"Zählen Sie rückwärts ab zehn. - Zehn, neun - Es kann losgehen."
Narkose, altgriechisch für "in den Schlaf versetzen". Die Rede ist hier nur von einer, aber von der heute wichtigsten Art der Betäubung während der Operation, der Vollnarkose.
"Gentlemen, this is no humbug" ...
... soll der Chirurg John Warren am 18. Oktober 1846 in Boston ausgerufen haben, nachdem er erstmals Äther eingesetzt hatte. Das war ihm von einem Zahnarzt empfohlen worden. Ein Jahr später wurde in Schottland zum ersten Mal Chloroform benutzt. Nach einigen Rückschlägen setzte sich diese Form der Vollnarkose durch, nachdem sich Königin Viktoria 1853 bei der Niederkunft chloroformieren ließ.
Schon Ärzte im Altertum hatten vor schmerzhaften Eingriffen einen Schlaftrunk verabreicht. So konnten sie im schlimmsten Fall beispielsweise ein Bein amputieren. Doch erst die Vollnarkose oder Allgemeinanästhesie hat Operationen an inneren Organen ermöglicht und damit zu einigen der größten medizinischen Fortschritte beigetragen. Und so ist es noch heute.
"Regionalanästhesie geht nur, wenn sehr begrenzte Regionen des Körpers operiert werden, zum Beispiel eine Extremität,"
... erläutert Professor Christoph Stein, Leiter der Anästhesiologie am Klinikum Steglitz der Berliner Charité.
""Das geht aber nicht, wenn größere Eingriffe, zum Beispiel am Brustkorb oder am Bauch unternommen werden oder gar am Gehirn, da kann man mit einer Regionalanästhesie nichts ausrichten."
Rechtzeitig vor jeder geplanten Operation muss der Anästhesist den Patienten nicht nur über Ablauf und Risiken aufklären, sondern auch herausfinden, welche Methode sich für ihn eignet. Dazu gehören Fragen nach Vorerkrankungen und eine Reihe von Untersuchungen. Und der Narkosearzt weist den Patienten darauf hin an, vor der Operation nichts mehr zu sich zu nehmen.
"Weil der Patient seine Reflexe verliert: Während der Narkose besteht dann die Gefahr des Erbrechens, und dass der Mageninhalt in die Lunge kommt, in die Luftröhre. Das heißt, wir sagen dem Patienten, er darf nichts essen, sechs bis acht Stunden vorher."
Zur Einleitung der eigentlichen Vollnarkose werden dann meist schläfrig machende Medikamenten gegeben, bevor es richtig losgeht.
"Bitte sagen Sie Dr. Chase, der Patient wär' jetzt OP-bereit."
Krankenhaus-Serien im Fernsehen sind besonders beliebt, und kaum etwas kommt darin so oft vor wie Operationen. Man sieht den Kranken mit einer Maske, über die ihm Betäubungsgase verabreicht werden. Die zweite Möglichkeit ist die Gabe von Medikamenten mittels Infusion.
"Die beiden großen Gruppen der Inhalationsanästhetika und der intravenösen Anästhetika macht aber für den Patienten wenig Unterschied. Da gibt es einen möglichen Unterschied in den Nebenwirkungen, die intravenösen Medikamente haben möglicherweise weniger Nebenwirkungen nach der Narkose, zum Beispiel Übelkeit. Aber ansonsten: Der Bewusstseinsverlust ist bei beiden Medikamentengruppen der gleiche."
Denn darum, um den "tiefen Schlaf", geht es bei der Vollnarkose vor allem.
"Zunächst mal wird das Bewusstsein komplett ausgeschaltet, und da wird die Erregbarkeit kompletter Neuronenverbände so weit herab gesetzt, dass der Schlafzustand eintritt."
Daneben geht es selbstverständlich um Schmerzausschaltung während und so weit wie möglich nach dem chirurgischen Eingriff. Anästhesie heißt wörtlich: "Nicht-Empfinden". Im Verlauf der Operation dann wird der Patient von den Anästhesisten überwacht.
"Wir achten insbesondere auf den Kreislaufzustand des Patienten, das heißt, Blutdruck, Sauerstoffversorgung, Herzfrequenz, ist das Allerwichtigste, damit zu jedem Zeitpunkt die Versorgung der wichtigsten Organe natürlich, Herz, Gehirn und so weiter, gewährleistet ist."
"Wie geht's ihr? - Blutdruck und Puls stabil."
Was aber ist mit Narkose-Gefahren?
"Die O-2-Sättigung fällt. - Haben Sie was angeritzt? - Der Eingriff war komplikationslos. - Sie hat keine Atmung. (Musik/Geräusch)"
Sehr viele Menschen haben große Angst vor einer Vollnarkose, obwohl es sich heutzutage um Krankenhaus-Routine handelt. Erst recht kommt es nur in extremen Ausnahmefällen vor, dass jemand an der Allgemeinanästhesie stirbt. Professor Stein:
""Die Komplikationen durch die Narkose an sich sind sehr, sehr gering. Verwirrtheitszustände gibt es, die sind aber auch selten und meistens dadurch verursacht, dass bereits vorbestehend Defizite bei insbesondere älteren Patienten bestehen. Übelkeit ist häufig, da gibt es aber Medikamente und Gegenmaßnahmen, leider ist es aber auch heute nicht möglich, die Übelkeit komplett zu verhindern."
Denn Übelkeit, mitunter auch Erbrechen, kann eine Nachwirkung der Narkosemedikamente sein, zum Teil verstärkt durch psychische Faktoren.
Zu den Ängsten mancher Patienten gehört ferner die Vorstellung, mitten in der OP aufzuwachen.
"Stöhnen Patient - Alles ist in Ordnung."
"Das ist auch im unteren%bereich, es gibt allerdings Risikooperationen und Risikopatienten, bei denen das vorkommen kann, das sind zum Beispiel Unfälle, das heißt also traumatisierte Patienten, die einen hohen Blutverlust haben, da kann man nicht ausreichend hoch dosieren, deswegen gibt es bei solchen Fällen tatsächlich mal einen Wachheitszustand."
Mit moderner Technik kann aber auch dieses Erleben fast immer so gesteuert werden, dass es erträglich bleibt.
Die beliebten Doktor-Soaps, ob im deutschen oder amerikanischen Fernsehen, sind meist medizinisch gut recherchiert. Mitunter aber zeigen sie ziemlichen Blödsinn.
"Wir müssen intubieren - Piepser, Geräusche."
Intubieren, das Einschieben eines kleinen Schlauchs in die Luftröhre, ist bei Operationen keine Notfallmaßnahme bei Komplikationen, sondern fast immer notwendiger Teil der Vollnarkose. In der Folge haben die meisten Operierten anschließend etwas Halsschmerzen.
"In dem Moment, wo der Patient das Bewusstsein verliert, verliert er auch alle Reflexe, und dazu gehören der Schluckreflex und der Hustenreflex. Das ist viel zu gefährlich, den Patienten dann atmen zu lassen, denn er kann seinen eigenen Atemweg nicht mehr kontrollieren."
Sehr häufig kann er überhaupt nicht mehr selbstständig atmen, weil es in vielen Fällen notwendig ist, zusätzlich Medikamente zur vollständigen Muskelentspannung zu geben.
Insgesamt verringert die Vollnarkose die Risiken einer Operation, weil sie auch den körperlich schädlichen Stress mindert.
"Ohne die Anästhesie wären die großartigen Errungenschaften der Chirurgie nie geboren worden."
Dies schrieb im Jahr 1865 einer der bis heute berühmtesten deutschen Chirurgen, Christian Theodor Billroth.
"Das war's. Großartig."
Narkose, altgriechisch für "in den Schlaf versetzen". Die Rede ist hier nur von einer, aber von der heute wichtigsten Art der Betäubung während der Operation, der Vollnarkose.
"Gentlemen, this is no humbug" ...
... soll der Chirurg John Warren am 18. Oktober 1846 in Boston ausgerufen haben, nachdem er erstmals Äther eingesetzt hatte. Das war ihm von einem Zahnarzt empfohlen worden. Ein Jahr später wurde in Schottland zum ersten Mal Chloroform benutzt. Nach einigen Rückschlägen setzte sich diese Form der Vollnarkose durch, nachdem sich Königin Viktoria 1853 bei der Niederkunft chloroformieren ließ.
Schon Ärzte im Altertum hatten vor schmerzhaften Eingriffen einen Schlaftrunk verabreicht. So konnten sie im schlimmsten Fall beispielsweise ein Bein amputieren. Doch erst die Vollnarkose oder Allgemeinanästhesie hat Operationen an inneren Organen ermöglicht und damit zu einigen der größten medizinischen Fortschritte beigetragen. Und so ist es noch heute.
"Regionalanästhesie geht nur, wenn sehr begrenzte Regionen des Körpers operiert werden, zum Beispiel eine Extremität,"
... erläutert Professor Christoph Stein, Leiter der Anästhesiologie am Klinikum Steglitz der Berliner Charité.
""Das geht aber nicht, wenn größere Eingriffe, zum Beispiel am Brustkorb oder am Bauch unternommen werden oder gar am Gehirn, da kann man mit einer Regionalanästhesie nichts ausrichten."
Rechtzeitig vor jeder geplanten Operation muss der Anästhesist den Patienten nicht nur über Ablauf und Risiken aufklären, sondern auch herausfinden, welche Methode sich für ihn eignet. Dazu gehören Fragen nach Vorerkrankungen und eine Reihe von Untersuchungen. Und der Narkosearzt weist den Patienten darauf hin an, vor der Operation nichts mehr zu sich zu nehmen.
"Weil der Patient seine Reflexe verliert: Während der Narkose besteht dann die Gefahr des Erbrechens, und dass der Mageninhalt in die Lunge kommt, in die Luftröhre. Das heißt, wir sagen dem Patienten, er darf nichts essen, sechs bis acht Stunden vorher."
Zur Einleitung der eigentlichen Vollnarkose werden dann meist schläfrig machende Medikamenten gegeben, bevor es richtig losgeht.
"Bitte sagen Sie Dr. Chase, der Patient wär' jetzt OP-bereit."
Krankenhaus-Serien im Fernsehen sind besonders beliebt, und kaum etwas kommt darin so oft vor wie Operationen. Man sieht den Kranken mit einer Maske, über die ihm Betäubungsgase verabreicht werden. Die zweite Möglichkeit ist die Gabe von Medikamenten mittels Infusion.
"Die beiden großen Gruppen der Inhalationsanästhetika und der intravenösen Anästhetika macht aber für den Patienten wenig Unterschied. Da gibt es einen möglichen Unterschied in den Nebenwirkungen, die intravenösen Medikamente haben möglicherweise weniger Nebenwirkungen nach der Narkose, zum Beispiel Übelkeit. Aber ansonsten: Der Bewusstseinsverlust ist bei beiden Medikamentengruppen der gleiche."
Denn darum, um den "tiefen Schlaf", geht es bei der Vollnarkose vor allem.
"Zunächst mal wird das Bewusstsein komplett ausgeschaltet, und da wird die Erregbarkeit kompletter Neuronenverbände so weit herab gesetzt, dass der Schlafzustand eintritt."
Daneben geht es selbstverständlich um Schmerzausschaltung während und so weit wie möglich nach dem chirurgischen Eingriff. Anästhesie heißt wörtlich: "Nicht-Empfinden". Im Verlauf der Operation dann wird der Patient von den Anästhesisten überwacht.
"Wir achten insbesondere auf den Kreislaufzustand des Patienten, das heißt, Blutdruck, Sauerstoffversorgung, Herzfrequenz, ist das Allerwichtigste, damit zu jedem Zeitpunkt die Versorgung der wichtigsten Organe natürlich, Herz, Gehirn und so weiter, gewährleistet ist."
"Wie geht's ihr? - Blutdruck und Puls stabil."
Was aber ist mit Narkose-Gefahren?
"Die O-2-Sättigung fällt. - Haben Sie was angeritzt? - Der Eingriff war komplikationslos. - Sie hat keine Atmung. (Musik/Geräusch)"
Sehr viele Menschen haben große Angst vor einer Vollnarkose, obwohl es sich heutzutage um Krankenhaus-Routine handelt. Erst recht kommt es nur in extremen Ausnahmefällen vor, dass jemand an der Allgemeinanästhesie stirbt. Professor Stein:
""Die Komplikationen durch die Narkose an sich sind sehr, sehr gering. Verwirrtheitszustände gibt es, die sind aber auch selten und meistens dadurch verursacht, dass bereits vorbestehend Defizite bei insbesondere älteren Patienten bestehen. Übelkeit ist häufig, da gibt es aber Medikamente und Gegenmaßnahmen, leider ist es aber auch heute nicht möglich, die Übelkeit komplett zu verhindern."
Denn Übelkeit, mitunter auch Erbrechen, kann eine Nachwirkung der Narkosemedikamente sein, zum Teil verstärkt durch psychische Faktoren.
Zu den Ängsten mancher Patienten gehört ferner die Vorstellung, mitten in der OP aufzuwachen.
"Stöhnen Patient - Alles ist in Ordnung."
"Das ist auch im unteren%bereich, es gibt allerdings Risikooperationen und Risikopatienten, bei denen das vorkommen kann, das sind zum Beispiel Unfälle, das heißt also traumatisierte Patienten, die einen hohen Blutverlust haben, da kann man nicht ausreichend hoch dosieren, deswegen gibt es bei solchen Fällen tatsächlich mal einen Wachheitszustand."
Mit moderner Technik kann aber auch dieses Erleben fast immer so gesteuert werden, dass es erträglich bleibt.
Die beliebten Doktor-Soaps, ob im deutschen oder amerikanischen Fernsehen, sind meist medizinisch gut recherchiert. Mitunter aber zeigen sie ziemlichen Blödsinn.
"Wir müssen intubieren - Piepser, Geräusche."
Intubieren, das Einschieben eines kleinen Schlauchs in die Luftröhre, ist bei Operationen keine Notfallmaßnahme bei Komplikationen, sondern fast immer notwendiger Teil der Vollnarkose. In der Folge haben die meisten Operierten anschließend etwas Halsschmerzen.
"In dem Moment, wo der Patient das Bewusstsein verliert, verliert er auch alle Reflexe, und dazu gehören der Schluckreflex und der Hustenreflex. Das ist viel zu gefährlich, den Patienten dann atmen zu lassen, denn er kann seinen eigenen Atemweg nicht mehr kontrollieren."
Sehr häufig kann er überhaupt nicht mehr selbstständig atmen, weil es in vielen Fällen notwendig ist, zusätzlich Medikamente zur vollständigen Muskelentspannung zu geben.
Insgesamt verringert die Vollnarkose die Risiken einer Operation, weil sie auch den körperlich schädlichen Stress mindert.
"Ohne die Anästhesie wären die großartigen Errungenschaften der Chirurgie nie geboren worden."
Dies schrieb im Jahr 1865 einer der bis heute berühmtesten deutschen Chirurgen, Christian Theodor Billroth.
"Das war's. Großartig."