Sommer, Sonne, Wärme - herrlich! -
Aber genau in dieser schönsten Jahreszeit meldet sich der Deutsche Wetterdienst warnend zu Wort:
"Service für Wetterfühlige: Heute erhöhte/starke Wärmebelastung."
Nach den Erfahrungen im Jahrhundertsommer 2003 geben die Medizinmeteorologen des Deutschen Wetterdienstes auch Hitzewarnungen heraus. Damals sollen in ganz Europa mehrere 10.000 Menschen direkt oder indirekt den extremen Temperaturen zum Opfer gefallen sein.
Wärme ist nicht nur wohltuend, sondern kann auch krank machen: "Hyperthermie" lautet der Fachbegriff. Allerdings handelt es sich nicht immer gleich um einen Hitzschlag, wenn ein Mensch "überwärmt" ist, betont Dr. Angela Ale Abaei, Notärztin in der Rettungsstelle der Berliner Charité. Es gibt auch leichte Formen: die Hitzeerschöpfung etwa oder Hitzekrämpfe
"Dann gibt es die sogenannte Hitzesynkope, dass bei einer Überwärmungsreaktion die Gefäße in der Peripherie sich weit stellen, und dann kommt es akut zum Blutdruckabfall, das führt dazu, dass es zu einer kurzen Bewusstlosigkeit kommt, weil nicht ausreichend Sauerstoff im Gehirn ankommt."
Das alles ist unangenehm, aber nicht gefährlich. Anders der Hitzekollaps:
"Die Patienten klagen dann über Kopfschmerzen, Unwohlsein, gegebenenfalls Erbrechen, haben Angstzustände, sie können Bewusstseinsveränderungen erleiden bis hin zur Bewusstlosigkeit, man findet bei den Patienten interessanterweise Temperaturen, die normal sein können, die können erniedrigt sein, aber sie können auch erhöht sein, gehen aber niemals über 40 Grad Celsius."
Ganz ähnliche Symptome zeigen Patienten mit Sonnenstich: Hier sind - durch zuviel Sonne direkt auf Kopf oder Nacken - die Hirnhäute gereizt und schwellen an.
Auch bei der schwersten Form der Überwärmung, beim Hitzschlag, ist zuerst das Gehirn betroffen, genauer gesagt: das "Temperaturregulationszentrum" wird gestört.
"Das ist wirklich eine lebensbedrohliche Erkrankung: Es kommt zu einem Temperaturanstieg der Kerntemperatur auf mindestens 40,6 Grad Celsius, und das hat dann natürlich erhebliche Folgen für den Körper: Bewusstseinsveränderungen eben auch bis hin zur Bewusstlosigkeit, es können generalisierte Krampfanfälle auftreten durch ein Anschwellen des Gehirns, es kann zu Herzrhythmusstörungen kommen, es entstehen entzündliche Reaktionen im gesamten Körper mit Veränderung des Gerinnungssystems, wo diffuse Blutungen auftreten, und 50 Prozent der Patienten mindestens versterben."
Zum Glück aber kommt so ein "echter" Hitzschlag nur ganz selten vor, zumindest in unseren Breiten.
Eigentlich ist der Mensch für große Temperaturschwankungen gut gerüstet, sagt Professor Hans-Christian Gunga, der als Weltraummediziner an der Charité speziell die Physiologie in Extremsituationen erforscht.
"Normalerweise wird die Wärmeregulation über Sensoren, die wir in der Haut haben, gesteuert."
Und wenn die "zu warm" melden, produziert der Körper Schweiß, um seine Temperatur zu senken.
"Sie können, wenn Sie trainiert sind, bis zu vier Liter pro Stunde schwitzen, das Problem besteht darin, wir können das nicht allzu lange. Und hält also eine Hitzewelle mehrere Tage an und achten wir nicht darauf, dass wir entsprechend Flüssigkeiten wieder auffüllen, dann sind wir relativ schnell nicht nur gefährdet, sondern lebensbedrohlich gefährdet."
Auch zu warme, dichte Kleidung und körperliche Anstrengung in großer Hitze können Überwärmungen auslösen. Das Temperaturzentrum wird überreizt, und der Körper stellt die Schweißabgabe schließlich ganz ein. Allerdings ist es ebenso riskant, sich lange bewegungslos in überhitzen, geschlossenen Räumen aufzuhalten. Ohne Luftzug auf der Haut funktioniert die Temperaturregulation auch nicht richtig. Besonders gefährdet sind Kleinkinder und ältere oder kranke Menschen:
"Insbesondere Patienten, die eine bestimmte Krankengeschichte haben, wie Herzgefäßerkrankungen, neurologische Erkrankungen, Zuckerpatienten, Nierenpatienten, sind gefährdet. Bei den älteren Patienten ist es auch so, dass eben diese Regulationsmechanismen ja auch einem Alterungsprozess unterliegen, und dieses Durstgefühl, das bemerken sie nicht, und deswegen haben die immer ein Flüssigkeitsdefizit im Winter wie im Sommer und dann kommt es eben zu diesen Krankheitsbildern."
Gefährdet sind auch Menschen, die im Freien arbeiten, sowie Freizeitsportler oder Festbesucher. Außerdem beeinflussen bestimmte Medikamente die Temperatur- und Flüssigkeitsregulation: zum Beispiel Diuretika, Abführmittel, einige Blutdrucksenker und Antibiotika, bestimmte Parkinson-Medikamente oder Schilddrüsenhormone.
Zeigt jemand Anzeichen von Überwärmung, sollte man ihn zuerst in eine kühle Umgebung bringen und ihm zu trinken geben - aber in kleinen Schlucken, sonst droht Erbrechen, was wiederum zu Flüssigkeitsverlust führt. Zum weiteren Abkühlen dann die Kleidung öffnen und den gesamten Körper mit feuchten Tüchern bedecken oder mit Wasser beträufeln. Bei Bewusstlosigkeit, beim Hitzschlag oder Hitzekollaps muss man immer sofort den Notarzt rufen!
"Das wesentliche ist die Flüssigkeits- und Salzsubstitution. In vielen Fällen reicht das aber nicht aus, und es müssen zusätzlich Stresshormone, also das Adrenalin, gegeben werden, und hier werden Kühlmaßnahmen natürlich ganz aggressiv durchgeführt, indem hier wirklich eisgekühlte Flüssigkeit sowohl in den Magen-Darm zur Spülung gegeben wird, über die Blase kann man das auch geben, um schneller die Temperatur runter zu kühlen."
Was tun zur Vorbeugung?
Das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes ist nicht nur per Telefon abrufbar. Bei mehrere Tage andauernden hohen Temperaturen werden Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen direkt informiert, um vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Die wesentlichen nennt Dr. Angela Ale Abaei, Oberärztin der Charité-Rettungsstelle in Berlin:
"Das Wichtigste ist, dass man auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achtet, das sind Isodrinks oder Mineralwasser. Man sollte kein Leitungswasser trinken, weil da die Mineralien nicht vorhanden sind. Patienten, die herz- oder nierenkrank sind, sollten eben die Trinkmenge mit dem Hausarzt dann noch mal individuell absprechen. Eine andere Maßnahme ist, dass man natürlich luftige und auch wasserdurchlässige Kleidung trägt. Das sind eben Baumwollstoffe oder auch Mikrofaser, wenn die Kleidung nass ist, dann ist die Abdunstung vermindert und der Abdunstungsprozess ist für die Wärmerunterregulation der wichtigste Mechanismus, und dann soll man die einfach trocknen oder wechseln häufiger."
Und noch eine besondere Warnung: Im Sommer niemanden, vor allem nicht Kinder und ältere Menschen, im parkenden Auto sitzen lassen. Hier kann es schon nach kurzer Zeit zu einem Hitzschlag kommen!
Aber genau in dieser schönsten Jahreszeit meldet sich der Deutsche Wetterdienst warnend zu Wort:
"Service für Wetterfühlige: Heute erhöhte/starke Wärmebelastung."
Nach den Erfahrungen im Jahrhundertsommer 2003 geben die Medizinmeteorologen des Deutschen Wetterdienstes auch Hitzewarnungen heraus. Damals sollen in ganz Europa mehrere 10.000 Menschen direkt oder indirekt den extremen Temperaturen zum Opfer gefallen sein.
Wärme ist nicht nur wohltuend, sondern kann auch krank machen: "Hyperthermie" lautet der Fachbegriff. Allerdings handelt es sich nicht immer gleich um einen Hitzschlag, wenn ein Mensch "überwärmt" ist, betont Dr. Angela Ale Abaei, Notärztin in der Rettungsstelle der Berliner Charité. Es gibt auch leichte Formen: die Hitzeerschöpfung etwa oder Hitzekrämpfe
"Dann gibt es die sogenannte Hitzesynkope, dass bei einer Überwärmungsreaktion die Gefäße in der Peripherie sich weit stellen, und dann kommt es akut zum Blutdruckabfall, das führt dazu, dass es zu einer kurzen Bewusstlosigkeit kommt, weil nicht ausreichend Sauerstoff im Gehirn ankommt."
Das alles ist unangenehm, aber nicht gefährlich. Anders der Hitzekollaps:
"Die Patienten klagen dann über Kopfschmerzen, Unwohlsein, gegebenenfalls Erbrechen, haben Angstzustände, sie können Bewusstseinsveränderungen erleiden bis hin zur Bewusstlosigkeit, man findet bei den Patienten interessanterweise Temperaturen, die normal sein können, die können erniedrigt sein, aber sie können auch erhöht sein, gehen aber niemals über 40 Grad Celsius."
Ganz ähnliche Symptome zeigen Patienten mit Sonnenstich: Hier sind - durch zuviel Sonne direkt auf Kopf oder Nacken - die Hirnhäute gereizt und schwellen an.
Auch bei der schwersten Form der Überwärmung, beim Hitzschlag, ist zuerst das Gehirn betroffen, genauer gesagt: das "Temperaturregulationszentrum" wird gestört.
"Das ist wirklich eine lebensbedrohliche Erkrankung: Es kommt zu einem Temperaturanstieg der Kerntemperatur auf mindestens 40,6 Grad Celsius, und das hat dann natürlich erhebliche Folgen für den Körper: Bewusstseinsveränderungen eben auch bis hin zur Bewusstlosigkeit, es können generalisierte Krampfanfälle auftreten durch ein Anschwellen des Gehirns, es kann zu Herzrhythmusstörungen kommen, es entstehen entzündliche Reaktionen im gesamten Körper mit Veränderung des Gerinnungssystems, wo diffuse Blutungen auftreten, und 50 Prozent der Patienten mindestens versterben."
Zum Glück aber kommt so ein "echter" Hitzschlag nur ganz selten vor, zumindest in unseren Breiten.
Eigentlich ist der Mensch für große Temperaturschwankungen gut gerüstet, sagt Professor Hans-Christian Gunga, der als Weltraummediziner an der Charité speziell die Physiologie in Extremsituationen erforscht.
"Normalerweise wird die Wärmeregulation über Sensoren, die wir in der Haut haben, gesteuert."
Und wenn die "zu warm" melden, produziert der Körper Schweiß, um seine Temperatur zu senken.
"Sie können, wenn Sie trainiert sind, bis zu vier Liter pro Stunde schwitzen, das Problem besteht darin, wir können das nicht allzu lange. Und hält also eine Hitzewelle mehrere Tage an und achten wir nicht darauf, dass wir entsprechend Flüssigkeiten wieder auffüllen, dann sind wir relativ schnell nicht nur gefährdet, sondern lebensbedrohlich gefährdet."
Auch zu warme, dichte Kleidung und körperliche Anstrengung in großer Hitze können Überwärmungen auslösen. Das Temperaturzentrum wird überreizt, und der Körper stellt die Schweißabgabe schließlich ganz ein. Allerdings ist es ebenso riskant, sich lange bewegungslos in überhitzen, geschlossenen Räumen aufzuhalten. Ohne Luftzug auf der Haut funktioniert die Temperaturregulation auch nicht richtig. Besonders gefährdet sind Kleinkinder und ältere oder kranke Menschen:
"Insbesondere Patienten, die eine bestimmte Krankengeschichte haben, wie Herzgefäßerkrankungen, neurologische Erkrankungen, Zuckerpatienten, Nierenpatienten, sind gefährdet. Bei den älteren Patienten ist es auch so, dass eben diese Regulationsmechanismen ja auch einem Alterungsprozess unterliegen, und dieses Durstgefühl, das bemerken sie nicht, und deswegen haben die immer ein Flüssigkeitsdefizit im Winter wie im Sommer und dann kommt es eben zu diesen Krankheitsbildern."
Gefährdet sind auch Menschen, die im Freien arbeiten, sowie Freizeitsportler oder Festbesucher. Außerdem beeinflussen bestimmte Medikamente die Temperatur- und Flüssigkeitsregulation: zum Beispiel Diuretika, Abführmittel, einige Blutdrucksenker und Antibiotika, bestimmte Parkinson-Medikamente oder Schilddrüsenhormone.
Zeigt jemand Anzeichen von Überwärmung, sollte man ihn zuerst in eine kühle Umgebung bringen und ihm zu trinken geben - aber in kleinen Schlucken, sonst droht Erbrechen, was wiederum zu Flüssigkeitsverlust führt. Zum weiteren Abkühlen dann die Kleidung öffnen und den gesamten Körper mit feuchten Tüchern bedecken oder mit Wasser beträufeln. Bei Bewusstlosigkeit, beim Hitzschlag oder Hitzekollaps muss man immer sofort den Notarzt rufen!
"Das wesentliche ist die Flüssigkeits- und Salzsubstitution. In vielen Fällen reicht das aber nicht aus, und es müssen zusätzlich Stresshormone, also das Adrenalin, gegeben werden, und hier werden Kühlmaßnahmen natürlich ganz aggressiv durchgeführt, indem hier wirklich eisgekühlte Flüssigkeit sowohl in den Magen-Darm zur Spülung gegeben wird, über die Blase kann man das auch geben, um schneller die Temperatur runter zu kühlen."
Was tun zur Vorbeugung?
Das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes ist nicht nur per Telefon abrufbar. Bei mehrere Tage andauernden hohen Temperaturen werden Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen direkt informiert, um vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Die wesentlichen nennt Dr. Angela Ale Abaei, Oberärztin der Charité-Rettungsstelle in Berlin:
"Das Wichtigste ist, dass man auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achtet, das sind Isodrinks oder Mineralwasser. Man sollte kein Leitungswasser trinken, weil da die Mineralien nicht vorhanden sind. Patienten, die herz- oder nierenkrank sind, sollten eben die Trinkmenge mit dem Hausarzt dann noch mal individuell absprechen. Eine andere Maßnahme ist, dass man natürlich luftige und auch wasserdurchlässige Kleidung trägt. Das sind eben Baumwollstoffe oder auch Mikrofaser, wenn die Kleidung nass ist, dann ist die Abdunstung vermindert und der Abdunstungsprozess ist für die Wärmerunterregulation der wichtigste Mechanismus, und dann soll man die einfach trocknen oder wechseln häufiger."
Und noch eine besondere Warnung: Im Sommer niemanden, vor allem nicht Kinder und ältere Menschen, im parkenden Auto sitzen lassen. Hier kann es schon nach kurzer Zeit zu einem Hitzschlag kommen!