Regine Florack ist Geigerin und Berufsmusikerin, auch nach stundenlangem Üben gibt sie sich mit Leib und Seele ihrem Instrument hin. Vor einem Jahr sah das ganz anders aus. Sie hatte einen Unfall und danach war nicht klar, ob sie je wieder so Geige spielen kann wie früher.
Doch es sind nicht nur Unfälle, die eine Karriere stoppen können. Andere Musiker bekommen gesundheitliche Probleme durch das Musizieren selbst. Nicht nur Berufsmusiker wie Regine Florack, sondern auch Laienmusiker oder Musikstudenten, die jeden Tag üben, kann das Musizieren regelrecht krankmachen ...
"Deutschland hat die weltweit höchste Dichte an Berufsmusikern, weit über 100 Orchester, viele Berufschöre, viele Polizeiorchester, Laienmusikgruppierungen, Musikschullehrer, Musikstudierende, Musikprofessoren. Deutschland ist ein musizierendes Land.
In einem musizierenden Land gibt es dann auch eine relativ hohe Zahl von musizierenden Menschen, die krank werden und die eine besondere Behandlung brauchen."
Dr. Wolfram Goertz ist Projektkoordinator in der Ambulanz für Musikermedizin an der Universitätsklinik Düsseldorf. Es gibt zwar keinen eigentlichen "Facharzt für Musikermedizin". Doch haben inzwischen einige Hochschulen und Musikhochschulen Lehrstühle für Musikermedizin oder eine Sprechstunde extra für Musiker. Oft sind diese Ärzte selbst passionierte Musiker, die ein besonderes Verständnis für die Beschwerden der Musiker mitbringen.
"Genauso wie es den Sportmediziner gibt, der genau weiß, welche Abläufe bei der Sportausübung gewisse Krankheiten hervorrufen, so ist der Musikermediziner in der Lage zu eruieren, ob und wenn ja, welche Haltungs- welche Spielpraktiken, welche Häufigkeiten von Auftritten und so weiter gewisse Erkrankungen auslösen. Man kann das nicht vom Instrument losgelöst sehen."
"Der Musiker ist immer ein ganzheitliches Wesen, der mit Leib und Seele Musik macht und durch das, was er am meisten liebt, nämlich die Musik und sein Instrument, gerade krank geworden ist. Deswegen ist der Musiker nicht nur als Patient, sondern immer auch als musizierender Mensch zu sehen und zu therapieren."
In einem Orchester spielen viele unterschiedliche Instrumente. Jedes birgt das Potenzial für eine ganz spezielle Überlastung und Erkrankung. Was alle Musiker gemeinsam haben ist, dass sie stundenlang üben.
Dadurch werden beispielsweise manche Muskeln einseitig beansprucht und der Musiker bekommt Rückenschmerzen oder Schmerzen durch Verspannungen im Hals-, Nacken- und Schulterbereich. Doch auch an anderen Körperteilen spüren Musiker Beschwerden, die durch das Musizieren verursacht sind.
"Betroffen sind alle Körperteile, von den Augen über das Gehirn bis zu den Lippen, bis zu den Zähnen, bis zu den Stimmbändern und Stimmlippen, bis zur Lunge, bis zum Herz, bis zur Wirbelsäule, eigentlich alles."
Musikerkrankheiten sind also vielfältig. Sie reichen von Herz-Kreislaufproblemen, Lärmschwerhörigkeit und Lampenfieber bis zu Sehnenscheidenentzündungen, Rückenschmerzen, Sehstörungen und Lippenproblemen. Bis die Musiker in eine spezielle Musikersprechstunde kommen, waren sie in vielen Fällen schon bei mehreren Ärzten. Diese haben in der Regel keine speziellen Kenntnisse über die physiologischen und anatomischen Grundlagen des Musizierens - und können daher nicht weiterhelfen.
"Wir haben mehr Zeit, und die müssen wir auch haben. Wir untersuchen alle Patienten am Instrument und wir werden alle Patienten innerhalb des Unikinikums, wenn andere Fachkliniken erforderlich sind, sehr schnell vernetzt weiterleiten können und integral auch behandeln."
Viele denken beim Stichwort Krankheiten von Musikern zuerst an Schwerhörigkeit. Und das hat auch seine Berechtigung, bestätigt Professor Wolfgang Angerstein. Er ist Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie sowie Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am Universitätsklinikum Düsseldorf. In sein Aufgabengebiet fallen auch Sprach-, Sprech-, Stimm- und Gehörprobleme.
"Gehörprobleme gibt es selbstverständlich bei Musikern einfach dadurch, dass die Instrumente sehr laut sind. Wenn man im Orchestergraben sitzt, da sind also Lautstärken von 90 Dezibel und mehr locker erreicht, teilweise weit darüber. Und wenn man längere Zeit – und Musiker üben ja stundenlang pro Tag – den Lautstärkepegeln ausgesetzt ist, dann ist ganz klar, dass das zu Beeinträchtigungen des Gehörs führt im Sinne einer Lärmschwerhörigkeit."
Zu ihm kommen auch Musiker, die ein Blasinstrument spielen. Sie haben verschiedene sichtbare Veränderungen an den Lippen wie Narben, Druckstellen oder Entzündungen oder sie leiden unter Verspannungen der Lippenmuskulatur sowie unter Bewegungsstörungen der Zunge.
"Was den Ansatz beim Blasinstrumentenspiel anbelangt, untersuchen wir einerseits die Lippen, insbesondere die Schwingungsfähigkeit der Lippen. Da gibt's verschiedene Analysemethoden. Und zum andern mit Ultraschall die Bewegung der Zunge, um zu schauen, ob es da Probleme gibt, was die Schwingungsfähigkeit der Lippen und die Bewegungen der Zunge anbelangt."
Regine Florack ist Geigerin. Sie ist Mitglied der zweiten Violinen bei den Niederrheinischen Symphonikern, dem Orchester der Städte Krefeld und Mönchengladbach.
"Vor zwei Jahren habe ich mir auf einem Spaziergang, bei Glatteis bin ich gestürzt und habe mir das linke Handgelenk gebrochen. Und das war für mich als Geigerin ein großer Schock. Dann habe ich großes Glück gehabt und bin hier an der Uniklinik Düsseldorf dann von Dr. Schädel-Höpfner sehr gut operiert worden, sodass ich nach eineinhalb Jahren wieder als Profigeigerin im Orchester spielen konnte."
Professor Michael Schädel-Höpfner ist Unfall-und Handchirurg am Uniklinikum Düsseldorf. Er hat Regine Florack operiert. Er wusste, was sie als Geigerin alles mit ihrem Handgelenk können muss und hat das bei der Behandlung berücksichtigt.
"Frau Florack hatte volksmündlich einen Handgelenksbruch erlitten. Dieser führt durch eine Formveränderung der Speiche und damit des Handgelenks sehr häufig zu Funktionsstörungen der Hand. Wir haben uns entschlossen, eine Operation mit dem Einsetzen einer Metallplatte vorzunehmen. Diese Metallplatte ermöglichte es, den Knochen in der richtigen Form zu rekonstruieren und ein frühzeitiges Üben zuzulassen. Diese Metallplatte hat dann die Heilung in der anatomischen Form des Knochens ermöglicht, musste aber nach einem Jahr entfernt werden. Danach ist es zu einer vollständigen Funktionswiederherstellung des Handgelenks bei der Patientin gekommen."
Die Hand ist ein komplexes Gebilde, und gerade als Geigerin war die Patientin darauf angewiesen, dass sie mit ihrer Hand extreme Haltungen einnehmen kann, die so nur beim Geigespiel notwendig sind.
"Frau Florack hat jetzt die Geige in die Hand genommen und hält diese in einer Extremposition – etwas was wir im normalen Leben gar nicht brauchen, was aber für eine Geigerin für die Ausübung ihres Berufes extrem wichtig ist. Das heißt, sie hat auf der einen Seite den Unterarm maximal nach innen gedreht und zusätzlich das Handgelenk in einer ganz starken Beugeposition, die fast 90 Grad groß ist. Das ist nur möglich, wenn das Handgelenk seine normale Form hat und auch die Bänder und Sehnenstrukturen entsprechend funktionieren. Unmittelbar nach dem Unfall, aber auch nach der Operation, waren diese Funktionen überhaupt nicht möglich und sie hat erst durch kontinuierliches Üben und ihr persönliches Engagement es erreicht, dass diese Funktionen zurückgekehrt sind."
"Direkt nach der Operation konnte sie mit den Fingern kaum um ihre Geige greifen. Doch sie übte jeden Tag. Dann irgendwann konnte sie wieder eine Viertelstunde am Tag spielen und es ging immer weiter aufwärts."
Doch es sind nicht nur Unfälle, die eine Karriere stoppen können. Andere Musiker bekommen gesundheitliche Probleme durch das Musizieren selbst. Nicht nur Berufsmusiker wie Regine Florack, sondern auch Laienmusiker oder Musikstudenten, die jeden Tag üben, kann das Musizieren regelrecht krankmachen ...
"Deutschland hat die weltweit höchste Dichte an Berufsmusikern, weit über 100 Orchester, viele Berufschöre, viele Polizeiorchester, Laienmusikgruppierungen, Musikschullehrer, Musikstudierende, Musikprofessoren. Deutschland ist ein musizierendes Land.
In einem musizierenden Land gibt es dann auch eine relativ hohe Zahl von musizierenden Menschen, die krank werden und die eine besondere Behandlung brauchen."
Dr. Wolfram Goertz ist Projektkoordinator in der Ambulanz für Musikermedizin an der Universitätsklinik Düsseldorf. Es gibt zwar keinen eigentlichen "Facharzt für Musikermedizin". Doch haben inzwischen einige Hochschulen und Musikhochschulen Lehrstühle für Musikermedizin oder eine Sprechstunde extra für Musiker. Oft sind diese Ärzte selbst passionierte Musiker, die ein besonderes Verständnis für die Beschwerden der Musiker mitbringen.
"Genauso wie es den Sportmediziner gibt, der genau weiß, welche Abläufe bei der Sportausübung gewisse Krankheiten hervorrufen, so ist der Musikermediziner in der Lage zu eruieren, ob und wenn ja, welche Haltungs- welche Spielpraktiken, welche Häufigkeiten von Auftritten und so weiter gewisse Erkrankungen auslösen. Man kann das nicht vom Instrument losgelöst sehen."
"Der Musiker ist immer ein ganzheitliches Wesen, der mit Leib und Seele Musik macht und durch das, was er am meisten liebt, nämlich die Musik und sein Instrument, gerade krank geworden ist. Deswegen ist der Musiker nicht nur als Patient, sondern immer auch als musizierender Mensch zu sehen und zu therapieren."
In einem Orchester spielen viele unterschiedliche Instrumente. Jedes birgt das Potenzial für eine ganz spezielle Überlastung und Erkrankung. Was alle Musiker gemeinsam haben ist, dass sie stundenlang üben.
Dadurch werden beispielsweise manche Muskeln einseitig beansprucht und der Musiker bekommt Rückenschmerzen oder Schmerzen durch Verspannungen im Hals-, Nacken- und Schulterbereich. Doch auch an anderen Körperteilen spüren Musiker Beschwerden, die durch das Musizieren verursacht sind.
"Betroffen sind alle Körperteile, von den Augen über das Gehirn bis zu den Lippen, bis zu den Zähnen, bis zu den Stimmbändern und Stimmlippen, bis zur Lunge, bis zum Herz, bis zur Wirbelsäule, eigentlich alles."
Musikerkrankheiten sind also vielfältig. Sie reichen von Herz-Kreislaufproblemen, Lärmschwerhörigkeit und Lampenfieber bis zu Sehnenscheidenentzündungen, Rückenschmerzen, Sehstörungen und Lippenproblemen. Bis die Musiker in eine spezielle Musikersprechstunde kommen, waren sie in vielen Fällen schon bei mehreren Ärzten. Diese haben in der Regel keine speziellen Kenntnisse über die physiologischen und anatomischen Grundlagen des Musizierens - und können daher nicht weiterhelfen.
"Wir haben mehr Zeit, und die müssen wir auch haben. Wir untersuchen alle Patienten am Instrument und wir werden alle Patienten innerhalb des Unikinikums, wenn andere Fachkliniken erforderlich sind, sehr schnell vernetzt weiterleiten können und integral auch behandeln."
Viele denken beim Stichwort Krankheiten von Musikern zuerst an Schwerhörigkeit. Und das hat auch seine Berechtigung, bestätigt Professor Wolfgang Angerstein. Er ist Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie sowie Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am Universitätsklinikum Düsseldorf. In sein Aufgabengebiet fallen auch Sprach-, Sprech-, Stimm- und Gehörprobleme.
"Gehörprobleme gibt es selbstverständlich bei Musikern einfach dadurch, dass die Instrumente sehr laut sind. Wenn man im Orchestergraben sitzt, da sind also Lautstärken von 90 Dezibel und mehr locker erreicht, teilweise weit darüber. Und wenn man längere Zeit – und Musiker üben ja stundenlang pro Tag – den Lautstärkepegeln ausgesetzt ist, dann ist ganz klar, dass das zu Beeinträchtigungen des Gehörs führt im Sinne einer Lärmschwerhörigkeit."
Zu ihm kommen auch Musiker, die ein Blasinstrument spielen. Sie haben verschiedene sichtbare Veränderungen an den Lippen wie Narben, Druckstellen oder Entzündungen oder sie leiden unter Verspannungen der Lippenmuskulatur sowie unter Bewegungsstörungen der Zunge.
"Was den Ansatz beim Blasinstrumentenspiel anbelangt, untersuchen wir einerseits die Lippen, insbesondere die Schwingungsfähigkeit der Lippen. Da gibt's verschiedene Analysemethoden. Und zum andern mit Ultraschall die Bewegung der Zunge, um zu schauen, ob es da Probleme gibt, was die Schwingungsfähigkeit der Lippen und die Bewegungen der Zunge anbelangt."
Regine Florack ist Geigerin. Sie ist Mitglied der zweiten Violinen bei den Niederrheinischen Symphonikern, dem Orchester der Städte Krefeld und Mönchengladbach.
"Vor zwei Jahren habe ich mir auf einem Spaziergang, bei Glatteis bin ich gestürzt und habe mir das linke Handgelenk gebrochen. Und das war für mich als Geigerin ein großer Schock. Dann habe ich großes Glück gehabt und bin hier an der Uniklinik Düsseldorf dann von Dr. Schädel-Höpfner sehr gut operiert worden, sodass ich nach eineinhalb Jahren wieder als Profigeigerin im Orchester spielen konnte."
Professor Michael Schädel-Höpfner ist Unfall-und Handchirurg am Uniklinikum Düsseldorf. Er hat Regine Florack operiert. Er wusste, was sie als Geigerin alles mit ihrem Handgelenk können muss und hat das bei der Behandlung berücksichtigt.
"Frau Florack hatte volksmündlich einen Handgelenksbruch erlitten. Dieser führt durch eine Formveränderung der Speiche und damit des Handgelenks sehr häufig zu Funktionsstörungen der Hand. Wir haben uns entschlossen, eine Operation mit dem Einsetzen einer Metallplatte vorzunehmen. Diese Metallplatte ermöglichte es, den Knochen in der richtigen Form zu rekonstruieren und ein frühzeitiges Üben zuzulassen. Diese Metallplatte hat dann die Heilung in der anatomischen Form des Knochens ermöglicht, musste aber nach einem Jahr entfernt werden. Danach ist es zu einer vollständigen Funktionswiederherstellung des Handgelenks bei der Patientin gekommen."
Die Hand ist ein komplexes Gebilde, und gerade als Geigerin war die Patientin darauf angewiesen, dass sie mit ihrer Hand extreme Haltungen einnehmen kann, die so nur beim Geigespiel notwendig sind.
"Frau Florack hat jetzt die Geige in die Hand genommen und hält diese in einer Extremposition – etwas was wir im normalen Leben gar nicht brauchen, was aber für eine Geigerin für die Ausübung ihres Berufes extrem wichtig ist. Das heißt, sie hat auf der einen Seite den Unterarm maximal nach innen gedreht und zusätzlich das Handgelenk in einer ganz starken Beugeposition, die fast 90 Grad groß ist. Das ist nur möglich, wenn das Handgelenk seine normale Form hat und auch die Bänder und Sehnenstrukturen entsprechend funktionieren. Unmittelbar nach dem Unfall, aber auch nach der Operation, waren diese Funktionen überhaupt nicht möglich und sie hat erst durch kontinuierliches Üben und ihr persönliches Engagement es erreicht, dass diese Funktionen zurückgekehrt sind."
"Direkt nach der Operation konnte sie mit den Fingern kaum um ihre Geige greifen. Doch sie übte jeden Tag. Dann irgendwann konnte sie wieder eine Viertelstunde am Tag spielen und es ging immer weiter aufwärts."