Der Kapuzinerorden ist ein selbstständiger Zweig des Franziskanerordens. Kapuziner tragen ein braunes Gewand mit einer Kapuze. Die Blüten der Kapuzinerkresse ähneln den Kapuzen dieser Mönche.
"Der Name der Kapuzinerkresse kommt von ihrer Blütenform her. Die läuft nach oben spitz zu und diese Kappe hat an die Kappe der Kapuziner erinnert und deswegen haben die Leute im 18. Jahrhundert diesen Namen der Pflanze gegeben. Die läuft nach hinten spitz zu und genauso tut es die Blütenform der Kapuzinerkresse."
Dr. Johannes Mayer vom Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg.
Die Kapuzinerkresse wächst an langen Ranken am Boden entlang oder klettert über Mauern empor. Sie blüht von Juni bis Oktober in vielen Gärten in leuchtendem Gelb oder Orangerot. Die Blüten und die jungen Blätter sind essbar und schmecken würzig, wenn man sie klein gehackt in den Salat gibt oder in Soßen und obendrauf eine Blüte dekoriert.
"Die Kapuzinerkresse hat nicht nur viel Vitamin C, sondern auch Senföle, die sind für den scharfen Geschmack zuständig – wie wir es auch in Meerrettich kennen."
Der scharfe Geschmack ist ein Schutz für die Pflanzen. Damit können sie sich vor ihren Fressfeinden schützen.
Professor Uwe Frank, Leiter der Sektion Krankenhaus- und Umwelthygiene am Department für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg:
"Die Senföle in der Kapuzinerkresse stellen eigentlich einen Schutzmechanismus gegen Insekten dar, zum Beispiel auch gegen Raupenfraß. Die Senföle befinden sich nämlich in den Blättern der Kapuzinerkresse in glycosidisch gebundenen Vorstufen, sogenannten Glucosinolaten. Und unter dem Einfluss von Enzymen werden dann die Isothiocyanate sprich Senföle freigesetzt. Diese haben einen beißenden Geschmack und werden von den Insekten dann abgelehnt, sodass die Pflanze ihre Integrität weitgehend behält."
Die Senföle haben aber auch noch eine viel weiter gehende Wirkung: Sie hemmen nämlich das Wachstum von Bakterien. Diese antibakterielle Wirkung der Senföle konnte Professor Frank im Labor nachweisen.
"Wir haben, um den Effekt von Senfölen auf Mikroorganismen genau zu untersuchen, in unserem Labor ein Modell entwickelt, wie wir die antibakterielle Aktivität von Kapuzinerkresse gegen wichtige Bakterien testen können. Diese Testungen waren sehr erfolgreich und haben gezeigt, dass ein pflanzliches Antibiotikum in Form des Senföls vorliegt."
Dieses pflanzliche Antibiotikum könnte eine Alternative zu herkömmlichen Antibiotika sein, weil krankmachende Bakterien hiergegen nicht resistent sind. Mit anderen Worten: Die Senföle sind ein pflanzliches Antibiotikum, dass auch bislang antibiotikaresistente Bakterien besiegt.
Und sie haben noch einen Vorteil: Sie wirken gleichzeitig gegen Viren – was bei herkömmlichen Antibiotika nicht der Fall ist. Damit nicht genug: Die Senföle der Kapuzinerkresse sind ausgesprochen vielseitig. Dr. Mayer:
"Die Senföle haben ganz erstaunliche Eigenschaften: Sie können das Wachstum von Viren und Bakterien hemmen, aber auch von Pilzen. Und eine Reihe von Studien aus den letzten knapp zehn Jahren haben belegt, dass sie bei entzündlichen Infekten wie Nasennebenhöhlenentzündung, Bronchitits aber auch bei der akuten Blasenentzündung wirklich hilfreich sind."
Die Senföle könnten also durchaus in einigen Fällen eine Alternative zu Antibiotika sein. Allerdings nur, wenn sie konzentriert in einem Präparat vorliegen. Professor Frank:
"Bei der Behandlung von einfachen Harnwegsinfektionen können die Präparate, die auf der Basis von Kapuzinerkresse vorliegen, gut genutzt werden Sicher haben auch die Blätter und die Blüten der Kapuzinerkresse einen antibakteriellen Effekt. Die Konzentrationen, die man aber in dieser Form zu sich nimmt, reichen nicht aus, um Infektionen ausreichend zu therapieren. Ein zusätzlicher prophylaktischer Schutz ist aber durchaus denkbar."
Die Wirkung der Kapuzinerkresse kannten auch unsere Vorfahren. Senföle wurden schon seit Jahrhunderten angewendet. Und auch Omas Hausapotheke empfahl ein einfaches Rezept gegen Schnupfen: eine Handvoll Kapuzinerkresseblüten und -blätter in 1/2 Liter kochendes Wasser geben und dreimal täglich eine Tasse Tee trinken.
Die Verwendung der Senföle aus der Kapuzinerkresse hat eine lange Tradition nicht nur bei Infektionen der oberen Atemwege, sondern auch der Harnwege. Diese heilende Wirkung ist schon den Indianerstämmen Südamerikas bekannt gewesen. Die ursprüngliche Heimat der Pflanze ist das Andengebiet von Peru und Bolivien. Sie kam erst nach dem Jahr 1500 nach Europa. Dr. Mayer:
"Sie wurde dort von verschiedenen Indianerstämmen genutzt, unter anderem auch gegen Vergiftungen, Kopfschmerzen, auch bei Husten und Bronchitis, wie wir sie heute auch einsetzen. Und auch gegen Hautkrankheiten und Skorbut, Vitaminmangel."
Mönche haben sich mit der Heilkunde der Indianer befasst und dabei auch die Kapuzinerkresse beschrieben.
"Der Jesuit Bernabe´Cobo, der ist 1657 gestorben, der hat eines der umfassenden Bücher über die Arzneipflanzen der Indianer geschrieben und da kommt die Kapuzinerkresse auch schon vor."
In Europa wurde die Pflanze dann gegen Skorbut genutzt, vor allem bei langen Reisen, besonders Seereisen. Aber auch in Klöstern war sie bekannt.
"Der Hortus Eystettensis ist ein Garten, der um 1600 in der Stadt Eichstätt auf dem Bischofssitz dort angelegt wurde auf der Willibaldsburg, wo der Bischof residierte und der damalige Bischof hat lauter damals noch wenig bekannt Pflanzen gesammelt und sich einen fantastischen Garten angelegt. Und weil er selber wegen Gicht nicht mehr in den Garten konnte, hat er sich ein großes Buch über diesen Garten mit wunderbaren Abbildungen machen lassen und dieses Buch ist der Hortus Eystettensis. Das ist der erste Beleg von Kapuzinerkresse in Europa."
Erst im 20. Jahrhundert beschäftigte sich dann auch die moderne naturwissenschaftliche Forschung mit der Kapuzinerkresse und bestätigte deren Wirkung auf Bakterien und Viren – sogar die hemmende Wirkung auf das Influenzavirus H1N1 durch die Senföle wurde im Jahr 2010 entdeckt. Es müssen aber noch weitere Studien folgen, um sie gegen die Influenza einsetzen zu können.
"Der Name der Kapuzinerkresse kommt von ihrer Blütenform her. Die läuft nach oben spitz zu und diese Kappe hat an die Kappe der Kapuziner erinnert und deswegen haben die Leute im 18. Jahrhundert diesen Namen der Pflanze gegeben. Die läuft nach hinten spitz zu und genauso tut es die Blütenform der Kapuzinerkresse."
Dr. Johannes Mayer vom Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg.
Die Kapuzinerkresse wächst an langen Ranken am Boden entlang oder klettert über Mauern empor. Sie blüht von Juni bis Oktober in vielen Gärten in leuchtendem Gelb oder Orangerot. Die Blüten und die jungen Blätter sind essbar und schmecken würzig, wenn man sie klein gehackt in den Salat gibt oder in Soßen und obendrauf eine Blüte dekoriert.
"Die Kapuzinerkresse hat nicht nur viel Vitamin C, sondern auch Senföle, die sind für den scharfen Geschmack zuständig – wie wir es auch in Meerrettich kennen."
Der scharfe Geschmack ist ein Schutz für die Pflanzen. Damit können sie sich vor ihren Fressfeinden schützen.
Professor Uwe Frank, Leiter der Sektion Krankenhaus- und Umwelthygiene am Department für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg:
"Die Senföle in der Kapuzinerkresse stellen eigentlich einen Schutzmechanismus gegen Insekten dar, zum Beispiel auch gegen Raupenfraß. Die Senföle befinden sich nämlich in den Blättern der Kapuzinerkresse in glycosidisch gebundenen Vorstufen, sogenannten Glucosinolaten. Und unter dem Einfluss von Enzymen werden dann die Isothiocyanate sprich Senföle freigesetzt. Diese haben einen beißenden Geschmack und werden von den Insekten dann abgelehnt, sodass die Pflanze ihre Integrität weitgehend behält."
Die Senföle haben aber auch noch eine viel weiter gehende Wirkung: Sie hemmen nämlich das Wachstum von Bakterien. Diese antibakterielle Wirkung der Senföle konnte Professor Frank im Labor nachweisen.
"Wir haben, um den Effekt von Senfölen auf Mikroorganismen genau zu untersuchen, in unserem Labor ein Modell entwickelt, wie wir die antibakterielle Aktivität von Kapuzinerkresse gegen wichtige Bakterien testen können. Diese Testungen waren sehr erfolgreich und haben gezeigt, dass ein pflanzliches Antibiotikum in Form des Senföls vorliegt."
Dieses pflanzliche Antibiotikum könnte eine Alternative zu herkömmlichen Antibiotika sein, weil krankmachende Bakterien hiergegen nicht resistent sind. Mit anderen Worten: Die Senföle sind ein pflanzliches Antibiotikum, dass auch bislang antibiotikaresistente Bakterien besiegt.
Und sie haben noch einen Vorteil: Sie wirken gleichzeitig gegen Viren – was bei herkömmlichen Antibiotika nicht der Fall ist. Damit nicht genug: Die Senföle der Kapuzinerkresse sind ausgesprochen vielseitig. Dr. Mayer:
"Die Senföle haben ganz erstaunliche Eigenschaften: Sie können das Wachstum von Viren und Bakterien hemmen, aber auch von Pilzen. Und eine Reihe von Studien aus den letzten knapp zehn Jahren haben belegt, dass sie bei entzündlichen Infekten wie Nasennebenhöhlenentzündung, Bronchitits aber auch bei der akuten Blasenentzündung wirklich hilfreich sind."
Die Senföle könnten also durchaus in einigen Fällen eine Alternative zu Antibiotika sein. Allerdings nur, wenn sie konzentriert in einem Präparat vorliegen. Professor Frank:
"Bei der Behandlung von einfachen Harnwegsinfektionen können die Präparate, die auf der Basis von Kapuzinerkresse vorliegen, gut genutzt werden Sicher haben auch die Blätter und die Blüten der Kapuzinerkresse einen antibakteriellen Effekt. Die Konzentrationen, die man aber in dieser Form zu sich nimmt, reichen nicht aus, um Infektionen ausreichend zu therapieren. Ein zusätzlicher prophylaktischer Schutz ist aber durchaus denkbar."
Die Wirkung der Kapuzinerkresse kannten auch unsere Vorfahren. Senföle wurden schon seit Jahrhunderten angewendet. Und auch Omas Hausapotheke empfahl ein einfaches Rezept gegen Schnupfen: eine Handvoll Kapuzinerkresseblüten und -blätter in 1/2 Liter kochendes Wasser geben und dreimal täglich eine Tasse Tee trinken.
Die Verwendung der Senföle aus der Kapuzinerkresse hat eine lange Tradition nicht nur bei Infektionen der oberen Atemwege, sondern auch der Harnwege. Diese heilende Wirkung ist schon den Indianerstämmen Südamerikas bekannt gewesen. Die ursprüngliche Heimat der Pflanze ist das Andengebiet von Peru und Bolivien. Sie kam erst nach dem Jahr 1500 nach Europa. Dr. Mayer:
"Sie wurde dort von verschiedenen Indianerstämmen genutzt, unter anderem auch gegen Vergiftungen, Kopfschmerzen, auch bei Husten und Bronchitis, wie wir sie heute auch einsetzen. Und auch gegen Hautkrankheiten und Skorbut, Vitaminmangel."
Mönche haben sich mit der Heilkunde der Indianer befasst und dabei auch die Kapuzinerkresse beschrieben.
"Der Jesuit Bernabe´Cobo, der ist 1657 gestorben, der hat eines der umfassenden Bücher über die Arzneipflanzen der Indianer geschrieben und da kommt die Kapuzinerkresse auch schon vor."
In Europa wurde die Pflanze dann gegen Skorbut genutzt, vor allem bei langen Reisen, besonders Seereisen. Aber auch in Klöstern war sie bekannt.
"Der Hortus Eystettensis ist ein Garten, der um 1600 in der Stadt Eichstätt auf dem Bischofssitz dort angelegt wurde auf der Willibaldsburg, wo der Bischof residierte und der damalige Bischof hat lauter damals noch wenig bekannt Pflanzen gesammelt und sich einen fantastischen Garten angelegt. Und weil er selber wegen Gicht nicht mehr in den Garten konnte, hat er sich ein großes Buch über diesen Garten mit wunderbaren Abbildungen machen lassen und dieses Buch ist der Hortus Eystettensis. Das ist der erste Beleg von Kapuzinerkresse in Europa."
Erst im 20. Jahrhundert beschäftigte sich dann auch die moderne naturwissenschaftliche Forschung mit der Kapuzinerkresse und bestätigte deren Wirkung auf Bakterien und Viren – sogar die hemmende Wirkung auf das Influenzavirus H1N1 durch die Senföle wurde im Jahr 2010 entdeckt. Es müssen aber noch weitere Studien folgen, um sie gegen die Influenza einsetzen zu können.