Das junge Paar hatte sich riesig auf den Nachwuchs gefreut. Es würde ein Junge werden, das war rasch klar, Mutter und Kind ging es gut, die Ärztin stellte eine komplikationsfreie Schwangerschaft in Aussicht. Bis sie sich bei einer Routineuntersuchung die Füße des Kindes genauer ansah.
"Das war in der vorgeburtlichen Diagnostik, wie es heute so schön heißt, da ist das im vierten Schwangerschaftsmonat festgestellt worden per Ultraschall, und da hat man uns das halt gesagt, dass er diese Behinderung hat."
Diese Behinderung, erzählt der Vater des Kindes, heißt umgangssprachlich Klumpfuß. Schon der Begriff ist Furcht einflößend, und wer sich im Internet Bilder dieser Fußdeformation anschaut – was seine Frau und er natürlich sofort getan haben – verliert verständlicherweise jeden Mut.
"Wir waren schon ziemlich erschüttert! Man rechnet ja nicht damit, dass ein Kind behindert auf die Welt kommt, insofern waren wir schon ziemlich vor den Kopf geschlagen, weil die Ärztin das vielleicht auch nicht ganz so feinfühlig gemacht hat, wie man erwartet hätte, für Mediziner ist das so eine normale Sache, die haben immer mit Krankheiten zu tun. Insofern waren wir da mitgenommen, meine Frau ganz besonders."
Klumpfüße bei Neugeborenen sehen schlimm aus, keine Frage, medizinische Laien können sich kaum vorstellen, dass betroffene Kinder jemals laufen und springen, tanzen und rennen können wie Kinder mit gesunden Füßen. Genau das ist aber der Fall – doch davon später mehr!
Klumpfüße kommen vergleichsweise häufig vor. Auf 1000 Neugeborene zählen Ärzte einen Fall, womit Pes equinovarus nach der Hüftdysplasie – einer Fehlstellung der Hüfte – die zweithäufigste orthopädische Fehlbildung bei Neugeborenen ist. Jungen sind doppelt so häufig betroffen wie Mädchen, manchmal ist nur ein Fuß erkrankt, manchmal beide, eine bevorzugte Seite gibt es nicht.
"Es ist eine relativ komplexe Fußerkrankung, die besteht aus verschiedenen Komponenten. Einerseits hat man den ausgeprägten Spitzfuß, man hat einen Hohlfuß, man hat einen sogenannten Rückfuß varus, das heißt, der Fuß ist nach innen geknickt, und aus diesen vier Komponenten setzt sich der Klumpfuß zusammen."
Erklärt Dr. Jörn Michael, geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität zu Köln. Klumpfüße werden vererbt, allerdings sind trotz aller Forschung die Ursachen dieser Fehlbildung bis heute unbekannt. Da die Deformation eine gewisse Ähnlichkeit mit dem frühembryonalen Fuß aufweist, vermuten manche Mediziner, dass die Entwicklung des Fußes auf einer frühen embryonalen Entwicklungsstufe stehen geblieben ist. Genaues weiß aber niemand, weshalb Ärzte zunächst einmal nur zwischen dem Primären und den Sekundären Klumpfuß unterscheiden.
"Primär bedeutet idiopathisch, das heißt, die Entstehung ist nicht bekannt, es gibt keine wirkliche Ursache. Man weiß intrauterin vor der Geburt, dass ein Klumpfuß besteht, und bei dem Sekundären Klumpfuß kann das mit neurologischen Grunderkrankungen zusammenhängen oder auch nach Unfällen, das ist aber nicht beim Säugling, sondern beim Älteren."
Ziel jeder Therapie ist es, den Klumpfuß in die richtige Position zu bringen – wobei schon ein Blick auf die Deformation die Schwierigkeiten verdeutlicht. Bei vielen Kindern ist der Fuß so verbogen, dass sie auf dem Fußaußenrand gehen, manchmal auch auf dem Fußrücken, in einigen wenigen Fällen ist die Fußsohle sogar nach oben gerichtet. Solche Fehlstellung lassen sich nicht durch einfachen manuellen Druck ausgleichen.
"Je nach Ausprägung des Klumpfußes ist eigentlich nur entweder eine konservative Therapie mit Gips und Bandagen möglich, oder wenn er sehr ausgeprägt ist, muss man eine Operation machen. Wichtig aber ist, dass man direkt nach der Geburt, wenn die Klumpfußdiagnose gestellt ist, auch mit der Therapie beginnt. Das sieht dann so aus, dass der Fuß über einen Zeitraum von drei bis vier Monaten mit einem entsprechenden Gips, der mehrfach gewechselt wird, weil der Fuß ja wächst, angelegt wird, das heißt, der Fuß wird in die korrekte Position gebracht, der Sicherfuß wird korrigiert, der Rückfuß varus wird korrigiert, die nach innen gedrehte Ferse, der Hohlfuß wird ein bisschen korrigiert. Was man belässt, ist der Spitzfuß, weil, man würde, wenn man versucht, die Achillesferse mit einem Gips zu verlängern, einen Schaukelfuß induzieren, das heißt, diese Achillsehnenverkürzung würde dann operativ angegangen."
Vereinfacht gesagt: Der deformierte Fuß wird neu modelliert, die Fehlstellung mit kleinen Kräften über längere Zeit nach und nach korrigiert. Dieses Behandlungsprinzip funktioniert umso besser, je früher die Therapie beginnt. Ideal ist unmittelbar nach der Geburt! Wird der Klumpfuß nicht behandelt, bleibt die Fehlstellung bestehen. Die Gelenke rutschen aus ihrer Position heraus, die Knochen wachsen deformiert weiter, die Weichteile verhärten und der Fuß versteift. Unbehandelt führt der Klumpfuß zu einer schweren Behinderung. Bei einer konsequenten Therapie sieht die Situation ganz anders aus. Kinder mit Klumpfüßen lernen zum Beispiel problemlos Laufen. Jörn Michael vom Universitätsklinikum Köln.
"Das geht ohne Weiteres! Wenn man nicht weiß, dass die Kinder einen Klumpfuß haben oder hatten, dann sieht man es nicht, es fällt nur dann auf, wenn es ein einseitiger Klumpfuß ist. Man hat einerseits eine Verkürzung des Fußes, andererseits auch eine typische Klumpfußwade, das heißt, der Unterschenkel ist etwas dünner. Das fällt aber nur auf, wenn der Patient, das Kind, einen einseitigen Klumpfuß hat, bei beidseitigen sind beide gleich klein, meist immer eine Schuhnummer kleiner, und auch die Wade ist entsprechend schmaler ausgebildet, das ist eine typische Erscheinung beim Klumpfuß."
Es klingt schon etwas merkwürdig, aber Kinder mit beidseitigen Klumpfüßen haben gewisse Vorteile. Optisch fällt die ursprüngliche Deformation des Fußes und der Wade kaum noch auf, außerdem müssen die Eltern nicht jedes Mal zwei Paar Schuhe kaufen.
Unabhängig davon, ob der Klumpfuß ein- oder beidseitig vorkommt, beim Sport spielt er keine Rolle.
"Das heißt auch Sprungsportarten wie Hochsprung, Basketball, Volleyball, es gibt viele biomechanische Untersuchungen, die gezeigt haben, dass die Kraft auch am Klumpfuß die gleiche ist, und die Achillessehen ist genauso kräftig oder anfällig für Verletzungen wie bei der normalen Seite, sportlich ist ohne Einschränkung alles möglich!"
Für Kinder mit Klumpfüßen und natürlich für deren Eltern ist in diesem Punkt die moderne Orthopädie ein Segen. Wer Bilder von Babys mit Klumpfüßen sieht und Bilder von behandelten Kindern, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg. Zunächst müssen sich die Eltern mit der neuen Situation auseinandersetzen – und manchmal auch mit den Blicken Fremder.
"Es war eigentlich relativ interessant vor allem in der Anfangszeit als er die Gipse noch um die Beine hatte. Wenn Leute Gips sehen, dann denken sie, der hat was gebrochen. Wenn man dann einen Säugling sieht von zwei bis drei Monaten, dann denken die, man hat das Kind fallen gelassen. Das ist lustig, ne, da kann man seine Späße mitmachen. Insofern erntet man da manchmal auch merkwürdige Blicke, abschätzig vielleicht nicht, aber auf jeden Fall gucken die Leute und können nichts damit anfangen."
Mittlerweile ist sein Sohn 17 Monate jung, die schlimmste Phase hat er hinter sich. Es ist ein aufgewecktes, liebes Kind, es lernt viel und schnell und Laufen sowieso.
"Heute ist es so, dass er nach den Metallschienen Kunststofforthesen hat, also Kunststoffschienen, die schließen den Unterschenkel ein, das Kniegelenk ist frei, die Füße sind natürlich auch mit eingeschlossen in dieser Schiene und am Fußgelenk ist ein Gelenk, dass er den Fuß ein bisschen abrollen kann und mit diesen Schienen kann er stehen und laufen. Er fängt jetzt gerade an zu laufen, das sind Gummisohlen, dass er nicht abrutschen kann, das ist so aktuell der Stand der Dinge."
In einigen Jahren wird kein Fremder merken, dass der Junge mit Klumpfüßen zur Welt gekommen ist!
"Das war in der vorgeburtlichen Diagnostik, wie es heute so schön heißt, da ist das im vierten Schwangerschaftsmonat festgestellt worden per Ultraschall, und da hat man uns das halt gesagt, dass er diese Behinderung hat."
Diese Behinderung, erzählt der Vater des Kindes, heißt umgangssprachlich Klumpfuß. Schon der Begriff ist Furcht einflößend, und wer sich im Internet Bilder dieser Fußdeformation anschaut – was seine Frau und er natürlich sofort getan haben – verliert verständlicherweise jeden Mut.
"Wir waren schon ziemlich erschüttert! Man rechnet ja nicht damit, dass ein Kind behindert auf die Welt kommt, insofern waren wir schon ziemlich vor den Kopf geschlagen, weil die Ärztin das vielleicht auch nicht ganz so feinfühlig gemacht hat, wie man erwartet hätte, für Mediziner ist das so eine normale Sache, die haben immer mit Krankheiten zu tun. Insofern waren wir da mitgenommen, meine Frau ganz besonders."
Klumpfüße bei Neugeborenen sehen schlimm aus, keine Frage, medizinische Laien können sich kaum vorstellen, dass betroffene Kinder jemals laufen und springen, tanzen und rennen können wie Kinder mit gesunden Füßen. Genau das ist aber der Fall – doch davon später mehr!
Klumpfüße kommen vergleichsweise häufig vor. Auf 1000 Neugeborene zählen Ärzte einen Fall, womit Pes equinovarus nach der Hüftdysplasie – einer Fehlstellung der Hüfte – die zweithäufigste orthopädische Fehlbildung bei Neugeborenen ist. Jungen sind doppelt so häufig betroffen wie Mädchen, manchmal ist nur ein Fuß erkrankt, manchmal beide, eine bevorzugte Seite gibt es nicht.
"Es ist eine relativ komplexe Fußerkrankung, die besteht aus verschiedenen Komponenten. Einerseits hat man den ausgeprägten Spitzfuß, man hat einen Hohlfuß, man hat einen sogenannten Rückfuß varus, das heißt, der Fuß ist nach innen geknickt, und aus diesen vier Komponenten setzt sich der Klumpfuß zusammen."
Erklärt Dr. Jörn Michael, geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität zu Köln. Klumpfüße werden vererbt, allerdings sind trotz aller Forschung die Ursachen dieser Fehlbildung bis heute unbekannt. Da die Deformation eine gewisse Ähnlichkeit mit dem frühembryonalen Fuß aufweist, vermuten manche Mediziner, dass die Entwicklung des Fußes auf einer frühen embryonalen Entwicklungsstufe stehen geblieben ist. Genaues weiß aber niemand, weshalb Ärzte zunächst einmal nur zwischen dem Primären und den Sekundären Klumpfuß unterscheiden.
"Primär bedeutet idiopathisch, das heißt, die Entstehung ist nicht bekannt, es gibt keine wirkliche Ursache. Man weiß intrauterin vor der Geburt, dass ein Klumpfuß besteht, und bei dem Sekundären Klumpfuß kann das mit neurologischen Grunderkrankungen zusammenhängen oder auch nach Unfällen, das ist aber nicht beim Säugling, sondern beim Älteren."
Ziel jeder Therapie ist es, den Klumpfuß in die richtige Position zu bringen – wobei schon ein Blick auf die Deformation die Schwierigkeiten verdeutlicht. Bei vielen Kindern ist der Fuß so verbogen, dass sie auf dem Fußaußenrand gehen, manchmal auch auf dem Fußrücken, in einigen wenigen Fällen ist die Fußsohle sogar nach oben gerichtet. Solche Fehlstellung lassen sich nicht durch einfachen manuellen Druck ausgleichen.
"Je nach Ausprägung des Klumpfußes ist eigentlich nur entweder eine konservative Therapie mit Gips und Bandagen möglich, oder wenn er sehr ausgeprägt ist, muss man eine Operation machen. Wichtig aber ist, dass man direkt nach der Geburt, wenn die Klumpfußdiagnose gestellt ist, auch mit der Therapie beginnt. Das sieht dann so aus, dass der Fuß über einen Zeitraum von drei bis vier Monaten mit einem entsprechenden Gips, der mehrfach gewechselt wird, weil der Fuß ja wächst, angelegt wird, das heißt, der Fuß wird in die korrekte Position gebracht, der Sicherfuß wird korrigiert, der Rückfuß varus wird korrigiert, die nach innen gedrehte Ferse, der Hohlfuß wird ein bisschen korrigiert. Was man belässt, ist der Spitzfuß, weil, man würde, wenn man versucht, die Achillesferse mit einem Gips zu verlängern, einen Schaukelfuß induzieren, das heißt, diese Achillsehnenverkürzung würde dann operativ angegangen."
Vereinfacht gesagt: Der deformierte Fuß wird neu modelliert, die Fehlstellung mit kleinen Kräften über längere Zeit nach und nach korrigiert. Dieses Behandlungsprinzip funktioniert umso besser, je früher die Therapie beginnt. Ideal ist unmittelbar nach der Geburt! Wird der Klumpfuß nicht behandelt, bleibt die Fehlstellung bestehen. Die Gelenke rutschen aus ihrer Position heraus, die Knochen wachsen deformiert weiter, die Weichteile verhärten und der Fuß versteift. Unbehandelt führt der Klumpfuß zu einer schweren Behinderung. Bei einer konsequenten Therapie sieht die Situation ganz anders aus. Kinder mit Klumpfüßen lernen zum Beispiel problemlos Laufen. Jörn Michael vom Universitätsklinikum Köln.
"Das geht ohne Weiteres! Wenn man nicht weiß, dass die Kinder einen Klumpfuß haben oder hatten, dann sieht man es nicht, es fällt nur dann auf, wenn es ein einseitiger Klumpfuß ist. Man hat einerseits eine Verkürzung des Fußes, andererseits auch eine typische Klumpfußwade, das heißt, der Unterschenkel ist etwas dünner. Das fällt aber nur auf, wenn der Patient, das Kind, einen einseitigen Klumpfuß hat, bei beidseitigen sind beide gleich klein, meist immer eine Schuhnummer kleiner, und auch die Wade ist entsprechend schmaler ausgebildet, das ist eine typische Erscheinung beim Klumpfuß."
Es klingt schon etwas merkwürdig, aber Kinder mit beidseitigen Klumpfüßen haben gewisse Vorteile. Optisch fällt die ursprüngliche Deformation des Fußes und der Wade kaum noch auf, außerdem müssen die Eltern nicht jedes Mal zwei Paar Schuhe kaufen.
Unabhängig davon, ob der Klumpfuß ein- oder beidseitig vorkommt, beim Sport spielt er keine Rolle.
"Das heißt auch Sprungsportarten wie Hochsprung, Basketball, Volleyball, es gibt viele biomechanische Untersuchungen, die gezeigt haben, dass die Kraft auch am Klumpfuß die gleiche ist, und die Achillessehen ist genauso kräftig oder anfällig für Verletzungen wie bei der normalen Seite, sportlich ist ohne Einschränkung alles möglich!"
Für Kinder mit Klumpfüßen und natürlich für deren Eltern ist in diesem Punkt die moderne Orthopädie ein Segen. Wer Bilder von Babys mit Klumpfüßen sieht und Bilder von behandelten Kindern, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg. Zunächst müssen sich die Eltern mit der neuen Situation auseinandersetzen – und manchmal auch mit den Blicken Fremder.
"Es war eigentlich relativ interessant vor allem in der Anfangszeit als er die Gipse noch um die Beine hatte. Wenn Leute Gips sehen, dann denken sie, der hat was gebrochen. Wenn man dann einen Säugling sieht von zwei bis drei Monaten, dann denken die, man hat das Kind fallen gelassen. Das ist lustig, ne, da kann man seine Späße mitmachen. Insofern erntet man da manchmal auch merkwürdige Blicke, abschätzig vielleicht nicht, aber auf jeden Fall gucken die Leute und können nichts damit anfangen."
Mittlerweile ist sein Sohn 17 Monate jung, die schlimmste Phase hat er hinter sich. Es ist ein aufgewecktes, liebes Kind, es lernt viel und schnell und Laufen sowieso.
"Heute ist es so, dass er nach den Metallschienen Kunststofforthesen hat, also Kunststoffschienen, die schließen den Unterschenkel ein, das Kniegelenk ist frei, die Füße sind natürlich auch mit eingeschlossen in dieser Schiene und am Fußgelenk ist ein Gelenk, dass er den Fuß ein bisschen abrollen kann und mit diesen Schienen kann er stehen und laufen. Er fängt jetzt gerade an zu laufen, das sind Gummisohlen, dass er nicht abrutschen kann, das ist so aktuell der Stand der Dinge."
In einigen Jahren wird kein Fremder merken, dass der Junge mit Klumpfüßen zur Welt gekommen ist!