schlimm ist, dass ich zum Notarzt muss, aber schon so schlimm, dass ich ein Arzneimittel brauche, dann ist die Stunde der Hausapotheke gekommen."
Wo aber befindet sie sich? Im Schuhkarton verstaubend unterm Bett, feucht-verklebt im schicken Badezimmerschränkchen, seit Jahren vergammelnd zwischen Putzmitteln: Irgendwo hat fast Jeder Pillen, Salben und Zäpfchen herumliegen. Was ist drin in einer vernünftigen Hausapotheke?
" Kopfschmerztabletten ... Verbandszeug, und das war es eigentlich."
Etwas mehr darf es schon sein. In der Apotheke und im Internet gibt es dafür Checklisten. Erstens sollten selbstverständlich ein paar Medikamente im hauseigenen Arzneischränkchen sein:
Zum Beispiel Schmerz- und Fiebertabletten, Mittel gegen Husten, Halsschmerzen und Schnupfen, etwas gegen Magenverstimmungen und Durchfall, eine Salbe gegen Insektenstiche, ein Wund- und Brandgel sowie Wunddesinfektionsmittel. Hinzu kommen die persönlichen, vom Arzt verschriebenen Arzneimittel. Wer Kinder hat, sollte ferner parat haben: Fieberzäpfchen, Kleinkinder-Nasentropfen, eine Salbe gegen Wundsein, ein Mittel gegen Blähungen sowie eines für die Zeit, wenn das Baby Zähne kriegt.
Zweitens gehört Verbandsmaterial in die Hausapotheke.
So etwa ein paar Gummi- oder Plastikhandschuhe, eine Kompresse zur Blutstillung und Abdeckung frischer Wunden sowie eine elastische Binde zur Stützung von Gelenken und Bändern nach Zerrungen, selbstverständlich Pflaster, eine Schere und auch eine Splitterpinzette.
Drittens Krankenpflege- und Hilfsmittel, also beispielsweise das Fieberthermometer, die Wärmflasche und Heiß-Kalt-Kompressen. Schließlich noch eine Erste-Hilfe-Anleitung. Notfalladressen von Feuerwehr, Vergiftungszentralen und am Wochenende geöffneten Apotheken hingegen legt man am besten neben das Telefon.
Keine Frage, bei kleineren Wehwehchen kann fast Jeder sich oder seinen Angehörigen helfen, wenn er die entsprechenden Mittel im Haus hat. Wo die Grenzen liegen, dafür nennt Dr. Ursula Sellerberg von der Pressestelle der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände Beispiele:
"Wenn ich Kopfschmerzen habe, und ich meine, das ist eine Migräne, und kein Arzt hat jemals gesagt, dass das eine Migräne ist, dann sollte ich keine Migräne-Medikamente einnehmen, auch wenn die rezeptfrei sind. Habe ich zum Beispiel sehr starke Magenschmerzen oder erbreche ich Blut, ist das kein Fall mehr für die Selbstmedikation, sondern dann sollte ich zum Arzt gehen."
Das gilt ebenso, wenn Beschwerden trotz Pilleneinnahme länger anhalten. Aber auch bei an sich unproblematischer Selbstverarztung sollte man sich schlaumachen.
"Zum Beispiel Kalziumtabletten, die man erst einmal als harmlos ansehen würde, können die Wirkung von anderen Medikamenten beeinträchtigen oder sogar aufheben. Wenn eine Selbstmedikation möglich ist bei leichten oder mittelschweren Beschwerden, sollte man mit dem Apotheker darüber reden, welches Medikament das individuell beste ist. Also, nicht alles, was in der Werbung empfohlen wird, ist auch für mich das Beste."
Wer Arzneien für den Eigenbedarf besorgt, sollte also dem Apotheker seine grundlegenden Erkrankungen schildern.
Prof. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, ist besorgt darüber, dass die Selbstmedikation in Deutschland sehr stark zunimmt.
"Das bedeutet, dass auch Arzneimittel, die zu Missbrauch führen können wie Schmerzmittel zum Beispiel oder Abführmittel, verstärkt selbst verordnet werden, ohne dass je ein Gespräch zwischen Arzt und Patient stattfindet, das birgt enorme Risiken in sich, und gerade in diesen Situationen sind Beipackzettel, die den Patienten vernünftig informieren, extrem wichtig."
Andererseits, und dass weiß auch die Apothekerin, sind diese Gebrauchsinformationen mitunter schwer verständlich und können wegen der darin aufgeführten, mitunter sehr seltenen Nebenwirkungen verunsichern.
"Deswegen würde ich dazu raten, mit dem Apotheker darüber zu sprechen: 'Was ist jetzt bei diesem Medikament wichtig?', und wenn man das weiß, kann man immer noch die Details nachlesen."
Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker.
Mindestens einmal im Jahr sollte man prüfen, ob das Haltbarkeitsdatum überschritten ist und veraltete Tabletten dem Apotheker zur Entsorgung übergeben. Denn, so Dr. Ursula Sellerberg:
"Wenn man ein Medikament, dass fünf Jahre haltbar ist, dann sieben Jahre lang oder zehn Jahre lang noch als haltbar einstuft, dann weiß niemand, was damit passiert mit dem Wirkstoff, der kann sich abbauen, es können giftige Produkte entstehen, und deswegen sollte man da auf Nummer Sicher gehen und es nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums nicht mehr verwenden."
Vom Haltbarkeitsdatum zu unterscheiden ist die "Aufbrauchfrist". Bekanntestes Beispiel: Augentropfen sollen nach Öffnen der Flasche nur vier Wochen benutzt werden. Denn sie enthalten keine Konservierungsstoffe, weil diese Auge und Schleimhäute reizen können. Ohne Konservierung aber können Krankheitserreger in die Arznei-Flüssigkeit gelangen.
"Und dann tropfe ich mir nicht mehr mein gutes Medikament ein, sondern so eine Bakterien-Suppe, die meine Augenkrankheit noch verschlimmern kann, und deswegen sollte man die Aufbrauchfrist am besten auf der Verpackung mit Kuli draufschreiben, wann man das geöffnet hat, weil sonst hat man keine Chance sich daran zu erinnern, wie lange man das benutzt."
Gewarnt wird davor, Arzneien, die einem der Arzt früher einmal verschrieben hatte, in seinem Haus-Schatz aufzubewahren und bei scheinbar gleicher Krankheit später noch mals zu benutzen. Gerade mit Antibiotika machen das viele Menschen. Doch kann es sich beim nächsten Mal um einen anderen Erreger handeln, gegen den das frühere Antibiotikum gar nicht hilft. Auf diese Weise züchtet man Resistenzen, ist also dann für eine unter Umständen lebensnotwendige Antibiotikatherapie nicht mehr empfänglich.
"Deswegen sollte man rezeptpflichtige Arzneimittel ohne erneute Anweisung des Arztes nicht einfach drei Jahre später wieder einnehmen, nur weil sie halt noch haltbar sind und in der Hausapotheke 'rumliegen."
Und schon gar nicht an die nette Freundin weitergeben.
"Jeder Mensch ist anders, und vor allem rezeptpflichtige Arzneimittel sollte man nicht weitergeben, weil die bergen einfach ein hohes Risikopotential. In der Selbstmedikation kann es auch Probleme geben. Also zum Beispiel Schmerzen bei einem Kind werden anders behandelt als Schmerzen bei einem Erwachsenen. Also da sollte man durchaus kritisch sein, denn Pillen sind keine Bonbons."
Im Schuhkarton verstaubend unterm Bett, feucht-verklebt im schicken Badezimmerschränkchen, seit Jahren vergammelnd zwischen Putzmitteln ...
"Also idealerweise lagert die Hausapotheke in einem trockenen Raum, zum Beispiel im Flur oder Schlafzimmer, trockener, kühler Raum, und idealerweise ist sie abschließbar. Sehr häufig wird die Hausapotheke im Badezimmer gelagert und auch in der Küche und verschiedene Medikamente vertragen es nicht so gut mit der feuchten Luft."
Wo aber befindet sie sich? Im Schuhkarton verstaubend unterm Bett, feucht-verklebt im schicken Badezimmerschränkchen, seit Jahren vergammelnd zwischen Putzmitteln: Irgendwo hat fast Jeder Pillen, Salben und Zäpfchen herumliegen. Was ist drin in einer vernünftigen Hausapotheke?
" Kopfschmerztabletten ... Verbandszeug, und das war es eigentlich."
Etwas mehr darf es schon sein. In der Apotheke und im Internet gibt es dafür Checklisten. Erstens sollten selbstverständlich ein paar Medikamente im hauseigenen Arzneischränkchen sein:
Zum Beispiel Schmerz- und Fiebertabletten, Mittel gegen Husten, Halsschmerzen und Schnupfen, etwas gegen Magenverstimmungen und Durchfall, eine Salbe gegen Insektenstiche, ein Wund- und Brandgel sowie Wunddesinfektionsmittel. Hinzu kommen die persönlichen, vom Arzt verschriebenen Arzneimittel. Wer Kinder hat, sollte ferner parat haben: Fieberzäpfchen, Kleinkinder-Nasentropfen, eine Salbe gegen Wundsein, ein Mittel gegen Blähungen sowie eines für die Zeit, wenn das Baby Zähne kriegt.
Zweitens gehört Verbandsmaterial in die Hausapotheke.
So etwa ein paar Gummi- oder Plastikhandschuhe, eine Kompresse zur Blutstillung und Abdeckung frischer Wunden sowie eine elastische Binde zur Stützung von Gelenken und Bändern nach Zerrungen, selbstverständlich Pflaster, eine Schere und auch eine Splitterpinzette.
Drittens Krankenpflege- und Hilfsmittel, also beispielsweise das Fieberthermometer, die Wärmflasche und Heiß-Kalt-Kompressen. Schließlich noch eine Erste-Hilfe-Anleitung. Notfalladressen von Feuerwehr, Vergiftungszentralen und am Wochenende geöffneten Apotheken hingegen legt man am besten neben das Telefon.
Keine Frage, bei kleineren Wehwehchen kann fast Jeder sich oder seinen Angehörigen helfen, wenn er die entsprechenden Mittel im Haus hat. Wo die Grenzen liegen, dafür nennt Dr. Ursula Sellerberg von der Pressestelle der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände Beispiele:
"Wenn ich Kopfschmerzen habe, und ich meine, das ist eine Migräne, und kein Arzt hat jemals gesagt, dass das eine Migräne ist, dann sollte ich keine Migräne-Medikamente einnehmen, auch wenn die rezeptfrei sind. Habe ich zum Beispiel sehr starke Magenschmerzen oder erbreche ich Blut, ist das kein Fall mehr für die Selbstmedikation, sondern dann sollte ich zum Arzt gehen."
Das gilt ebenso, wenn Beschwerden trotz Pilleneinnahme länger anhalten. Aber auch bei an sich unproblematischer Selbstverarztung sollte man sich schlaumachen.
"Zum Beispiel Kalziumtabletten, die man erst einmal als harmlos ansehen würde, können die Wirkung von anderen Medikamenten beeinträchtigen oder sogar aufheben. Wenn eine Selbstmedikation möglich ist bei leichten oder mittelschweren Beschwerden, sollte man mit dem Apotheker darüber reden, welches Medikament das individuell beste ist. Also, nicht alles, was in der Werbung empfohlen wird, ist auch für mich das Beste."
Wer Arzneien für den Eigenbedarf besorgt, sollte also dem Apotheker seine grundlegenden Erkrankungen schildern.
Prof. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, ist besorgt darüber, dass die Selbstmedikation in Deutschland sehr stark zunimmt.
"Das bedeutet, dass auch Arzneimittel, die zu Missbrauch führen können wie Schmerzmittel zum Beispiel oder Abführmittel, verstärkt selbst verordnet werden, ohne dass je ein Gespräch zwischen Arzt und Patient stattfindet, das birgt enorme Risiken in sich, und gerade in diesen Situationen sind Beipackzettel, die den Patienten vernünftig informieren, extrem wichtig."
Andererseits, und dass weiß auch die Apothekerin, sind diese Gebrauchsinformationen mitunter schwer verständlich und können wegen der darin aufgeführten, mitunter sehr seltenen Nebenwirkungen verunsichern.
"Deswegen würde ich dazu raten, mit dem Apotheker darüber zu sprechen: 'Was ist jetzt bei diesem Medikament wichtig?', und wenn man das weiß, kann man immer noch die Details nachlesen."
Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker.
Mindestens einmal im Jahr sollte man prüfen, ob das Haltbarkeitsdatum überschritten ist und veraltete Tabletten dem Apotheker zur Entsorgung übergeben. Denn, so Dr. Ursula Sellerberg:
"Wenn man ein Medikament, dass fünf Jahre haltbar ist, dann sieben Jahre lang oder zehn Jahre lang noch als haltbar einstuft, dann weiß niemand, was damit passiert mit dem Wirkstoff, der kann sich abbauen, es können giftige Produkte entstehen, und deswegen sollte man da auf Nummer Sicher gehen und es nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums nicht mehr verwenden."
Vom Haltbarkeitsdatum zu unterscheiden ist die "Aufbrauchfrist". Bekanntestes Beispiel: Augentropfen sollen nach Öffnen der Flasche nur vier Wochen benutzt werden. Denn sie enthalten keine Konservierungsstoffe, weil diese Auge und Schleimhäute reizen können. Ohne Konservierung aber können Krankheitserreger in die Arznei-Flüssigkeit gelangen.
"Und dann tropfe ich mir nicht mehr mein gutes Medikament ein, sondern so eine Bakterien-Suppe, die meine Augenkrankheit noch verschlimmern kann, und deswegen sollte man die Aufbrauchfrist am besten auf der Verpackung mit Kuli draufschreiben, wann man das geöffnet hat, weil sonst hat man keine Chance sich daran zu erinnern, wie lange man das benutzt."
Gewarnt wird davor, Arzneien, die einem der Arzt früher einmal verschrieben hatte, in seinem Haus-Schatz aufzubewahren und bei scheinbar gleicher Krankheit später noch mals zu benutzen. Gerade mit Antibiotika machen das viele Menschen. Doch kann es sich beim nächsten Mal um einen anderen Erreger handeln, gegen den das frühere Antibiotikum gar nicht hilft. Auf diese Weise züchtet man Resistenzen, ist also dann für eine unter Umständen lebensnotwendige Antibiotikatherapie nicht mehr empfänglich.
"Deswegen sollte man rezeptpflichtige Arzneimittel ohne erneute Anweisung des Arztes nicht einfach drei Jahre später wieder einnehmen, nur weil sie halt noch haltbar sind und in der Hausapotheke 'rumliegen."
Und schon gar nicht an die nette Freundin weitergeben.
"Jeder Mensch ist anders, und vor allem rezeptpflichtige Arzneimittel sollte man nicht weitergeben, weil die bergen einfach ein hohes Risikopotential. In der Selbstmedikation kann es auch Probleme geben. Also zum Beispiel Schmerzen bei einem Kind werden anders behandelt als Schmerzen bei einem Erwachsenen. Also da sollte man durchaus kritisch sein, denn Pillen sind keine Bonbons."
Im Schuhkarton verstaubend unterm Bett, feucht-verklebt im schicken Badezimmerschränkchen, seit Jahren vergammelnd zwischen Putzmitteln ...
"Also idealerweise lagert die Hausapotheke in einem trockenen Raum, zum Beispiel im Flur oder Schlafzimmer, trockener, kühler Raum, und idealerweise ist sie abschließbar. Sehr häufig wird die Hausapotheke im Badezimmer gelagert und auch in der Küche und verschiedene Medikamente vertragen es nicht so gut mit der feuchten Luft."