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Radiolexikon: Sodbrennen

Sodbrennen ist immer nur ein Symptom. In der Regel dafür, dass Säure aus dem Magen in die Speiseröhre eintritt oder Flüssigkeit aus der Speiseröhre nicht in den Magen entleert werden kann.

Von Renate Rutta |
    "Also es hat angefangen mit Schluckauf erstmal und mit Sodbrennen, Aufstoßen von Saurem und Mageninhalt."

    Sodbrennen kennen viele: nach einer fetten oder üppigen Mahlzeit mit reichlich alkoholischen Getränken hatte fast jeder schon einmal einen brennenden Schmerz in der Brust bis in den Hals hinauf, ein Völlegefühl oder saures Aufstoßen.

    "Ungefähr drei, vier Jahre hatte ich das Problem und
    daraufhin hatte ich dann diese Schluckstörung."

    Bei Mehmet M. blieb es nicht beim gelegentlichen Sodbrennen. Seine Beschwerden waren hartnäckig und wurden sogar noch schlimmer. Darum ließ er sich in einem speziellen Refluxzentrum der Medizinischen Klinik Köln-Holweide untersuchen. Prof. Arno Dormann ist dort Chefarzt.

    "Das Sodbrennen ist immer nur ein Symptom. Das heißt, dass Säure aus dem Magen in die Speiseröhre eintritt oder dass Flüssigkeit aus der Speiseröhre nicht in den Magen entleert werden kann. Der Übertritt von Flüssigkeit aus dem Magen ist das klassische Sodbrennen bei vollem Magen, das ist das häufigste. Aber wir sehen immer mehr Patienten, die eine Entleerungsstörung der Speiseröhre haben, das heißt der Speisebrei bleibt in der Speiseröhre stehen, provoziert Säure. Die Speiseröhre versucht, den Speisebrei voranzupumpen und das schafft sie nicht. Und was der Patient empfindet, ist Sodbrennen."

    Bei Mehmet M war das der Fall. Er hat eine Speiseröhrenverengung. Doch Sodbrennen kann sich auch anders äußern, ganz untypisch, sodass man gar nicht an einen Zusammenhang mit Magen oder Speiseröhre denkt.

    "Es kann mit Ziehen in den Unterkiefer, kann mit Hustenreiz, es kann mit Asthma auftreten, man kann chronische Bronchitis bekommen, man kann Entzündungen der Nebenhöhlen bekommen, die Zähne können betroffen sein, also die Variation der Symptome ist sehr breit."

    Außer dem Zurückfließen von Speisen und Magensäure und der Entleerungsstörung der Speiseröhre gibt es eine Reihe von weiteren Ursachen für Sodbrennen, für das "Feuer im Hals". Übergewicht kann Sodbrennen begünstigen. Oder während einer Schwangerschaft drückt das Baby auf den Magen.

    "Wenn die Frau schwanger ist, führt das dazu, dass die Gebärmutter sich entspannt. Und die Gebärmutter ist aus der gleichen Art von Muskel wie die Speiseröhre und der Schließmuskel in der Speiseröhre. Und genauso wie die Gebärmutter sich entspannt, entspannt sich auch die Speiseröhre und dadurch kann es zum Überschwappen von Flüssigkeit aus dem Magen kommen."

    Das zweite ist, insbesondere in der Spätschwangerschaft tritt die Gebärmutter nach oben in den Bauchraum. Der Magen kann sich nicht mehr gut entleeren. Es wird eng im Oberbauch und dadurch ist das Sodbrennen auch beeinflusst.

    Auch Medikamente können Sodbrennen verursachen.

    Alle Medikamente, die unwillkürlich Muskeln im Körper beeinflussen - bei der Einnahme von diesen Medikamenten neigt man zu Sodbrennen. Das bekannteste sind Patienten mit chronischer Bronchitis. Da nimmt man Medikamente, die die Bronchien weit machen. Aber auch bestimmte Blutdruckmedikamente können das beeinflussen.

    Schmerzmedikamente beeinflussen nicht direkt die Beweglichkeit der Speiseröhre, sondern sie können zum Beispiel in der Speiseröhre stecken bleiben und dort Geschwüre in der Speiseröhre hervorrufen und häufig haben diese Medikamente einen sehr niedrigen pH-Wert, haben also einen hohen Säuregehalt, und wenn die in der Speiseröhre stecken bleiben, dann hat das gefährliche Folgen für die Speiseröhre.

    Schauplatz des Sodbrennens ist die Speiseröhre. Sie transportiert Speisen vom Mund in den Magen. Ein ringförmiger Muskel verschließt den Magen zur Speiseröhre hin und verhindert das Zurückfließen von Speisebrei und Magensäure, also den Reflux nach oben. Doch dieser Muskel kann zu schwach sein, er kann erschlaffen. Dann fließt der Mageninhalt zurück in die Speiseröhre und greift deren Schleimhaut an.

    "Die Speiseröhre hat die gleiche Oberfläche wie unsere Haut. Und wenn wir auf unsere Haut Salzsäure träufeln und das ist der pH, den wir in unserem Magen haben, dann verbrennt die Haut. Und das gleiche passiert in der Speiseröhre auch, dann tritt das Symptom des Sodbrennens auf."


    Die Säure kann also Schäden an der Speiseröhrenschleimhaut verursachen, beispielsweise Entzündungen oder Gewebeveränderungen. Wenn dieser Zustand chronisch wird, kann sich eventuell Speiseröhrenkrebs daraus entwickeln.
    Für die richtige Behandlung muss zuerst die Ursache des Sodbrennens herausgefunden werden. Der beste Weg dafür ist eine Magenspiegelung.

    Hat der Reflux keine sichtbaren Schäden an der Schleimhaut hervorgerufen, messen die Ärzte den Säuregehalt in der Speiseröhre, um zu sehen, ob das Sodbrennen wirklich von einem Reflux verursacht wird.

    "In der Regel wird ja die Refluxerkrankung mit säurehemmenden Medikamenten behandelt. Hat ein Patient zum Beispiel eine Transportstörung der Speiseröhre, des Magens, ist es häufig viel hilfreicher, diese Transportstörung zu behandeln und nur zusätzlich ein bisschen Säure zu hemmen."

    Wenn die Behandlung mit Medikamenten nicht mehr ausreicht, muss unter Umständen operiert werden. Das trifft vor allem auf
    Patienten mit einem Zwerchfellbruch zu.

    "Patienten, die einen großen Zwerchfellbruch haben oder eine Schließmuskelschwäche im Bereich des Speiseröhren-Magenübergangs sind gute Kandidaten für eine Operation."

    Tipps, wie sich Sodbrennen verringern lässt, bekommen die Patienten des Refluxzentrums Köln-Holweide von Diätassistentin und Ernährungsberaterin Annette Stute.

    "Beim Reflux wäre als erstes zu sagen, dass es wichtig ist, vor dem Schlafengehen keine großen Mahlzeiten mehr zu essen, weil der Druck im Bauchraum dann nicht so groß ist. Und wenn Sie die letzte Mahlzeit vor dem Schlafengehen drei bis vier Stunden vorher einnehmen, hat der Magen genug Zeit, sich zu entleeren und der Druck nimmt ab."

    Hilfreich ist es auch, Kaffee, Zitrusfrüchte, Cola, scharfe Gewürze, Alkohol und Zigaretten zu meiden. Sie können Sodbrennen hervorrufen.

    "Fette Speisen verzögern die Magenentleerung und sind deswegen ungünstig. Bei Alkohol und Süßigkeiten ist zu sagen, dass sie auch die Säureproduktion des Magen anregen. Und je mehr Säure, desto höher die Gefahr, dass etwas zurückfließt in die Speiseröhre."

    Manchen hilft bei Sodbrennen, wenn sie ein Glas Milch, Kamillentee oder Pfefferminztee trinken oder wenn sie Nüsse und Mandeln kauen.

    Hilfreich kann auch sein, wenn man das Kopfteil des Bettes höher stellt oder ein zweites Kopfkissen benutzt, sodass der Oberkörper etwas erhöht liegt. Damit kann man verhindern, dass Nahrung oder Magensäure in der Nacht in die Speiseröhre zurückfließen.