"Zumeist ist es natürlich die Durchfallerkrankung, die uns auf Reisen oder auch sonst Beschwerden machen kann, auch chronische Darmerkrankungen, die man sehr effektiv mit pflanzlichen oder natürlichen Heilmethoden behandeln kann. Die Verstopfung kann man auch sehr gut mit pflanzlichen Mitteln behandeln, wo es inzwischen weniger eine Rolle spielt, ist bei Magengeschwür, seitdem man sie mit den Antibiotika bei der Helicobacterbesiedelung behandelt, aber viele Menschen haben ja trotzdem kein Magengeschwür, sondern eine Art empfindlichen Magen. Da wiederum sind pflanzliche Heilmittel ganz gut."
Aber deren Zahl ist kaum überschaubar: Anis, Bitterklee oder Enzian, Flohkraut, Frauenmantel, Goldlack oder Gemeiner Hopfen, Kümmel oder Kamille, Süßholzwurzel, Wacholder oder Wermut ... Hilfe bei der Auswahl gibt Matthias Melzig, Professor für biologische Pharmazie an der FU Berlin und Autor eines Standardwerkes zu Arzneipflanzen:
"Gerade bei Durchfallerkrankungen gibt es ein Teil pflanzlicher Arzneimittel, die sogenannte Gerbstoffe enthalten. Gerbstoffe sind Stoffe, die die Eigenschaften haben, mit der Schleimhaut in Wechselwirkung zu treten, auch der des Magen-Darm-Traktes, und dort dazu führen, dass einmal Bakterien nicht mehr sich festhalten können quasi an der Schleimhaut und damit abgetötet werden, und zum anderen die Schleimhautoberfläche so verändern, dass der starke Wassereinstrom, der in den Dickdarm passiert, ein wenig zurückgedrängt wird."
Pflanzen mit vielen Gerbstoffen sind zum Beispiel der Odermennig, auch Ackerkraut genannt, und Frauenmantel – beides Rosengewächse, bei denen die Blüten und Blätter verwendet werden, in der Regel als Teeaufguss. Und auch für das Gegenteil, die Verstopfung, gibt es Hilfe bei Mutter Natur:
"Da würde ich vor allem den Flohsamen als das wichtigste Mittel nennen, das ist eine Verwandte des Spitzwegerichs, und da gibt es Fertigpräparate in den Apotheken zu kaufen, und das bewährt sich da sehr gut."
"Plantago ovata" – Flohsamen, genauer Flohsamenschalen, ist eines der ersten pflanzlichen Arzneimittel, dem die europäische Arzneimittelbehörde EMEA in London Wirksamkeit und Sicherheit bescheinigt hat. Die "Bauchschmerzen", die oft bei Magen-Darm-Problemen auftreten, sind meist auf Schleimhautreizungen und Entzündungen zurückzuführen. Auch dagegen gibt es mehrere bewährte Arzneipflanzen. Matthias Melzig:
"Das ist einmal die Kamille, die Kamillenblüten, auch seit alters her bekannt in vielfältigen Präparaten, und auch die Süßholzwurzel, die insgesamt eine entzündungshemmende Wirkung aufweisen."
Die wirksamen Inhaltsstoffe dieser Pflanzen sind vor allem die ätherischen Öle sowie "Schleimstoffe". Kamille ist außerdem krampflösend und hemmt gezielt die Magensäure. Allerdings muss für einen therapeutischen Effekt eine ausreichende Konzentration der Wirkstoffe vorhanden sein, die auch abhängig ist vom Standort, Erntezeitpunkt und von der Sorte. Deshalb sind oft standardisierte Fertigarzneimittel aus Pflanzen besser als selbst hergestellte Zubereitungen. Auch die Süßholzwurzel ist schon seit alters her bekannt als Heilmittel: Bei den Chinesen gehört sie zu den zehn wichtigsten Arzneipflanzen, Napoleon kaute die Wurzel, auch bekannt als "Lakritze", wegen seines Magengeschwürs. Und der charakteristische bittersüße Geschmack findet sich noch in weiteren pflanzlichen "Magenmitteln":
"Anis, Kümmel, Fenchel sind so eine Gruppe von Ätherisch-Öldrogen, die man sehr gerne, vor allem auch bei Kindern, bei Krämpfen des Magen-Darmtraktes einsetzt, weil sie eine leichte spasmolytische Wirkung aufweisen, und sie wirken insgesamt verdauungsfördernd, weil sie die Freisetzung von Verdauungssäften fördern und somit die Verdauung insgesamt befördern können."
Ein Fencheltee ist nicht gut nur für Babys, sondern ebenso für stillende Mütter. Denn der heiße Aufguss aus den getrockneten reifen Früchten regt auch die Milchproduktion an und reguliert über die Milch wiederum die Verdauung des Säuglings.
"Wenn die Beschwerden, auch Sodbrennen, an sich eher so durch eine Verdauungsschwäche bewirkt sind, es gibt ja viele Menschen, die vertragen keine fetten Sachen, und bei jeder Gelegenheit haben die eine Magen-Darm-Verstimmung, da bewähren sich pflanzliche Bittertropfen, Enzian ist da drin, oder das berühmte Tausendgüldenkraut, aber übrigens auch der Wermut, den wir ja nicht ohne Grund in Campari-, Martiniaperitifs drin haben. Die kann man aber auch als Bittertee zu sich nehmen. Da gibt es übrigens auch Studien: Bei chronisch schweren Darmerkrankungen ist Wermut ein wirksames Heilmittel."
Als Bitterstoffpflanzen gelten zunächst einfach alle, die einen bitteren Geschmack haben. Beim Wermutstrauch ist diese Eigenschaft ja fast poetisch im "Wermutstropfen" ausgedrückt. Aufgrund neuester Forschungen weiß man aber auch, dass sich Sensoren für Bitterstoffe nicht nur im Mund befinden, sondern im gesamten Magen-Darm-Trakt. Der Körper nimmt Bitteres als tendenziell gefährlich, "giftig" wahr und geht auf Abwehr - ein im Prinzip gesunder Vorgang, erklärt Andreas Michalsen:
"Das Bittere signalisiert dem Körper, dass er mehr Verdauungsarbeit, wie man in der Naturheilkunde sagt, mehr 'Verdauungsfeuer' hingeben muss. Das sind die Gallensekrete, die Bauchspeicheldrüsen, es wird einfach mehr Schleim produziert, und das ist gleichzeitig das Heil bringende, weil wir natürlich oft zu fade essen, da passiert nicht viel im Magen-Darm-Trakt, und wenn nicht viel passiert, und wenn man nicht richtig verdaut, dann ist es auch nicht gut für die Gesundheit."
Erstaunlicherweise wirken pflanzliche Bitterstoffe aber nicht nur verdauungsfördernd, sondern auch appetitanregend, weil sie den Speichelfluss verstärken. Das kann ebenfalls ein gewollter therapeutischer Nutzen sein.
"Es ist natürlich tatsächlich so, dass wir in der Regel keine Untergewichtsproblematik haben in Europa. Aber, das wissen wir alle: Krankheiten, egal ob es Fieber, ob es Rheuma oder ob es Krebs oder Zustand nach Chemotherapie ist, gehen mit Appetitlosigkeit einher. Das ist ein Schwächezeichen des Körpers. Und dann ist es schon günstig, appetitanregende Tropfen, Kräuter, zu geben. Nicht damit man zunimmt, das könnte vielleicht mal bei Schwerstkranken nach Krebs auch mal ein Ziel sein, sondern dass insgesamt der gesunde Appetit wieder den gesunden Körper nach sich zieht."
Fenchel, Anis, Kümmel oder auch Ingwer, Koriander, Rosmarin, Knoblauch - alle diese Pflanzen sind hierzulande ja mehr als Speise-, denn als Arzneipflanzen bekannt. Kann also ein "gesund gewürztes" Essen schon Heilmittel oder mindestens Vorbeugung gegen Magen-Darm-Beschwerden sein? Der Spezialist für Naturheilkunde an der Charité, Professor Andreas Michalsen:
"Ganz präzise kann ich das nicht beantworten, aber wenn man sich das angewöhnen kann, sein Essen regelmäßig und reichlich zu würzen, wird man die Verdauungsqualität ganz sicher verbessern. Es wird dann mehr Bauchspeicheldrüsen-, mehr Gallenblasensekret ausgeschieden, die Schleimhaut im Magen-Darm-Bereich wird aktiver sein, und das schützt die Schleimhaut. Also wenn man sich das angewöhnen kann, tut man sich was sehr sehr Gutes, und dann muss man vielleicht auch nicht mehr den teureren Weg zur Apotheke nehmen."
Aber deren Zahl ist kaum überschaubar: Anis, Bitterklee oder Enzian, Flohkraut, Frauenmantel, Goldlack oder Gemeiner Hopfen, Kümmel oder Kamille, Süßholzwurzel, Wacholder oder Wermut ... Hilfe bei der Auswahl gibt Matthias Melzig, Professor für biologische Pharmazie an der FU Berlin und Autor eines Standardwerkes zu Arzneipflanzen:
"Gerade bei Durchfallerkrankungen gibt es ein Teil pflanzlicher Arzneimittel, die sogenannte Gerbstoffe enthalten. Gerbstoffe sind Stoffe, die die Eigenschaften haben, mit der Schleimhaut in Wechselwirkung zu treten, auch der des Magen-Darm-Traktes, und dort dazu führen, dass einmal Bakterien nicht mehr sich festhalten können quasi an der Schleimhaut und damit abgetötet werden, und zum anderen die Schleimhautoberfläche so verändern, dass der starke Wassereinstrom, der in den Dickdarm passiert, ein wenig zurückgedrängt wird."
Pflanzen mit vielen Gerbstoffen sind zum Beispiel der Odermennig, auch Ackerkraut genannt, und Frauenmantel – beides Rosengewächse, bei denen die Blüten und Blätter verwendet werden, in der Regel als Teeaufguss. Und auch für das Gegenteil, die Verstopfung, gibt es Hilfe bei Mutter Natur:
"Da würde ich vor allem den Flohsamen als das wichtigste Mittel nennen, das ist eine Verwandte des Spitzwegerichs, und da gibt es Fertigpräparate in den Apotheken zu kaufen, und das bewährt sich da sehr gut."
"Plantago ovata" – Flohsamen, genauer Flohsamenschalen, ist eines der ersten pflanzlichen Arzneimittel, dem die europäische Arzneimittelbehörde EMEA in London Wirksamkeit und Sicherheit bescheinigt hat. Die "Bauchschmerzen", die oft bei Magen-Darm-Problemen auftreten, sind meist auf Schleimhautreizungen und Entzündungen zurückzuführen. Auch dagegen gibt es mehrere bewährte Arzneipflanzen. Matthias Melzig:
"Das ist einmal die Kamille, die Kamillenblüten, auch seit alters her bekannt in vielfältigen Präparaten, und auch die Süßholzwurzel, die insgesamt eine entzündungshemmende Wirkung aufweisen."
Die wirksamen Inhaltsstoffe dieser Pflanzen sind vor allem die ätherischen Öle sowie "Schleimstoffe". Kamille ist außerdem krampflösend und hemmt gezielt die Magensäure. Allerdings muss für einen therapeutischen Effekt eine ausreichende Konzentration der Wirkstoffe vorhanden sein, die auch abhängig ist vom Standort, Erntezeitpunkt und von der Sorte. Deshalb sind oft standardisierte Fertigarzneimittel aus Pflanzen besser als selbst hergestellte Zubereitungen. Auch die Süßholzwurzel ist schon seit alters her bekannt als Heilmittel: Bei den Chinesen gehört sie zu den zehn wichtigsten Arzneipflanzen, Napoleon kaute die Wurzel, auch bekannt als "Lakritze", wegen seines Magengeschwürs. Und der charakteristische bittersüße Geschmack findet sich noch in weiteren pflanzlichen "Magenmitteln":
"Anis, Kümmel, Fenchel sind so eine Gruppe von Ätherisch-Öldrogen, die man sehr gerne, vor allem auch bei Kindern, bei Krämpfen des Magen-Darmtraktes einsetzt, weil sie eine leichte spasmolytische Wirkung aufweisen, und sie wirken insgesamt verdauungsfördernd, weil sie die Freisetzung von Verdauungssäften fördern und somit die Verdauung insgesamt befördern können."
Ein Fencheltee ist nicht gut nur für Babys, sondern ebenso für stillende Mütter. Denn der heiße Aufguss aus den getrockneten reifen Früchten regt auch die Milchproduktion an und reguliert über die Milch wiederum die Verdauung des Säuglings.
"Wenn die Beschwerden, auch Sodbrennen, an sich eher so durch eine Verdauungsschwäche bewirkt sind, es gibt ja viele Menschen, die vertragen keine fetten Sachen, und bei jeder Gelegenheit haben die eine Magen-Darm-Verstimmung, da bewähren sich pflanzliche Bittertropfen, Enzian ist da drin, oder das berühmte Tausendgüldenkraut, aber übrigens auch der Wermut, den wir ja nicht ohne Grund in Campari-, Martiniaperitifs drin haben. Die kann man aber auch als Bittertee zu sich nehmen. Da gibt es übrigens auch Studien: Bei chronisch schweren Darmerkrankungen ist Wermut ein wirksames Heilmittel."
Als Bitterstoffpflanzen gelten zunächst einfach alle, die einen bitteren Geschmack haben. Beim Wermutstrauch ist diese Eigenschaft ja fast poetisch im "Wermutstropfen" ausgedrückt. Aufgrund neuester Forschungen weiß man aber auch, dass sich Sensoren für Bitterstoffe nicht nur im Mund befinden, sondern im gesamten Magen-Darm-Trakt. Der Körper nimmt Bitteres als tendenziell gefährlich, "giftig" wahr und geht auf Abwehr - ein im Prinzip gesunder Vorgang, erklärt Andreas Michalsen:
"Das Bittere signalisiert dem Körper, dass er mehr Verdauungsarbeit, wie man in der Naturheilkunde sagt, mehr 'Verdauungsfeuer' hingeben muss. Das sind die Gallensekrete, die Bauchspeicheldrüsen, es wird einfach mehr Schleim produziert, und das ist gleichzeitig das Heil bringende, weil wir natürlich oft zu fade essen, da passiert nicht viel im Magen-Darm-Trakt, und wenn nicht viel passiert, und wenn man nicht richtig verdaut, dann ist es auch nicht gut für die Gesundheit."
Erstaunlicherweise wirken pflanzliche Bitterstoffe aber nicht nur verdauungsfördernd, sondern auch appetitanregend, weil sie den Speichelfluss verstärken. Das kann ebenfalls ein gewollter therapeutischer Nutzen sein.
"Es ist natürlich tatsächlich so, dass wir in der Regel keine Untergewichtsproblematik haben in Europa. Aber, das wissen wir alle: Krankheiten, egal ob es Fieber, ob es Rheuma oder ob es Krebs oder Zustand nach Chemotherapie ist, gehen mit Appetitlosigkeit einher. Das ist ein Schwächezeichen des Körpers. Und dann ist es schon günstig, appetitanregende Tropfen, Kräuter, zu geben. Nicht damit man zunimmt, das könnte vielleicht mal bei Schwerstkranken nach Krebs auch mal ein Ziel sein, sondern dass insgesamt der gesunde Appetit wieder den gesunden Körper nach sich zieht."
Fenchel, Anis, Kümmel oder auch Ingwer, Koriander, Rosmarin, Knoblauch - alle diese Pflanzen sind hierzulande ja mehr als Speise-, denn als Arzneipflanzen bekannt. Kann also ein "gesund gewürztes" Essen schon Heilmittel oder mindestens Vorbeugung gegen Magen-Darm-Beschwerden sein? Der Spezialist für Naturheilkunde an der Charité, Professor Andreas Michalsen:
"Ganz präzise kann ich das nicht beantworten, aber wenn man sich das angewöhnen kann, sein Essen regelmäßig und reichlich zu würzen, wird man die Verdauungsqualität ganz sicher verbessern. Es wird dann mehr Bauchspeicheldrüsen-, mehr Gallenblasensekret ausgeschieden, die Schleimhaut im Magen-Darm-Bereich wird aktiver sein, und das schützt die Schleimhaut. Also wenn man sich das angewöhnen kann, tut man sich was sehr sehr Gutes, und dann muss man vielleicht auch nicht mehr den teureren Weg zur Apotheke nehmen."