Früher war der Test auf das Humane Immundefekt-Virus, den Auslöser von AIDS, umstritten. Man wusste dann zwar, ob man "gesund" ist und auch, ob man Andere anstecken kann oder nicht. Aber die Angst vor Diskriminierung war groß. Das mag sich zwar gebessert haben, doch immer noch können es Kranken- und Lebensversicherungen ablehnen, einen HIV-infizierten Menschen aufzunehmen. Es gibt jedoch Stellen, die den Test nicht nur kostenlos, sondern auch anonym anbieten.
"Ich würde eher dazu raten, bei Risikogruppe das in einem Gesundheitsamt oder aber bei einer AIDS-Hilfe zu machen, als beim Hausarzt."
Der zweite Grund, aus dem es in den Anfangszeiten von AIDS nicht so sinnvoll erschien, sich testen zu lassen: Es gab ohnehin keine Behandlung, die Infektion mündete damals automatisch in die Krankheit AIDS und kam somit einem Todesurteil gleich. Dies hat sich radikal geändert, auch wenn die Einnahme der lebensverlängernden Medikamente kein "Zuckerschlecken" ist. Einer der erfahrensten europäischen AIDS-Behandler, Dr. Jörg Gölz aus Berlin, mahnt denn auch:
"Bei den guten therapeutischen Möglichkeiten, die wir haben, ist es nicht mehr sinnvoll, unendlich lange mit seiner HIV-Infektion herumzulaufen, ohne davon zu wissen. In Europa kommen noch 30 Prozent der Patienten viel zu spät mit ihrer HIV-Infektion ins Versorgungssystem, die hätten viel früher gestestet werden müssen, und nicht diese langen Zeiten, wo sie ansteckend sind ohne Therapie, unaufgedeckt HIV-infiziert sind."
Immer noch bricht die Krankheit AIDS in Deutschland jedes Jahr bei gut 1.000 Menschen aus. Dazu müsste es nicht kommen, würde der Erreger früh genug bekämpft. Das gilt übrigens auch für HIV-positive Schwangere, denn bei rechtzeitiger Behandlung kann heute eine Übertragung des Virus auf das Kind fast immer ausgeschlossen werden. Es gibt also gute Gründe für den freiwilligen Test. Mitgliedern von Risikogruppen wird er dringend empfohlen, homosexuellen Männern etwa oder fixenden Drogenkranken.
"Bei dem "Elisa-Test" suchen wir nach Antikörpern, die gegen das Virus gebildet werden"
erläutert Professor Rudolf Tauber, Chef der Labormedizin an der Charité. Beim "Elisa-Test" handelt es sich um ein erstes Suchverfahren.
"Technisch verläuft die Suche so, dass wir Proteine, Eiweißkörper des Virus, auf der Oberfläche des Reagenzglases fixieren und dann die Patientenprobe dazugeben. Sind in der Patientenprobe Antikörper gegen das Virus vorhanden, binden sie an die Eiweißkörper des Virus, und diese so gebundenen Patienten-Antikörper können wir dann durch diagnostische Antikörper nachweisen, und die Bindung äußert sich dann in einem Farbumschlag, den wir dann nachweisen können."
Der "Elisa-Suchtest" ist schon recht zuverlässig – aber nicht zuverlässig genug. Zum einen gibt es das "diagnostische Fenster": Erst nach mehreren Wochen bildet der Organismus Antikörper gegen das HI-Virus.
"Beispielsweise werden nach vier Wochen etwa 60 Prozent aller positiven Fälle erfassbar, nach zwölf Wochen sind es dann zwischen 95 und 99 Prozent."
Außerdem kann es zu "falsch positiven" Ergebnissen kommen – der erste Test zeigt eine Infektion an, die gar nicht stattgefunden hat. Deshalb darf ein Patient erst dann informiert werden, wenn der Suchtest durch ein zweites, komplizierteres Verfahren namens "Western-Blot" bestätigt wird.
"Bei einem Western-Blot-Test wird ebenfalls überprüft, ob der Antikörper nachweisbar ist, aber hier werden die Virus-Eiweiße aufgetrennt zuvor, und dann wird geprüft, ob der Antikörper im Patienten tatsächlich gegen diese Viruseiweiße reagiert, und die kann man dann auf dem Teststreifen sichtbar machen. Und das ist dann ein sehr, sehr zuverlässiger Test."
Bestätigte HIV-Infektionen werden zwar an eine zentrale Stelle gemeldet, aber zuverlässig anonymisiert. Für den Patienten folgt aus einer solchen Nachricht, dass er unbedingt mit einem kundigen Arzt das weitere Vorgehen besprechen sollte. AIDS-Spezialist Jörg Gölz erlebt das oft:
"In den Gesprächen geht es vor allem darum, dass viele von den Patienten, die einen positiven HIV-Test haben, die Bilder aus früheren Zeiten noch im Kopf haben, die Fernsehbilder von Sterbenden und so weiter, und als Erstes zu erklären, dass es heute sehr gute und über Jahrzehnte wirksame therapeutische Möglichkeiten gibt, die Infektion zu stoppen, zumindest in Europa, wenn man einen einigermaßen zuverlässigen Patienten vor sich hat."
Zuverlässig bedeutet: Der Patient ist in der Lage und willens, die gegen das Virus gerichteten Medikamente regelmäßig einzunehmen. Um die Behandlung individuell auszurichten, muss dabei immer wieder überprüft werden, wie gut die Mittel anschlagen, das heißt, wie viele – besser: wie wenige – Viren im Körper sind.
"Die Viruslast-Bestimmung ist das notwendige Instrument, um den Verlauf der Erkrankung vor der Therapie vor der Erkrankung und dann den Erfolg der Therapie zu definieren."
Dazu gibt es eine dritte Testart. Hier werden nicht indirekt Antikörper gemessen, sondern das Vorhandensein und die Menge des HI-Virus selbst. Das geht nur mit einem Trick, denn das Erbgut bestimmter Viren, darunter des AIDS-Erregers, besteht nur aus einem Strang. So vermehren, dass Analysen möglich sind, lässt sich aber nur die doppelsträngige DNA. Labormediziner Rudolf Tauber erläutert:
"Bei dieser molekulargenetischen Untersuchung wird die RNA, die Ribonukleinsäure des Virus zuerst umgeschrieben in eine DNA, und diese kann man dann mithilfe einer Polymerase-Kettenreaktion vervielfältigen, und man kann damit die Nachweisgrenze extrem erweitern nach unten, und diese setzt uns in die Lage, das Virus sehr, sehr früh nachzuweisen."
Neben dem Einsatz zur Behandlungskontrolle hat die direkte Virusmessung also auch den Vorteil, Ergebnisse rascher zu liefern. Sie ist allerdings aufwendig und teuer und wird vor allem bei Blutspenden genutzt. Dadurch ist inzwischen eine HIV-Übertragung durch Blut- und Plasmatransfusionen extrem selten geworden.
Eine ganz andere Art von recht einfachen Schnelltests hingegen dient ausschließlich dazu, herauszufinden, ob sich zum Beispiel eine Krankenschwester oder ein Chirurg angesteckt hat.
"Dieses ist auch notwendig, weil die Information die Grundlage für eine prophylaktische Behandlung des Betroffenen, der sich beispielsweise mit einer Kanüle eines HIV-Infizierten gestochen hat, darstellt."
Diese Schnelltests sind aber in einem anderen Zusammenhang sehr problematisch. Obwohl es Deutschland verboten ist, sie an medizinische Laien zu verkaufen, kommt, wer will, trotzdem dran.
"Sie sind häufig falsch positiv, aber sie können auch falsch negativ sein, und führen dann dazu, dass derjenige, der einen solchen Test alleine durchführt, nicht erkennt, dass er doch infiziert ist."
Noch bedenklicher ist für den erfahrenen Arzt, dass ein Mensch, der einen solchen Heimtest macht, damit zunächst alleine fertig werden muss:
"Das Problem dieser Schnelltests zu Hause ist, dass keinerlei ärztliche Beratung dieses Ergebnis einordnen kann und dass die Gefahr besteht, dass irgendwelche Übersprungsreaktionen stattfinden, eben wegen der falsch positiven Ergebnisse. "
"Ich würde eher dazu raten, bei Risikogruppe das in einem Gesundheitsamt oder aber bei einer AIDS-Hilfe zu machen, als beim Hausarzt."
Der zweite Grund, aus dem es in den Anfangszeiten von AIDS nicht so sinnvoll erschien, sich testen zu lassen: Es gab ohnehin keine Behandlung, die Infektion mündete damals automatisch in die Krankheit AIDS und kam somit einem Todesurteil gleich. Dies hat sich radikal geändert, auch wenn die Einnahme der lebensverlängernden Medikamente kein "Zuckerschlecken" ist. Einer der erfahrensten europäischen AIDS-Behandler, Dr. Jörg Gölz aus Berlin, mahnt denn auch:
"Bei den guten therapeutischen Möglichkeiten, die wir haben, ist es nicht mehr sinnvoll, unendlich lange mit seiner HIV-Infektion herumzulaufen, ohne davon zu wissen. In Europa kommen noch 30 Prozent der Patienten viel zu spät mit ihrer HIV-Infektion ins Versorgungssystem, die hätten viel früher gestestet werden müssen, und nicht diese langen Zeiten, wo sie ansteckend sind ohne Therapie, unaufgedeckt HIV-infiziert sind."
Immer noch bricht die Krankheit AIDS in Deutschland jedes Jahr bei gut 1.000 Menschen aus. Dazu müsste es nicht kommen, würde der Erreger früh genug bekämpft. Das gilt übrigens auch für HIV-positive Schwangere, denn bei rechtzeitiger Behandlung kann heute eine Übertragung des Virus auf das Kind fast immer ausgeschlossen werden. Es gibt also gute Gründe für den freiwilligen Test. Mitgliedern von Risikogruppen wird er dringend empfohlen, homosexuellen Männern etwa oder fixenden Drogenkranken.
"Bei dem "Elisa-Test" suchen wir nach Antikörpern, die gegen das Virus gebildet werden"
erläutert Professor Rudolf Tauber, Chef der Labormedizin an der Charité. Beim "Elisa-Test" handelt es sich um ein erstes Suchverfahren.
"Technisch verläuft die Suche so, dass wir Proteine, Eiweißkörper des Virus, auf der Oberfläche des Reagenzglases fixieren und dann die Patientenprobe dazugeben. Sind in der Patientenprobe Antikörper gegen das Virus vorhanden, binden sie an die Eiweißkörper des Virus, und diese so gebundenen Patienten-Antikörper können wir dann durch diagnostische Antikörper nachweisen, und die Bindung äußert sich dann in einem Farbumschlag, den wir dann nachweisen können."
Der "Elisa-Suchtest" ist schon recht zuverlässig – aber nicht zuverlässig genug. Zum einen gibt es das "diagnostische Fenster": Erst nach mehreren Wochen bildet der Organismus Antikörper gegen das HI-Virus.
"Beispielsweise werden nach vier Wochen etwa 60 Prozent aller positiven Fälle erfassbar, nach zwölf Wochen sind es dann zwischen 95 und 99 Prozent."
Außerdem kann es zu "falsch positiven" Ergebnissen kommen – der erste Test zeigt eine Infektion an, die gar nicht stattgefunden hat. Deshalb darf ein Patient erst dann informiert werden, wenn der Suchtest durch ein zweites, komplizierteres Verfahren namens "Western-Blot" bestätigt wird.
"Bei einem Western-Blot-Test wird ebenfalls überprüft, ob der Antikörper nachweisbar ist, aber hier werden die Virus-Eiweiße aufgetrennt zuvor, und dann wird geprüft, ob der Antikörper im Patienten tatsächlich gegen diese Viruseiweiße reagiert, und die kann man dann auf dem Teststreifen sichtbar machen. Und das ist dann ein sehr, sehr zuverlässiger Test."
Bestätigte HIV-Infektionen werden zwar an eine zentrale Stelle gemeldet, aber zuverlässig anonymisiert. Für den Patienten folgt aus einer solchen Nachricht, dass er unbedingt mit einem kundigen Arzt das weitere Vorgehen besprechen sollte. AIDS-Spezialist Jörg Gölz erlebt das oft:
"In den Gesprächen geht es vor allem darum, dass viele von den Patienten, die einen positiven HIV-Test haben, die Bilder aus früheren Zeiten noch im Kopf haben, die Fernsehbilder von Sterbenden und so weiter, und als Erstes zu erklären, dass es heute sehr gute und über Jahrzehnte wirksame therapeutische Möglichkeiten gibt, die Infektion zu stoppen, zumindest in Europa, wenn man einen einigermaßen zuverlässigen Patienten vor sich hat."
Zuverlässig bedeutet: Der Patient ist in der Lage und willens, die gegen das Virus gerichteten Medikamente regelmäßig einzunehmen. Um die Behandlung individuell auszurichten, muss dabei immer wieder überprüft werden, wie gut die Mittel anschlagen, das heißt, wie viele – besser: wie wenige – Viren im Körper sind.
"Die Viruslast-Bestimmung ist das notwendige Instrument, um den Verlauf der Erkrankung vor der Therapie vor der Erkrankung und dann den Erfolg der Therapie zu definieren."
Dazu gibt es eine dritte Testart. Hier werden nicht indirekt Antikörper gemessen, sondern das Vorhandensein und die Menge des HI-Virus selbst. Das geht nur mit einem Trick, denn das Erbgut bestimmter Viren, darunter des AIDS-Erregers, besteht nur aus einem Strang. So vermehren, dass Analysen möglich sind, lässt sich aber nur die doppelsträngige DNA. Labormediziner Rudolf Tauber erläutert:
"Bei dieser molekulargenetischen Untersuchung wird die RNA, die Ribonukleinsäure des Virus zuerst umgeschrieben in eine DNA, und diese kann man dann mithilfe einer Polymerase-Kettenreaktion vervielfältigen, und man kann damit die Nachweisgrenze extrem erweitern nach unten, und diese setzt uns in die Lage, das Virus sehr, sehr früh nachzuweisen."
Neben dem Einsatz zur Behandlungskontrolle hat die direkte Virusmessung also auch den Vorteil, Ergebnisse rascher zu liefern. Sie ist allerdings aufwendig und teuer und wird vor allem bei Blutspenden genutzt. Dadurch ist inzwischen eine HIV-Übertragung durch Blut- und Plasmatransfusionen extrem selten geworden.
Eine ganz andere Art von recht einfachen Schnelltests hingegen dient ausschließlich dazu, herauszufinden, ob sich zum Beispiel eine Krankenschwester oder ein Chirurg angesteckt hat.
"Dieses ist auch notwendig, weil die Information die Grundlage für eine prophylaktische Behandlung des Betroffenen, der sich beispielsweise mit einer Kanüle eines HIV-Infizierten gestochen hat, darstellt."
Diese Schnelltests sind aber in einem anderen Zusammenhang sehr problematisch. Obwohl es Deutschland verboten ist, sie an medizinische Laien zu verkaufen, kommt, wer will, trotzdem dran.
"Sie sind häufig falsch positiv, aber sie können auch falsch negativ sein, und führen dann dazu, dass derjenige, der einen solchen Test alleine durchführt, nicht erkennt, dass er doch infiziert ist."
Noch bedenklicher ist für den erfahrenen Arzt, dass ein Mensch, der einen solchen Heimtest macht, damit zunächst alleine fertig werden muss:
"Das Problem dieser Schnelltests zu Hause ist, dass keinerlei ärztliche Beratung dieses Ergebnis einordnen kann und dass die Gefahr besteht, dass irgendwelche Übersprungsreaktionen stattfinden, eben wegen der falsch positiven Ergebnisse. "