Dieses unangenehme Geräusch auf dem Zahnarztstuhl! - Aber diesmal wird gar nicht gebohrt. Schmerzfrei werden hier die Zähne gereinigt und poliert von der Prophylaxehelferin Daniela Michel, die dafür eine spezielle Weiterbildung absolviert hat.
Daniela Michel: "Als erstes guck ich mir das Zahnfleisch an mit einer bestimmten Messsonde, und schaue, ob tiefe Taschen vorhanden sind, und dann wird mit vorsichtig die harten und weichen Beläge vom Zahn entfernt, nur bis zum Zahnfleischrand, in dem Bereich darf man arbeiten als Prophylaxeassistentin, alles, was tiefer geht, entfernt der Zahnarzt unter Anästhesie."
"Professionellen Zahnreinigung" heißt diese Prozedur, manchmal wird sie auch "Individualprophylaxe" genannt.
Michel: "Danach wird poliert mit einem Gummikelch und Polierpaste, damit der Zahn und die Zahnoberfläche schön glatt ist, weil sich an einem glatten Zahn weniger Beläge wieder anlagern können, und danach geht man noch mal mit der Zahnseide durch, um noch mal wirklich schön am Zahnfleischrand alles sauber zu bekommen. Und der Patient bekommt zum Schluss entweder ein Gel in die Zahnfleischtasche oder spült in den meisten Fällen mit einer Mundspüllösung nach."
Seit Alters her haben sich die Menschen bemüht, ihre Zähne zu pflegen. In der Steinzeit wurde mit Weidenstöcken in den Zwischenräumen gestochert. Die Ägypter kannten vor rund 4.000 Jahren bereits eine Zahnpasta, eine Mischung aus gemahlenem Bims und Weinessig, die auf Kaustöcke aufgetragen wurde. Aber heute? Wieso benötigt man im Zeitalter ausgefeilter Zahnbürsten und hunderter Produkte zur Mundhygiene fürs Zähneputzen professionelle Hilfe? Professor Andrej Kielbassa, Leiter der Abteilung Zahnerhaltungskunde und Parodontologie an der Zahnklinik der Charité:
Andrej Kielbassa: "Nach wie vor ist es so, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Mundhygiene nicht ganz perfekt durchführt. Prinzipiell ist das schon möglich, es sind allerdings Nischen, Schlupfwinkel, Ecken, Füllungsränder oder auch Kronenränder, die einer besonderen Beobachtung bedürfen, und das kriegt der Patient im Normalfall zuhause vor dem Spiegel nicht hin. Da muss er sich professionelle Hilfe beim zahnärztlichen Team holen, die - je nachdem, was der Mensch als Individuum mitbringt - zweimal im Jahr, dreimal, manchmal auch mehrfach im Jahr durchgeführt werden muss."
Generell zu empfehlen ist die regelmäßige professionelle Zahnreinigung im höheren Alter, bei immungeschwächten Menschen, oder auch Diabetikern, weil hier das Risiko für Zahnschäden und Entzündungen im Mund stark zunimmt.
Dabei ist der Mensch von der Natur eigentlich bestens ausgestattet: der Zahnschmelz ist die härteste Substanz, die der Körper bilden kann. Aber: Der superharte Zahn-Überzug kann sich nicht regenerieren - einmal kaputt, ist die ganze Kraft dahin. Und im Laufe eines langen Leben müssen Zähne und Kiefer nicht nur Gewaltiges leisten, tonnenweise Nahrung zerkleinern, sie sind dabei auch permanenten Angriffen ausgesetzt - durch "Plaque".
Kielbassa: "Man muss sich das so vorstellen, dass zuerst eine Proteinschicht über dem Zahnschmelz sich bildet, relativ schnell, allein schon durch die Anwesenheit des Speichels, und auf diese Proteinschicht siedeln sich dann im Laufe der nächsten Stunden Bakterien an, bis hin zu dem Zeitpunkt, dass nach mehreren Tagen, wenn man eine Zahnfläche nicht entsprechend reinigt, dann erste Anzeichen der Zahnfleischentzündung auftreten, das gilt es natürlich zu vermeiden und dementsprechend müssen diese weichen Belege, die wir als Biofilm bezeichnen, regelmäßig entfernt werden."
Andernfalls verkalken solche Beläge, der berühmte Zahnstein entsteht, wandert bis unter das Zahnfleisch, und so wird der gesamte Zahnhalteapparat geschädigt. Der Zahnarzt spricht dann übrigens nicht von "Parodontose", sondern von einer Parodontitis, weil entzündliche Prozesse in Gang gesetzt wurden.
Es gibt längst wissenschaftliche Untersuchungen, die zeigen, dass professionelle Zahnreinigung diese Erkrankung im Mund verhindern. Kielbassa verweist vor allem auf eine schwedische Langzeitstudie, bei der Patienten über Jahrzehnte untersucht und betreut wurden:
Kielbassa: "Bei diesen Patienten werden professionelle Zahnreinigungen regelmäßig durchgeführt, und bei diesen Patienten hat sich ganz klar herausgestellt, dass Zähne aus Gründen des entzündlichen Rückgangs des Zahnfleischs beziehungsweise der kariösen Zerstörung nicht mehr verloren gegangen sind."
Ein schönes Gebiss ist im übrigen nicht nur wichtig für die äußere Attraktivität, sondern mitunter auch für die Gesundheit des ganzen Körpers: Es gibt inzwischen wissenschaftliche Hinweise darauf, dass kranke Zähne oder Entzündungen in der Mundhöhle mit-verantwortlich sein können für zum Beispiel Nierenleiden, Gelenk- oder Kopfschmerzen. Und eine Zuckerkrankheit kann nicht nur Wundheilungsstörungen im Mund bewirken, sondern umgekehrt kann eine massive Parodontitis den Diabetes verschlimmern.
Das alles spricht für eine gewissenhafte Zahnpflege zu Hause und eben auch für die zusätzliche Zahnreinigung durch die Prophylaxehelferin mehrmals im Jahr. Private Krankenkassen bezahlen - je nach Vertrag - meist die Vorsorge in der Zahnarztpraxis. Gesetzlich Versicherte müssen allerdings die Kosten weitgehend selbst tragen - je nach Aufwand und Ausführung zwischen 50 und 150 Euro. Doch es lohnt sich:
Kielbassa: "Ein sauberer Zahn wird nicht krank, mit anderen Worten: Wenn die ganze Situation bei einem Patienten professionell mitbetreut wird, und die häusliche Mundhygiene stimmt, dann ist davon auszugehen, dass die Wahrscheinlichkeit für den Zahnverlust äußerst gering ist."
Und genau zu erklären, wie die optimale häusliche Mundhygiene aussieht, gehört zu den Aufgaben Prophylaxehelferin Daniela Michel:
Daniela Michel: "Generell schon morgens und abends, aber bevor man dreimal nur eine Minute putzt, sagen wir immer: Lieber einmal am Tag richtig gründlich putzen, schon so sechs, sieben Minuten, also man sagt so 'ne Musiktitellänge, die kann sehr lang sein, oder man stellt sich mal so 'ne Eieruhr. Und wirklich intensiv Zahn für Zahn schon mit einer elektrischen Zahnbürste, es gibt wenige Patienten, die gut mit der Handzahnbürste putzen, oder Handzahnbürste, eine wirklich kleine, maximal zwei Zähne breit, und dann vom Zahnfleisch zum Zahn in Rüttelbewegung, Rückseite, Oberkiefer, Unterkiefer."
Noch ein vielleicht überraschender Tipp: Die Zahnseide vor dem Putzen benutzen:
Michel: "Mit der Seide lockert man die Beläge und mit der Zahnbürste entfernt man sie dann. Und im besten Fall noch mal mit einer Mundspüllösung ausspülen und dann ins Bett."
Will heißen: Danach nichts nicht mehr essen oder trinken! Dann stehen die Chancen gut, dass man dieses Geräusch nur zweimal im Jahr hört - recht entspannt, weil beim Zahnarzt nur gereinigt und nicht gebohrt wird.
Daniela Michel: "Als erstes guck ich mir das Zahnfleisch an mit einer bestimmten Messsonde, und schaue, ob tiefe Taschen vorhanden sind, und dann wird mit vorsichtig die harten und weichen Beläge vom Zahn entfernt, nur bis zum Zahnfleischrand, in dem Bereich darf man arbeiten als Prophylaxeassistentin, alles, was tiefer geht, entfernt der Zahnarzt unter Anästhesie."
"Professionellen Zahnreinigung" heißt diese Prozedur, manchmal wird sie auch "Individualprophylaxe" genannt.
Michel: "Danach wird poliert mit einem Gummikelch und Polierpaste, damit der Zahn und die Zahnoberfläche schön glatt ist, weil sich an einem glatten Zahn weniger Beläge wieder anlagern können, und danach geht man noch mal mit der Zahnseide durch, um noch mal wirklich schön am Zahnfleischrand alles sauber zu bekommen. Und der Patient bekommt zum Schluss entweder ein Gel in die Zahnfleischtasche oder spült in den meisten Fällen mit einer Mundspüllösung nach."
Seit Alters her haben sich die Menschen bemüht, ihre Zähne zu pflegen. In der Steinzeit wurde mit Weidenstöcken in den Zwischenräumen gestochert. Die Ägypter kannten vor rund 4.000 Jahren bereits eine Zahnpasta, eine Mischung aus gemahlenem Bims und Weinessig, die auf Kaustöcke aufgetragen wurde. Aber heute? Wieso benötigt man im Zeitalter ausgefeilter Zahnbürsten und hunderter Produkte zur Mundhygiene fürs Zähneputzen professionelle Hilfe? Professor Andrej Kielbassa, Leiter der Abteilung Zahnerhaltungskunde und Parodontologie an der Zahnklinik der Charité:
Andrej Kielbassa: "Nach wie vor ist es so, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Mundhygiene nicht ganz perfekt durchführt. Prinzipiell ist das schon möglich, es sind allerdings Nischen, Schlupfwinkel, Ecken, Füllungsränder oder auch Kronenränder, die einer besonderen Beobachtung bedürfen, und das kriegt der Patient im Normalfall zuhause vor dem Spiegel nicht hin. Da muss er sich professionelle Hilfe beim zahnärztlichen Team holen, die - je nachdem, was der Mensch als Individuum mitbringt - zweimal im Jahr, dreimal, manchmal auch mehrfach im Jahr durchgeführt werden muss."
Generell zu empfehlen ist die regelmäßige professionelle Zahnreinigung im höheren Alter, bei immungeschwächten Menschen, oder auch Diabetikern, weil hier das Risiko für Zahnschäden und Entzündungen im Mund stark zunimmt.
Dabei ist der Mensch von der Natur eigentlich bestens ausgestattet: der Zahnschmelz ist die härteste Substanz, die der Körper bilden kann. Aber: Der superharte Zahn-Überzug kann sich nicht regenerieren - einmal kaputt, ist die ganze Kraft dahin. Und im Laufe eines langen Leben müssen Zähne und Kiefer nicht nur Gewaltiges leisten, tonnenweise Nahrung zerkleinern, sie sind dabei auch permanenten Angriffen ausgesetzt - durch "Plaque".
Kielbassa: "Man muss sich das so vorstellen, dass zuerst eine Proteinschicht über dem Zahnschmelz sich bildet, relativ schnell, allein schon durch die Anwesenheit des Speichels, und auf diese Proteinschicht siedeln sich dann im Laufe der nächsten Stunden Bakterien an, bis hin zu dem Zeitpunkt, dass nach mehreren Tagen, wenn man eine Zahnfläche nicht entsprechend reinigt, dann erste Anzeichen der Zahnfleischentzündung auftreten, das gilt es natürlich zu vermeiden und dementsprechend müssen diese weichen Belege, die wir als Biofilm bezeichnen, regelmäßig entfernt werden."
Andernfalls verkalken solche Beläge, der berühmte Zahnstein entsteht, wandert bis unter das Zahnfleisch, und so wird der gesamte Zahnhalteapparat geschädigt. Der Zahnarzt spricht dann übrigens nicht von "Parodontose", sondern von einer Parodontitis, weil entzündliche Prozesse in Gang gesetzt wurden.
Es gibt längst wissenschaftliche Untersuchungen, die zeigen, dass professionelle Zahnreinigung diese Erkrankung im Mund verhindern. Kielbassa verweist vor allem auf eine schwedische Langzeitstudie, bei der Patienten über Jahrzehnte untersucht und betreut wurden:
Kielbassa: "Bei diesen Patienten werden professionelle Zahnreinigungen regelmäßig durchgeführt, und bei diesen Patienten hat sich ganz klar herausgestellt, dass Zähne aus Gründen des entzündlichen Rückgangs des Zahnfleischs beziehungsweise der kariösen Zerstörung nicht mehr verloren gegangen sind."
Ein schönes Gebiss ist im übrigen nicht nur wichtig für die äußere Attraktivität, sondern mitunter auch für die Gesundheit des ganzen Körpers: Es gibt inzwischen wissenschaftliche Hinweise darauf, dass kranke Zähne oder Entzündungen in der Mundhöhle mit-verantwortlich sein können für zum Beispiel Nierenleiden, Gelenk- oder Kopfschmerzen. Und eine Zuckerkrankheit kann nicht nur Wundheilungsstörungen im Mund bewirken, sondern umgekehrt kann eine massive Parodontitis den Diabetes verschlimmern.
Das alles spricht für eine gewissenhafte Zahnpflege zu Hause und eben auch für die zusätzliche Zahnreinigung durch die Prophylaxehelferin mehrmals im Jahr. Private Krankenkassen bezahlen - je nach Vertrag - meist die Vorsorge in der Zahnarztpraxis. Gesetzlich Versicherte müssen allerdings die Kosten weitgehend selbst tragen - je nach Aufwand und Ausführung zwischen 50 und 150 Euro. Doch es lohnt sich:
Kielbassa: "Ein sauberer Zahn wird nicht krank, mit anderen Worten: Wenn die ganze Situation bei einem Patienten professionell mitbetreut wird, und die häusliche Mundhygiene stimmt, dann ist davon auszugehen, dass die Wahrscheinlichkeit für den Zahnverlust äußerst gering ist."
Und genau zu erklären, wie die optimale häusliche Mundhygiene aussieht, gehört zu den Aufgaben Prophylaxehelferin Daniela Michel:
Daniela Michel: "Generell schon morgens und abends, aber bevor man dreimal nur eine Minute putzt, sagen wir immer: Lieber einmal am Tag richtig gründlich putzen, schon so sechs, sieben Minuten, also man sagt so 'ne Musiktitellänge, die kann sehr lang sein, oder man stellt sich mal so 'ne Eieruhr. Und wirklich intensiv Zahn für Zahn schon mit einer elektrischen Zahnbürste, es gibt wenige Patienten, die gut mit der Handzahnbürste putzen, oder Handzahnbürste, eine wirklich kleine, maximal zwei Zähne breit, und dann vom Zahnfleisch zum Zahn in Rüttelbewegung, Rückseite, Oberkiefer, Unterkiefer."
Noch ein vielleicht überraschender Tipp: Die Zahnseide vor dem Putzen benutzen:
Michel: "Mit der Seide lockert man die Beläge und mit der Zahnbürste entfernt man sie dann. Und im besten Fall noch mal mit einer Mundspüllösung ausspülen und dann ins Bett."
Will heißen: Danach nichts nicht mehr essen oder trinken! Dann stehen die Chancen gut, dass man dieses Geräusch nur zweimal im Jahr hört - recht entspannt, weil beim Zahnarzt nur gereinigt und nicht gebohrt wird.