Eine Lagerhalle, 200 Meter Regale, mehrere Stockwerke hoch. Dazwischen schmale Straßen über die Gabelstapler rauschen. Mal hierhin, mal dorthin, mal bringen sie Waren, mal holen sie Waren. Zehn Meter kann Thomas Sauerwald aus Troisdorf bei Köln die Gabeln seines Gefährts in die Höhe heben, um sie dann - Millimeterarbeit ist das - unter eine Europalette gleiten zu lassen. Wer hier schlecht sieht, hat ein Problem. Und Thomas Sauerwald hatte eines, ein großes sogar.
"Ja, das war etwas hinderlich, wenn ich nach oben was heben musste, und wenn die Sonne schien, dann hat das schon etwas behindert, ne."
Wenn er nach oben schaute, ahnte er manchmal nur die Position der Gabeln. Thomas Sauerwald litt an einer Hornhautverkrümmung.
"Bei mir hat das angefangen vor 15 Jahren, vor zehn Jahren habe ich schon mal eine neue bekommen, und dann hat sich jetzt das linke Auge total verschlimmert, die Hornhaut wurde immer dünner und irgendwann ist die gerissen, ne."
Die Hornhautverkrümmung oder Stabsichtigkeit ist eine Sehstörung, bei der die ins Auge fallenden Lichtstrahlen nicht in einem Punkt auf der Netzhaut gebündelt werden. Patienten nehmen einzelne Punkte als verschwommene Linien beziehungsweise Stäbe wahr. Ursache ist eine unregelmäßige Krümmung der Hornhaut.
"Kleine Hornhautverkrümmungen hat fast jeder von uns, wenn das aber deutlicher wird, dass die eine Achse stärker gekrümmt ist als die andere Achse, dann spricht man eben von einer Hornhautverkrümmung oder medizinisch Astigmatismus,..."
... sagt Professor Nicole Eter, Leitende Oberärztin an der Universitäts-Augenklinik Bonn. Die Hornhaut ist bei gesunden Augen in senkrechter und waagerechter Richtung fast annähernd kugelförmig gekrümmt. Diese Form garantiert, dass seitlich einfallende Lichtstrahlen genauso ins Auge gelangen, wie Licht, das von vorne kommt. Die Hornhaut selbst besteht aus fünf Schichten: außen das Epithel, gefolgt von zwei festen Schichten und dem Stroma, das sind perfekt parallel liegende Lamellen, ganz unten schließlich auf der Lederhaut das Endothel. Die Hornhaut ist ...
" ... eine der Außenhäute des Auges, und da sie in der optischen Achse liegt, muss sie durchsichtig sein, sie ist praktisch eine Fortsetzung der Lederhaut, die das hintere Auge umschließt, aber so, dass hier die Lamellen komplett parallel liegen und damit Durchsichtigkeit erzeugt wird. "
Neben der Hornhautverkrümmung gibt es Hornhautdystrophien, bei der sich einzelnen Schichten der Hornhaut gegeneinander verschieben. Dadurch verliert sie ihre Transparenz, der Patient sieht die Welt durch einen milchigen Schleier. Beim Keratokonus dagegen - einer typischen Varianten der Hornhautverkrümmung - wird die normalerweise gleichmäßig dicke Hornhaut im zentralen Bereich immer dünner, sie verformt sich kegelförmig. Seit 200 Jahren kennen Mediziner das Leiden, die Ursachen sind aber bis heute nicht bekannt.
"Zum einen ist es schon bei der Geburt festgelegt, welchen Sehfehler wir haben oder entwickeln werden, wie zum Beispiel die Kurz- oder Weitsichtigkeit, das hängt ein bisschen auch vom weiteren Wachstum ab, ob man jetzt einen Keratokonus bekommt oder andere Hornhautverformungen, ist auch genetisch festgelegt."
Je nach Ausprägung sehen die Patienten - doppelt so viele Männer wie Frauen - ihre Umwelt verzerrt oder mit Mehrfachbildern, sie haben permanent gerötete Augen, sind extrem licht- und blendempfindlich, können nachts und in der Dämmerung nur eingeschränkt sehen, nehmen in Lichtquellen Sterne wahr und beim Lesen bilden die Buchstaben Schlieren. Welche Symptome auftreten, hängt davon ab, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist. Und der Fortschritt bestimmt natürlich auch die Therapie. Früh erkannt lassen sich Hornhautverkrümmungen in der Regel mit Brillengläsern korrigieren.
Nicole Eter von der Universitäts-Augenklinik Bonn.
"Die meisten von uns, die eine Brille tragen, haben nicht ein komplett sphärisches Glas drin, das in jeder Ebene gleich bricht, sondern haben da schon eine kleine Achse in diesem Brillenglas drin. Wenn diese Hornhautverkrümmung etwas stärker ist, man kann das letztendlich in Dioptrien ausdrücken, so sagen wir mal ab Minus 3, minus 4 Dioptrien Hornhautverkrümmung, dann würde sich eine Kontaktlinse besser eignen, um das auszugleichen, da gibt es sowohl harte als auch weiche Kontaktlinsen, wenn die Hornhautverkrümmung ein bisschen höher ist, sind eher harte Kontaktlinsen und formstabile Kontaktlinsen angesagt zur Behandlung."
Bei einigen Formen des Astigmatismus nehmen Augenärzte die Korrektur auch direkt am Auge mit einem Excimer-Laser vor. Dabei trägt der Arzt einzelne Bereiche der Hornhaut so ab, dass die Verkrümmung schließlich ausgeglichen wird. Wer an einem Grauen Star leidet und ohnehin operiert werden muss, kann die Hornhautkorrektur übrigens gleich mitmachen lassen.
"Es gibt Hornhautverkrümmungen, die man zum Beispiel im Rahmen einer Katarakt-Operation, das heißt einer Operation des Grauen Stars, ausgleichen kann, indem man dann eine torische Linse in das Auge einsetzt, die dann diese Hornhautverkrümmung ausgleichen kann, kommt es jetzt durch einen Keratokonus zu einer zunehmenden Hornhautverkrümmung, dann ist es irgendwann so weit, dass man eine Hornhautverpflanzung machen muss, um eben diese Aussackung der Hornhaut auszuschneiden und mit einer neuen Hornhaut zu versorgen."
Die Hornhauttransplantation ist der letzte Schritt für Astigmatismus-Patienten. Mediziner ersetzen die eigene verkrümmte Hornhaut durch eine Spenderhornhaut. Dabei stanzt der Operateur den schadhaften Teil der Hornhaut aus ...
"... das ausgestanzte Teil wird entfernt, dann wird die Spenderhornhaut in gleicher Größe in diesen Defekt eingesetzt und eingenäht. Diese Fäden verbleiben recht lange im Auge, bis zu eineinhalb Jahren, weil aufgrund der Tatsache, dass die Hornhaut nicht durchblutet ist, sich kein schnelles Narbengewebe bildet. Letztendlich wird es dann doch vernarben, aber es wird immer eine Stelle bleiben, die gefährdeter ist auf Schläge oder sonst irgendwas."
Prügeln sollte sich also nicht, wer eine neue Hornhaut bekommen hat. Diese Operation ist mittlerweile Routine in den großen Kliniken, ...
" ... wobei die Abstoßungsreaktion nicht vergleichbar ist mit einer Nieren- oder Herztransplantation, weil die Hornhaut nicht durchblutet ist. Die Hornhaut wird versorgt durch das Augenwasser, das sie von hinten umspült, und somit hat man keinen Kontakt zum Blut, deshalb ist die Abstoßungsreaktion deutlich geringer, man muss nicht eine Systemische Immunsuppression durchführen bei den Patienten, lokal Kortison nach der Operation, das schon, aber die Heilungschancen sind da deutlich besser."
In seltenen Fällen kommt es zum sogenannte Hornhautversagen, die Hornhaut trübt ein und muss wieder entfern werden. Das ist unangenehm, aber keine Katastrophe: Der Patient bekommt in solchen Fällen eine zweite Hornhaut.
Bei Thomas Sauerwald ist das nicht notwendig. Er kann wieder deutlich und klar sehen, den Job als Gabelstaplerfahrer muss er nicht aufgeben.
"Das Leben ist wieder ganz anders, Sie sehen wieder klarer mit beiden Augen, und man erkennt auch besser wieder alles, viel schöner, und es sind ja auch keine Schmerzen, die da entstehen. "
Und lange hat es auch nicht gedauert.
"Ich bin sonntags hier reingekommen, montags direkt operiert worden und Samstag kann ich wieder nach Hause gehen."
"Ja, das war etwas hinderlich, wenn ich nach oben was heben musste, und wenn die Sonne schien, dann hat das schon etwas behindert, ne."
Wenn er nach oben schaute, ahnte er manchmal nur die Position der Gabeln. Thomas Sauerwald litt an einer Hornhautverkrümmung.
"Bei mir hat das angefangen vor 15 Jahren, vor zehn Jahren habe ich schon mal eine neue bekommen, und dann hat sich jetzt das linke Auge total verschlimmert, die Hornhaut wurde immer dünner und irgendwann ist die gerissen, ne."
Die Hornhautverkrümmung oder Stabsichtigkeit ist eine Sehstörung, bei der die ins Auge fallenden Lichtstrahlen nicht in einem Punkt auf der Netzhaut gebündelt werden. Patienten nehmen einzelne Punkte als verschwommene Linien beziehungsweise Stäbe wahr. Ursache ist eine unregelmäßige Krümmung der Hornhaut.
"Kleine Hornhautverkrümmungen hat fast jeder von uns, wenn das aber deutlicher wird, dass die eine Achse stärker gekrümmt ist als die andere Achse, dann spricht man eben von einer Hornhautverkrümmung oder medizinisch Astigmatismus,..."
... sagt Professor Nicole Eter, Leitende Oberärztin an der Universitäts-Augenklinik Bonn. Die Hornhaut ist bei gesunden Augen in senkrechter und waagerechter Richtung fast annähernd kugelförmig gekrümmt. Diese Form garantiert, dass seitlich einfallende Lichtstrahlen genauso ins Auge gelangen, wie Licht, das von vorne kommt. Die Hornhaut selbst besteht aus fünf Schichten: außen das Epithel, gefolgt von zwei festen Schichten und dem Stroma, das sind perfekt parallel liegende Lamellen, ganz unten schließlich auf der Lederhaut das Endothel. Die Hornhaut ist ...
" ... eine der Außenhäute des Auges, und da sie in der optischen Achse liegt, muss sie durchsichtig sein, sie ist praktisch eine Fortsetzung der Lederhaut, die das hintere Auge umschließt, aber so, dass hier die Lamellen komplett parallel liegen und damit Durchsichtigkeit erzeugt wird. "
Neben der Hornhautverkrümmung gibt es Hornhautdystrophien, bei der sich einzelnen Schichten der Hornhaut gegeneinander verschieben. Dadurch verliert sie ihre Transparenz, der Patient sieht die Welt durch einen milchigen Schleier. Beim Keratokonus dagegen - einer typischen Varianten der Hornhautverkrümmung - wird die normalerweise gleichmäßig dicke Hornhaut im zentralen Bereich immer dünner, sie verformt sich kegelförmig. Seit 200 Jahren kennen Mediziner das Leiden, die Ursachen sind aber bis heute nicht bekannt.
"Zum einen ist es schon bei der Geburt festgelegt, welchen Sehfehler wir haben oder entwickeln werden, wie zum Beispiel die Kurz- oder Weitsichtigkeit, das hängt ein bisschen auch vom weiteren Wachstum ab, ob man jetzt einen Keratokonus bekommt oder andere Hornhautverformungen, ist auch genetisch festgelegt."
Je nach Ausprägung sehen die Patienten - doppelt so viele Männer wie Frauen - ihre Umwelt verzerrt oder mit Mehrfachbildern, sie haben permanent gerötete Augen, sind extrem licht- und blendempfindlich, können nachts und in der Dämmerung nur eingeschränkt sehen, nehmen in Lichtquellen Sterne wahr und beim Lesen bilden die Buchstaben Schlieren. Welche Symptome auftreten, hängt davon ab, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist. Und der Fortschritt bestimmt natürlich auch die Therapie. Früh erkannt lassen sich Hornhautverkrümmungen in der Regel mit Brillengläsern korrigieren.
Nicole Eter von der Universitäts-Augenklinik Bonn.
"Die meisten von uns, die eine Brille tragen, haben nicht ein komplett sphärisches Glas drin, das in jeder Ebene gleich bricht, sondern haben da schon eine kleine Achse in diesem Brillenglas drin. Wenn diese Hornhautverkrümmung etwas stärker ist, man kann das letztendlich in Dioptrien ausdrücken, so sagen wir mal ab Minus 3, minus 4 Dioptrien Hornhautverkrümmung, dann würde sich eine Kontaktlinse besser eignen, um das auszugleichen, da gibt es sowohl harte als auch weiche Kontaktlinsen, wenn die Hornhautverkrümmung ein bisschen höher ist, sind eher harte Kontaktlinsen und formstabile Kontaktlinsen angesagt zur Behandlung."
Bei einigen Formen des Astigmatismus nehmen Augenärzte die Korrektur auch direkt am Auge mit einem Excimer-Laser vor. Dabei trägt der Arzt einzelne Bereiche der Hornhaut so ab, dass die Verkrümmung schließlich ausgeglichen wird. Wer an einem Grauen Star leidet und ohnehin operiert werden muss, kann die Hornhautkorrektur übrigens gleich mitmachen lassen.
"Es gibt Hornhautverkrümmungen, die man zum Beispiel im Rahmen einer Katarakt-Operation, das heißt einer Operation des Grauen Stars, ausgleichen kann, indem man dann eine torische Linse in das Auge einsetzt, die dann diese Hornhautverkrümmung ausgleichen kann, kommt es jetzt durch einen Keratokonus zu einer zunehmenden Hornhautverkrümmung, dann ist es irgendwann so weit, dass man eine Hornhautverpflanzung machen muss, um eben diese Aussackung der Hornhaut auszuschneiden und mit einer neuen Hornhaut zu versorgen."
Die Hornhauttransplantation ist der letzte Schritt für Astigmatismus-Patienten. Mediziner ersetzen die eigene verkrümmte Hornhaut durch eine Spenderhornhaut. Dabei stanzt der Operateur den schadhaften Teil der Hornhaut aus ...
"... das ausgestanzte Teil wird entfernt, dann wird die Spenderhornhaut in gleicher Größe in diesen Defekt eingesetzt und eingenäht. Diese Fäden verbleiben recht lange im Auge, bis zu eineinhalb Jahren, weil aufgrund der Tatsache, dass die Hornhaut nicht durchblutet ist, sich kein schnelles Narbengewebe bildet. Letztendlich wird es dann doch vernarben, aber es wird immer eine Stelle bleiben, die gefährdeter ist auf Schläge oder sonst irgendwas."
Prügeln sollte sich also nicht, wer eine neue Hornhaut bekommen hat. Diese Operation ist mittlerweile Routine in den großen Kliniken, ...
" ... wobei die Abstoßungsreaktion nicht vergleichbar ist mit einer Nieren- oder Herztransplantation, weil die Hornhaut nicht durchblutet ist. Die Hornhaut wird versorgt durch das Augenwasser, das sie von hinten umspült, und somit hat man keinen Kontakt zum Blut, deshalb ist die Abstoßungsreaktion deutlich geringer, man muss nicht eine Systemische Immunsuppression durchführen bei den Patienten, lokal Kortison nach der Operation, das schon, aber die Heilungschancen sind da deutlich besser."
In seltenen Fällen kommt es zum sogenannte Hornhautversagen, die Hornhaut trübt ein und muss wieder entfern werden. Das ist unangenehm, aber keine Katastrophe: Der Patient bekommt in solchen Fällen eine zweite Hornhaut.
Bei Thomas Sauerwald ist das nicht notwendig. Er kann wieder deutlich und klar sehen, den Job als Gabelstaplerfahrer muss er nicht aufgeben.
"Das Leben ist wieder ganz anders, Sie sehen wieder klarer mit beiden Augen, und man erkennt auch besser wieder alles, viel schöner, und es sind ja auch keine Schmerzen, die da entstehen. "
Und lange hat es auch nicht gedauert.
"Ich bin sonntags hier reingekommen, montags direkt operiert worden und Samstag kann ich wieder nach Hause gehen."