"Als wir mal beim Brombeerenpflücken waren, da hatte ich nur Sandalen an und da bin ich reingetreten und dann hat es sehr wehgetan."
Anton ist zehn Jahre alt und kommt aus Köln. Er hatte schon häufiger kleine Wunden an Füßen und Händen. Mal war es ein Dorn und mal war es ein Holzsplitter - für Kinder, die oft draußen rumtollen alltäglich: eine kleine Verletzung der Haut, die blutet. Viele versuchen selbst, den Fremdkörper in der Wunde zu entfernen, so auch Anton:
"Es war ein richtiger Splitter, ein halber Zentimeter bestimmt. Also erst mal haben wir es mit einer Pinzette versucht, dann hat es nicht so richtig geklappt, weil es sehr tief drin war und dann hat meine Mutter gesagt, das sollen wir mit einer Nadel machen, dann ist er rausgekommen."
Wie soll man solche kleinen Wunden behandeln - soll man sie mit einem Pflaster oder einem Verband verschließen oder offen lassen? Soll man sie vorher reinigen und wie? Dr. Detmar Jobst ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und Sportmedizin sowie Lehrbeauftragter der medizinischen Fakultät Bonn:
"Das kommt immer drauf an, ob die Wunde sehr weh tut, ob die Wunde verschmutzt ist, ob die Wunde stark blutet. Nehmen wir mal das letzte Beispiel: Wenn die Wunde stark blutet, muss sie in aller Regel nicht gesäubert werden, weil das Blut eventuelle Fremdstoffe mit hinausspült. Wenn die Wunde sehr weh tut, wird man sie nicht säubern können, weil man sich dann nicht überwinden kann, das würde man dem Arzt überlassen."
Oft sind Wunden stark verschmutzt oder es sind Fremdkörper wie Dornen, Holzsplitter oder kleine Steinchen in der Wunde.
"Wenn man zum Beispiel typischerweise an einem Schotterplatz Fußball gespielt hat und ist dann mit dem Knie darauf gelandet, dann ist es schon ein bisschen Arbeit, die Wunde zu säubern. Im Prinzip geht das aber mit Leitungswasser. Leitungswasser ist nahezu keimfrei. Günstig ist es, danach die Wunde etwas abtrocknen zu lassen und zu desinfizieren. Dafür gibt es im Wesentlichen Betaisodona-Lösung oder etwas ähnliches. Betaisodona ist Jod, aber in einer bestimmten Form, wo das Jod nicht in Massen in den Körper strömt und vor allen Dingen nicht alkoholisch gelöst ist, was ja früher immer den Schmerz verdreifacht hat."
Die dunkelbraune Lösung oder Salbe wirkt desinfizierend, weil in der Wunde Jod freigesetzt wird, das Mikroorganismen schädigt oder abtötet.
Bei kleinen Hautabschürfungen schließt sich die Wunde normalerweise von selbst, wenn nur die oberste Hautschicht verletzt ist. Das Blut aus der Wunde gerinnt und bildet eine Kruste, die die Wunde schützt. So kann darunter die neue Haut nachwachsen.
"Bei oberflächlichen Schürfwunden hat man die Möglichkeit, die Wunde offen zu lassen, das verschorft dann ein bisschen, und wenn sie verschorft ist, dann ist sie Wasser abweisend und Keime und Staub abweisend, dann braucht man kein Pflaster."
Wie dieser Schorf genau zustande kommt, erklärt Dr. Jobst.
"Der Volksmund sagt dazu Wundwasser. Etwas fachlicher heißt es Gewebswasser oder auch Fibrin und Lymphflüssigkeit. Die schwitzt sich aus durch die Tatsache, dass die Oberhaut ja verloren gegangen ist und darunter kein Schutz mehr gegen das Austreten von Flüssigkeit. Diese Flüssigkeit hat Fibrin in sich, Fibrin ist ein Element, was zur Blutgerinnung beiträgt und was auch diese Wundflüssigkeit gerinnen lässt. Dadurch kommt der Schorf zustande."
Mit diesem "natürlichen Pflaster" wird die Wunde provisorisch verschlossen. Hat sich neues Gewebe gebildet, fällt der Schorf ab. Während dieser Zeit ersetzt der Körper zerstörtes Gewebe durch neue Zellen.
Aber was passiert eigentlich, wenn eine Wunde dann eitert?
"Der Eiter ist die bekannteste Reaktion. Das ist der äußerliche Beleg für eine Schlacht, die stattfindet zwischen den weißen Blutkörperchen und eingedrungenen Partikeln oder Keimen, Bakterien, indem die weißen Blutkörperchen, also Leukozyten versuchen, diese Partikel in sich aufzunehmen und daran sterben. Und wenn das in Massen geschieht, dann nennt man das Eiter."
Eine Schnittwunde sollte möglichst schnell dem Arzt gezeigt werden, falls sie genäht werden muss. Denn das ist nur in den ersten sechs bis acht Stunden nach der Verletzung möglich. Danach ist das Gewebe schon zu sehr angeschwollen. Sonja M. hat das beherzigt und kam schnell zu Dr. Jobst:
"Ich hab mich grade vor einer Stunde an der Dose geschnitten, wollte Nudeln kochen, an der Dose hab ich mich grade geschnitten."
"Lassen Sie mal sehen, das hat kräftig geblutet, und ich sehe auch, dass das ein bisschen klafft, ich gebe Ihnen mal eine sterile Kompresse. Sie halten die mal einen Moment da drauf, dann hole ich mal meinen Wundkleber, damit kann man so was wunderbar kleben. Ich möchte aber die Wunde noch kurz desinfizieren, das beißt jetzt. Tut es weh? "
"Geht."
"Jetzt tupfe ich das noch mal ab. Wenn es trocken bleibt, dann halten Sie es mal so - hm - dann tue ich den Acrylkleber drauf, jetzt können wir den Finger biegen und die Wunde geht nicht mehr auf."
Haut ist dehnbar, doch nur bis zu einem gewissen Grad. Wird diese Grenze überschritten, platzt die Haut auf, etwa bei einem Sturz: Es entsteht eine Platzwunde, deren Ränder oft weit auseinanderklaffen. In den meisten Fällen muss sie geklebt oder genäht werden. Selbst kann man eine sterile Kompresse auf die Wunde legen und sie mit einem Verband befestigen und dann innerhalb weniger Stunden den Arzt aufsuchen.
Für solche und andere kleineren Wunden wurde früher oft Streupuder verwendet. Davon rät Dr. Jobst ab, denn er enthält Fremdkörper, die die Heilung eher hemmen.
"Grundsätzlich Puder nicht. Bei Wundinfektion ist es schon angeraten, die Salben auf die Wunde zu tun oder mittels eines Salbengitters auf die Wunde zu applizieren. Die Salbengitter dienen dazu, Heilungsprozesse in der Haut nicht zu stören dadurch, dass man den Verband wechselt. Die Salbengitter lassen sich leicht ablösen, sodass nichts abgerissen wird von der Heilung."
Beschichtete Salbengitter sind gut geeignet für Wunden, die viel Flüssigkeit absondern. Einmal täglich sollte man Pflaster und Gaze wechseln - auch zur Wundkontrolle. Wird das Pflaster nass, muss es ausgetauscht werden.
Sprühverband ist für kleine Stellen am Kopf geeignet, weil ein Pflaster an den Haaren haften würde. Nicht geeignet ist der Sprühverband bei kleinen Bisswunden von Tieren. Sie enthalten immer Keime und müssen vom Arzt versorgt werden.
Für alle Wunden gilt: möglichst nicht berühren. Und weil bei jeder Verletzung Keime in die Blutbahn gelangen können, muss immer geprüft werden, ob der Tetanusimpfschutz noch gültig ist.
Anton ist zehn Jahre alt und kommt aus Köln. Er hatte schon häufiger kleine Wunden an Füßen und Händen. Mal war es ein Dorn und mal war es ein Holzsplitter - für Kinder, die oft draußen rumtollen alltäglich: eine kleine Verletzung der Haut, die blutet. Viele versuchen selbst, den Fremdkörper in der Wunde zu entfernen, so auch Anton:
"Es war ein richtiger Splitter, ein halber Zentimeter bestimmt. Also erst mal haben wir es mit einer Pinzette versucht, dann hat es nicht so richtig geklappt, weil es sehr tief drin war und dann hat meine Mutter gesagt, das sollen wir mit einer Nadel machen, dann ist er rausgekommen."
Wie soll man solche kleinen Wunden behandeln - soll man sie mit einem Pflaster oder einem Verband verschließen oder offen lassen? Soll man sie vorher reinigen und wie? Dr. Detmar Jobst ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und Sportmedizin sowie Lehrbeauftragter der medizinischen Fakultät Bonn:
"Das kommt immer drauf an, ob die Wunde sehr weh tut, ob die Wunde verschmutzt ist, ob die Wunde stark blutet. Nehmen wir mal das letzte Beispiel: Wenn die Wunde stark blutet, muss sie in aller Regel nicht gesäubert werden, weil das Blut eventuelle Fremdstoffe mit hinausspült. Wenn die Wunde sehr weh tut, wird man sie nicht säubern können, weil man sich dann nicht überwinden kann, das würde man dem Arzt überlassen."
Oft sind Wunden stark verschmutzt oder es sind Fremdkörper wie Dornen, Holzsplitter oder kleine Steinchen in der Wunde.
"Wenn man zum Beispiel typischerweise an einem Schotterplatz Fußball gespielt hat und ist dann mit dem Knie darauf gelandet, dann ist es schon ein bisschen Arbeit, die Wunde zu säubern. Im Prinzip geht das aber mit Leitungswasser. Leitungswasser ist nahezu keimfrei. Günstig ist es, danach die Wunde etwas abtrocknen zu lassen und zu desinfizieren. Dafür gibt es im Wesentlichen Betaisodona-Lösung oder etwas ähnliches. Betaisodona ist Jod, aber in einer bestimmten Form, wo das Jod nicht in Massen in den Körper strömt und vor allen Dingen nicht alkoholisch gelöst ist, was ja früher immer den Schmerz verdreifacht hat."
Die dunkelbraune Lösung oder Salbe wirkt desinfizierend, weil in der Wunde Jod freigesetzt wird, das Mikroorganismen schädigt oder abtötet.
Bei kleinen Hautabschürfungen schließt sich die Wunde normalerweise von selbst, wenn nur die oberste Hautschicht verletzt ist. Das Blut aus der Wunde gerinnt und bildet eine Kruste, die die Wunde schützt. So kann darunter die neue Haut nachwachsen.
"Bei oberflächlichen Schürfwunden hat man die Möglichkeit, die Wunde offen zu lassen, das verschorft dann ein bisschen, und wenn sie verschorft ist, dann ist sie Wasser abweisend und Keime und Staub abweisend, dann braucht man kein Pflaster."
Wie dieser Schorf genau zustande kommt, erklärt Dr. Jobst.
"Der Volksmund sagt dazu Wundwasser. Etwas fachlicher heißt es Gewebswasser oder auch Fibrin und Lymphflüssigkeit. Die schwitzt sich aus durch die Tatsache, dass die Oberhaut ja verloren gegangen ist und darunter kein Schutz mehr gegen das Austreten von Flüssigkeit. Diese Flüssigkeit hat Fibrin in sich, Fibrin ist ein Element, was zur Blutgerinnung beiträgt und was auch diese Wundflüssigkeit gerinnen lässt. Dadurch kommt der Schorf zustande."
Mit diesem "natürlichen Pflaster" wird die Wunde provisorisch verschlossen. Hat sich neues Gewebe gebildet, fällt der Schorf ab. Während dieser Zeit ersetzt der Körper zerstörtes Gewebe durch neue Zellen.
Aber was passiert eigentlich, wenn eine Wunde dann eitert?
"Der Eiter ist die bekannteste Reaktion. Das ist der äußerliche Beleg für eine Schlacht, die stattfindet zwischen den weißen Blutkörperchen und eingedrungenen Partikeln oder Keimen, Bakterien, indem die weißen Blutkörperchen, also Leukozyten versuchen, diese Partikel in sich aufzunehmen und daran sterben. Und wenn das in Massen geschieht, dann nennt man das Eiter."
Eine Schnittwunde sollte möglichst schnell dem Arzt gezeigt werden, falls sie genäht werden muss. Denn das ist nur in den ersten sechs bis acht Stunden nach der Verletzung möglich. Danach ist das Gewebe schon zu sehr angeschwollen. Sonja M. hat das beherzigt und kam schnell zu Dr. Jobst:
"Ich hab mich grade vor einer Stunde an der Dose geschnitten, wollte Nudeln kochen, an der Dose hab ich mich grade geschnitten."
"Lassen Sie mal sehen, das hat kräftig geblutet, und ich sehe auch, dass das ein bisschen klafft, ich gebe Ihnen mal eine sterile Kompresse. Sie halten die mal einen Moment da drauf, dann hole ich mal meinen Wundkleber, damit kann man so was wunderbar kleben. Ich möchte aber die Wunde noch kurz desinfizieren, das beißt jetzt. Tut es weh? "
"Geht."
"Jetzt tupfe ich das noch mal ab. Wenn es trocken bleibt, dann halten Sie es mal so - hm - dann tue ich den Acrylkleber drauf, jetzt können wir den Finger biegen und die Wunde geht nicht mehr auf."
Haut ist dehnbar, doch nur bis zu einem gewissen Grad. Wird diese Grenze überschritten, platzt die Haut auf, etwa bei einem Sturz: Es entsteht eine Platzwunde, deren Ränder oft weit auseinanderklaffen. In den meisten Fällen muss sie geklebt oder genäht werden. Selbst kann man eine sterile Kompresse auf die Wunde legen und sie mit einem Verband befestigen und dann innerhalb weniger Stunden den Arzt aufsuchen.
Für solche und andere kleineren Wunden wurde früher oft Streupuder verwendet. Davon rät Dr. Jobst ab, denn er enthält Fremdkörper, die die Heilung eher hemmen.
"Grundsätzlich Puder nicht. Bei Wundinfektion ist es schon angeraten, die Salben auf die Wunde zu tun oder mittels eines Salbengitters auf die Wunde zu applizieren. Die Salbengitter dienen dazu, Heilungsprozesse in der Haut nicht zu stören dadurch, dass man den Verband wechselt. Die Salbengitter lassen sich leicht ablösen, sodass nichts abgerissen wird von der Heilung."
Beschichtete Salbengitter sind gut geeignet für Wunden, die viel Flüssigkeit absondern. Einmal täglich sollte man Pflaster und Gaze wechseln - auch zur Wundkontrolle. Wird das Pflaster nass, muss es ausgetauscht werden.
Sprühverband ist für kleine Stellen am Kopf geeignet, weil ein Pflaster an den Haaren haften würde. Nicht geeignet ist der Sprühverband bei kleinen Bisswunden von Tieren. Sie enthalten immer Keime und müssen vom Arzt versorgt werden.
Für alle Wunden gilt: möglichst nicht berühren. Und weil bei jeder Verletzung Keime in die Blutbahn gelangen können, muss immer geprüft werden, ob der Tetanusimpfschutz noch gültig ist.