Was für eine Musik! Ecce Sacerdos Magnus von Johann Singenberger, vorgetragen zu Ehren Papst Benedikt XVI. von den Regensburger Domspatzen.
Knabensoprane, hell, klar und transparent, Stimmen, wie sie nur wenige Chöre der Welt singen. Seit über 1000 Jahren gibt es die Domspatzen, wer hier singt, zählt zur Elite ...
... zumindest für einige Jahre. Auf jeden Fall so lange, bis die Knaben das Schicksal aller Knaben ereilt: Sie werden älter, und irgendwann zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr bauen Hormone Körper und Geist um – unerbittlich, rücksichtslos: Die ersten Barthaare sprießen, und die einst glockenreine Stimme fällt dem Stimmbruch zum Opfer.
"Das ist der Kehlkopf, ein Querschnitt dadurch..."
..., erklärt die Kölner Logopädin Zeynep Kaplica und zeigt auf eine Tafel an der Wand, ...
"... die Stimme wird hier im Kehlkopf gebildet, das heißt, die Stimmlippen oder Stimmbänder sitzen hier im Kehlkopf drin. Sprechen ist ein komplexer Vorgang, das hatte etwas mit der Atmung zu tun, etwas mit der Artikulation, durch die Atemluft, also durch die Einatmung, werden die Stimmlippen in Bewegung versetzt, und durch dieses Schwingen entsteht ein Ton, das ist die Stimmgebung, Phonation, und diesen Ton können wir natürlich in unserem Resonanzraum, durch die Zunge, die Lippenformung und durch die Aussprache können wir den natürlich einen besonderen Charakter verleihen."
Die Stimmlage, ob sie eher hoch oder tief ist, entscheiden zunächst einmal die Länge und Dicke der Stimmlippen. Bei einem 11-Jährigen sind sie zwölf bis 13 Millimeter lang, seine Stimme hört sich so an, ...
"Das war eine Lichtschranke, wenn man was dazwischengetan hat und das Licht wurde unterbrochen, ging ein Tor auf, und jetzt haben wir vor, ein Basismodell zu bauen, und zwar würde das so gehen, dass man über Computer die Richtungen eingibt, ... "
... der Junge baut übrigens gerade einen Roboter zusammen. ... 13 Jahre später – aus dem Bastler ist mittlerweile ein erfolgreicher Informatiker geworden – hat sich seine kindliche Stimme in die eines jungen Mannes verwandelt.
"Ja, ich kann mich da noch gut erinnern, das ist jetzt 13 Jahre her und wir haben damals einen Roboter zusammengebaut und sollten darüber berichten, wie wir das gefunden haben, ..."
Die Stimmen stammen von ein und derselben Person! Noch einmal: Das ist die Stimme des 11-Jährigen, ...
"Das hier, das hatte ich gerade in der Hand, warte, ... , Basti, dann frimmel die mal auseinander, ich hab hier noch ein paar, zwei von den Langen ... "
... und das die des 24-Jährigen, ...
"Ja, die Stimme ist schon sehr wichtig, letzten Endes sagt die Stimme ja auch viel über die Persönlichkeit aus, ob sie jetzt eher zurückhaltend, zaghaft, hell, dunkel ist, ..."
... dazwischen liegt der Stimmbruch.
"Der verläuft dann so, dass der Kehlkopf größer wird und die Stimmlippen wachsen, die Stimmlippen wachsen allerdings nicht einheitlich, es ist so, dass die Stimmlippen unterschiedlich wachsen, deshalb kommt es dazu, dass die Jungs zwischen der Kinderstimme und der Männerstimme hin- und herspringen, und die Stimme hört sich dabei verzerrt an."
Das Hormon Testosteron löst die Stimmveränderung aus. Die Stimmlippen wachsen um fast das Doppelte auf eine Länge von knapp zwei Zentimetern und sie werden dicker. Weil lange und dicke Stimmlippen weniger miteinander schwingen, erzeugen sie tiefere Töne. Während der Pubertät verlängert sich zusätzlich der Hals, wodurch sich der Kehlkopf nach unten verlagert. Folge: Er liegt näher am Brustkorb, der nun als Resonanzraum für den männlichen Klang der Stimme sorgt.
"Bei Mädchen ist es nicht so auffällig, bei Jungen sinkt die Stimme wirklich um eine Oktave, und durch dieses Hin- und Herspringen zwischen kindlich und Mann sein, ist das schon auffällig, beim Mädchen verläuft es nicht so auffallend."
Ist der Stimmbruch überstanden, bekommen etwa zwei Drittel der Jungen Bass- oder Bariton-Stimmen. Nur ein Drittel der Stimmen entwickelt sich zum Tenor. Auch nach dem Stimmbruch wachsen die Stimmlippen noch weiter. Erst zwischen dem 25. und dem 30. Lebensjahr ist die männliche Stimme voll entwickelt: Gut Ding braucht Weil! Die Länge der Stimmlippen liegt beim Bass übrigens bei rund 24 Millimetern. Die Stimmlippen der Mädchen wachsen dagegen nur zwischen einem und drei Millimetern. Ihre Stimme sinkt deshalb gerade mal um eine Terz oder Quarte, gewinnt dadurch aber ihre typische eher männliche oder eher weibliche Klangfarbe. Mädchen kommen also auch in den Stimmbruch, allerdings merkt es fast niemand.
So unangenehm und holperig die Pubertät für den Einen oder die Andere auch verlaufen mag, irgendwann ist sie überstanden, inklusive Stimmbruch. Hin und wieder kommt es aber auch vor, dass Jungen im Stimmbruch stecken bleiben. Zeynep Kaplica:
"Es gibt Mutationsstimmenstörung, da verläuft der Stimmbruch nicht physiologisch. Das kann eine Ursache haben insofern, dass die Jungens damit psychologisch nicht klarkommen. Das bedeutet, in der Pubertät sich nicht damit identifizieren können, ich werde jetzt ein Mann, ich soll jetzt die Rolle eines Mannes und demnach auch diesen tieferen Stimmklang übernehmen."
Psychologische Probleme in der Pubertät sind die Ursachen für Mutationsstimmstörungen. Bei Jungen können sie sich unter anderem in Fistelstimmen äußern, ein Symptom, das möglichst rasch behandelt werden sollte.
"Nehmen wir mal an, der Junge kommt zu mir, ist 14 Jahre alt, und ich merke, er hat eine Fistelstimme oder einer Mutationsstimmstörung, dann versuche ich erst einmal über die psychologische Ebene herauszufiltern, woran es genau liegt, dass er seine Stimme nicht annehmen mag, und über diesen Weg gehen wir natürlich über zur Therapie. Die besteht darin, dass ich ihm auch auditive Beispiele vorspiele zwischen hoher Stimme und tiefer Stimme, wir machen Arbeit am Klavier, sodass er immer merken kann, nun, da ist meine Stimme tief, da ist meine Stimme hoch."
Hören, was hoch klingt, und hören, was tief klingt.
Die Stimme verändert sich auch durch aktives Hören – wobei Zeynep Kaplica mitunter an eigene Grenzen stößt.
"Das ist natürlich schwierig, das in einem Beispiel darzustellen, aber ich probiere es, als Frau fällt es mir natürlich schwerer, also, wenn ich ihm sage: "Der Raum ist aber ziemlich warm", das wäre ja tief, ich könnte aber auch sagen: "Mein Raum ist so warm", es wäre sehr hoch."
Wer in der Pubertät eine Stimmstörung entwickelt, sollte auf jeden den Rat von Logopäden einholen! Für die meisten Jungen verläuft der Stimmbruch aber harmlos, auch wenn sie sich nicht immer gerne an ihn erinnern.
"Grässlich, ich habe mich kaum noch getraut, was zu sagen, ein Stimmbruch pro Leben reicht!"
Knabensoprane, hell, klar und transparent, Stimmen, wie sie nur wenige Chöre der Welt singen. Seit über 1000 Jahren gibt es die Domspatzen, wer hier singt, zählt zur Elite ...
... zumindest für einige Jahre. Auf jeden Fall so lange, bis die Knaben das Schicksal aller Knaben ereilt: Sie werden älter, und irgendwann zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr bauen Hormone Körper und Geist um – unerbittlich, rücksichtslos: Die ersten Barthaare sprießen, und die einst glockenreine Stimme fällt dem Stimmbruch zum Opfer.
"Das ist der Kehlkopf, ein Querschnitt dadurch..."
..., erklärt die Kölner Logopädin Zeynep Kaplica und zeigt auf eine Tafel an der Wand, ...
"... die Stimme wird hier im Kehlkopf gebildet, das heißt, die Stimmlippen oder Stimmbänder sitzen hier im Kehlkopf drin. Sprechen ist ein komplexer Vorgang, das hatte etwas mit der Atmung zu tun, etwas mit der Artikulation, durch die Atemluft, also durch die Einatmung, werden die Stimmlippen in Bewegung versetzt, und durch dieses Schwingen entsteht ein Ton, das ist die Stimmgebung, Phonation, und diesen Ton können wir natürlich in unserem Resonanzraum, durch die Zunge, die Lippenformung und durch die Aussprache können wir den natürlich einen besonderen Charakter verleihen."
Die Stimmlage, ob sie eher hoch oder tief ist, entscheiden zunächst einmal die Länge und Dicke der Stimmlippen. Bei einem 11-Jährigen sind sie zwölf bis 13 Millimeter lang, seine Stimme hört sich so an, ...
"Das war eine Lichtschranke, wenn man was dazwischengetan hat und das Licht wurde unterbrochen, ging ein Tor auf, und jetzt haben wir vor, ein Basismodell zu bauen, und zwar würde das so gehen, dass man über Computer die Richtungen eingibt, ... "
... der Junge baut übrigens gerade einen Roboter zusammen. ... 13 Jahre später – aus dem Bastler ist mittlerweile ein erfolgreicher Informatiker geworden – hat sich seine kindliche Stimme in die eines jungen Mannes verwandelt.
"Ja, ich kann mich da noch gut erinnern, das ist jetzt 13 Jahre her und wir haben damals einen Roboter zusammengebaut und sollten darüber berichten, wie wir das gefunden haben, ..."
Die Stimmen stammen von ein und derselben Person! Noch einmal: Das ist die Stimme des 11-Jährigen, ...
"Das hier, das hatte ich gerade in der Hand, warte, ... , Basti, dann frimmel die mal auseinander, ich hab hier noch ein paar, zwei von den Langen ... "
... und das die des 24-Jährigen, ...
"Ja, die Stimme ist schon sehr wichtig, letzten Endes sagt die Stimme ja auch viel über die Persönlichkeit aus, ob sie jetzt eher zurückhaltend, zaghaft, hell, dunkel ist, ..."
... dazwischen liegt der Stimmbruch.
"Der verläuft dann so, dass der Kehlkopf größer wird und die Stimmlippen wachsen, die Stimmlippen wachsen allerdings nicht einheitlich, es ist so, dass die Stimmlippen unterschiedlich wachsen, deshalb kommt es dazu, dass die Jungs zwischen der Kinderstimme und der Männerstimme hin- und herspringen, und die Stimme hört sich dabei verzerrt an."
Das Hormon Testosteron löst die Stimmveränderung aus. Die Stimmlippen wachsen um fast das Doppelte auf eine Länge von knapp zwei Zentimetern und sie werden dicker. Weil lange und dicke Stimmlippen weniger miteinander schwingen, erzeugen sie tiefere Töne. Während der Pubertät verlängert sich zusätzlich der Hals, wodurch sich der Kehlkopf nach unten verlagert. Folge: Er liegt näher am Brustkorb, der nun als Resonanzraum für den männlichen Klang der Stimme sorgt.
"Bei Mädchen ist es nicht so auffällig, bei Jungen sinkt die Stimme wirklich um eine Oktave, und durch dieses Hin- und Herspringen zwischen kindlich und Mann sein, ist das schon auffällig, beim Mädchen verläuft es nicht so auffallend."
Ist der Stimmbruch überstanden, bekommen etwa zwei Drittel der Jungen Bass- oder Bariton-Stimmen. Nur ein Drittel der Stimmen entwickelt sich zum Tenor. Auch nach dem Stimmbruch wachsen die Stimmlippen noch weiter. Erst zwischen dem 25. und dem 30. Lebensjahr ist die männliche Stimme voll entwickelt: Gut Ding braucht Weil! Die Länge der Stimmlippen liegt beim Bass übrigens bei rund 24 Millimetern. Die Stimmlippen der Mädchen wachsen dagegen nur zwischen einem und drei Millimetern. Ihre Stimme sinkt deshalb gerade mal um eine Terz oder Quarte, gewinnt dadurch aber ihre typische eher männliche oder eher weibliche Klangfarbe. Mädchen kommen also auch in den Stimmbruch, allerdings merkt es fast niemand.
So unangenehm und holperig die Pubertät für den Einen oder die Andere auch verlaufen mag, irgendwann ist sie überstanden, inklusive Stimmbruch. Hin und wieder kommt es aber auch vor, dass Jungen im Stimmbruch stecken bleiben. Zeynep Kaplica:
"Es gibt Mutationsstimmenstörung, da verläuft der Stimmbruch nicht physiologisch. Das kann eine Ursache haben insofern, dass die Jungens damit psychologisch nicht klarkommen. Das bedeutet, in der Pubertät sich nicht damit identifizieren können, ich werde jetzt ein Mann, ich soll jetzt die Rolle eines Mannes und demnach auch diesen tieferen Stimmklang übernehmen."
Psychologische Probleme in der Pubertät sind die Ursachen für Mutationsstimmstörungen. Bei Jungen können sie sich unter anderem in Fistelstimmen äußern, ein Symptom, das möglichst rasch behandelt werden sollte.
"Nehmen wir mal an, der Junge kommt zu mir, ist 14 Jahre alt, und ich merke, er hat eine Fistelstimme oder einer Mutationsstimmstörung, dann versuche ich erst einmal über die psychologische Ebene herauszufiltern, woran es genau liegt, dass er seine Stimme nicht annehmen mag, und über diesen Weg gehen wir natürlich über zur Therapie. Die besteht darin, dass ich ihm auch auditive Beispiele vorspiele zwischen hoher Stimme und tiefer Stimme, wir machen Arbeit am Klavier, sodass er immer merken kann, nun, da ist meine Stimme tief, da ist meine Stimme hoch."
Hören, was hoch klingt, und hören, was tief klingt.
Die Stimme verändert sich auch durch aktives Hören – wobei Zeynep Kaplica mitunter an eigene Grenzen stößt.
"Das ist natürlich schwierig, das in einem Beispiel darzustellen, aber ich probiere es, als Frau fällt es mir natürlich schwerer, also, wenn ich ihm sage: "Der Raum ist aber ziemlich warm", das wäre ja tief, ich könnte aber auch sagen: "Mein Raum ist so warm", es wäre sehr hoch."
Wer in der Pubertät eine Stimmstörung entwickelt, sollte auf jeden den Rat von Logopäden einholen! Für die meisten Jungen verläuft der Stimmbruch aber harmlos, auch wenn sie sich nicht immer gerne an ihn erinnern.
"Grässlich, ich habe mich kaum noch getraut, was zu sagen, ein Stimmbruch pro Leben reicht!"