Bonn, ein Großraumbüro: 20 Schreibtische, Computer, Drucker, Trennwände, hier und da Pflanzen, viel trockene Luft.
"Es fängt an zu reizen, es kratzt, manchmal hat man Ruhe, hin und wieder tränt auch das Auge,..."
... klagt die Verwaltungsangestellte Marlies Otto. Schon morgens sind ihre Lider verklebt, nachmittags hat sie müde Augen, manchmal kann sie kaum noch sehen, die Arbeit am Computerbildschirm ist eine Qual.
"Es wechselt hin und her, manchmal haben Sie auch beide Augen, und das brennt ganz schön, und dann sind Sie am Kratzen und am Jucken, und das ist ja nicht gut für die Augen, es wird immer schlimmer."
So schlimm, dass sie schließlich Rat in der Universitäts-Augenklinik Bonn suchte. Dort stellten die Ärzte nach einer gründlichen Untersuchung schließlich die Diagnose: Trockene Augen. Mit diesem Befund hatte Marlies Otto nicht gerechnet, und so ganz war ihr auch nicht klar, wo genau das Problem liegt. Was ist trocken beim Auge und was feucht? Von entscheidender Bedeutung - sagt Dr. Claudia Inhetvin-Hutter, Oberärztin an der Universitäts-Augenklinik Bonn - ist der Tränenfilm.
"Die Funktion des Tränenfilms ist es eigentlich, die Augenoberfläche zu benetzen und dafür zu sorgen, dass ein gleichmäßiger Film auf der Hornhaut ist, damit ein klares Bild entsteht,.... "
... womit die Funktion des Tränenfilms aber noch nicht erschöpft ist. Er reinigt die Binde- und Hornhaut und schützt das Auge mit antibakteriellen Substanzen vor Infektionen; außerdem versorgt die Tränenflüssigkeit das Auge mit Nährstoffen und bewahrt es vor Austrocknung. Für die Produktion des Tränenfilms sind gleich mehrere Drüsen und Zellen zuständig: Den größten Teil stellt die Haupttränendrüse her, daneben gibt es noch ein paar kleinere Tränendrüsen, einen Teil der Flüssigkeit produzieren zudem speziell dafür vorgesehene Zellen auf der Bindehaut. Aus drei Schichten setzt sich der Tränenfilm zusammen.
" Das ist eine wässrige Phase, eine Schleimschicht und eine Lipid-, also fetthaltigen Phase. Alle drei Komponenten in ihrer Gesamtheit, die ergeben eigentlich einen gesunden Tränenfilm,.... "
... wobei die fetthaltige Schicht außen liegt und verhindern soll, dass der Tränenfilm zu schnell verdunstet. Durch den Lidschlag - bei gesunden Menschen etwa 12 Mal pro Minute - verteilt sich die Flüssigkeit auf dem Auge und gleitet dabei langsam in Richtung der ableitenden Tränenwege. Jeweils an den inneren oberen und unteren Lidkanten befinden sich entsprechende Zugänge, die ihrerseits über einen Tränengang in die Nase beziehungsweise in den Rachenraum münden. Wird dieses komplexe System nun an irgendeiner Stelle gestört, können trockene Augen die Folge sein. Mediziner haben dafür zwei Hauptursachen ausgemacht.
"Zum einen ist es die verminderte Tränenmenge, zum anderen ist es die vermehrte Verdunstung der Tränen, die dadurch zustande kommt, dass die Zusammensetzung des Tränenfilms, die drei Phasen, die ich eben nannte, gestört ist, und folglich kommt es dazu, dass entweder dadurch zu wenig Tränen oder durch die veränderte Zusammensetzung es zu einer Reizung oder zu Benetzungsstörungen kommen kann, das kann zu symptomatischen Beschwerden für den Patienten kommen, es kann zu Sehbeeinträchtigungen kommen."
Keratokonjunktivitis sicca oder auch kurz Sicca-Syndrom - so nennen Mediziner trockene Augen - ist weltweit verbreitet. In Deutschland sind etwa zehn Millionen Menschen betroffen, mehr Frauen als Männer, mehr Ältere als Jüngere. Fast alle Patienten haben das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben, ...
" ... ein Brennen kann noch dazukommen, ein Kratzen, eine Augenrötung, Patienten können bemerken, dass die Augen müde werden, dass es zu vermehrter Schleimabsonderungen kommt, es gibt also ganz unterschiedliche Symptome beim trockenen Auge."
Die häufigsten Ursachen für trockene Augen sind die Arbeit vor Bildschirmen - beim starren Blick auf den Monitor sinkt die Lidschlagfrequenz - der Luftzug von Klimaanlagen, Tabakrauch und das Tragen von Kontaktlinsen. Darüber hinaus wird mit zunehmendem Alter weniger Tränenflüssigkeit produziert. Weiter mögliche Ursachen für das Sicca-Syndrom sind Virusinfektionen, Vitamin A-Mangel, östrogenhaltige Medikamente, Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes mellitus und Hormonstörungen. Bei so vielen Ursachen steht vor der Therapie zunächst eine fundierte Diagnose.
Claudia Inhetvin-Hutter, Oberärztin an der Universitäts-Augenklinik Bonn.
"Das fängt schon damit an, wie häufig blinzelt der Patient, wie häufig ist der Lidschluss, wie sind die Lider, gibt es Lidfehlstellungen, die Tränenmenge kann gemessen werden mit solchen Filterstreifen, die eingesetzt werden, auch die Zusammensetzung kann mit einer Spaltlampe, mit einer spaltlampenbiomikroskopischen Untersuchung diagnostiziert werden."
Nach der Diagnostik beginnt die Therapie. Und die besteht in fast allen Fällen zunächst einmal darin, die fehlende natürliche Tränenflüssigkeit durch künstliche zu ersetzen. Mehrmals pro Tag wird sie in die Augen getropft, wobei dies abhängig von der Verträglichkeit dünn- oder zähflüssige Mittel sein können. Bei sehr schweren Formen des Sicca-Syndroms greifen Mediziner auch schon mal zu Hyaluronsäure-Präparaten - eine Substanz, die erst 1934 im Glaskörper von Rinderaugen entdeckt wurde. Hyaluronsäure ist die perfekte Tränenersatzflüssigkeit: sie haftet lange auf dem Auge, bietet beim Lidschlag kaum Widerstand, bindet mehr Wasser als alle anderen Ersatzflüssigkeiten und fördert die Wundheilung - leider nur ist Hyaluronsäure sehr teuer!
"Natürlich würde man auch dem Betroffenen empfehlen, die auslösenden Faktoren, seien es jetzt irgendwelche Medikamente, klimatisierte Luft nach Möglichkeit so etwas zu meiden,..."
... was gar nicht so einfach ist, wer gibt schon seinen Job auf, nur weil sein Büro klimatisiert ist? In einem Punkt hat der Gesetzgeber Sicca-Syndrom-Patienten aber geholfen: Das Rauchverbot in Kneipen und Restaurants wirkt sich für sie segensreich aus! Trotzdem sind Menschen mit trockenen Augen für Jahre - mitunter lebenslang - auf Tränenersatzflüssigkeiten angewiesen. Schon deshalb lohnt ein Blick, was denn der Markt genau hergibt. Die wichtigste Frage lautet: Darf das Präparat Konservierungsmittel enthalten oder nicht?
"Die Konservierungsmittel selber, die können sehr aggressiv sein, die können wiederum die Hornhautoberfläche, das Epithel schädigen, und so den ganzen Kreislauf unterhalten insbesondere dann, wenn man häufig tropfen muss."
Tränenersatzflüssigkeiten mit Konservierungsmittel sollten nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden. Wer das Präparat monate- oder jahrelang braucht, nutze in jedem Fall Tropfen ohne Konservierungsmittel! Die sind etwa teurer, dürfen nur begrenzt gelagert werden, schonen aber die Augen. Stiftung Warentest hat übrigens die wichtigsten Konservierungsmittel unter die Lupe genommen. Vielleicht sind solche Produkte aber bald ohnehin überflüssig. So werden zum Beispiel Augentropfen aus Eigenserum entwickelt, ...
" ... also aus eigenem Blut hergestellte Augentropfen, da ist einiges, was in den nächsten Jahren noch Hoffnung gibt."
Solche Augentropfen wären dann frei von Nebenwirkungen. Darauf kann die Verwaltungsangestellt Marlies Otto natürlich nicht warten - aber sie hat sich etwas anderes ausgedacht. Einfach mal den Computer links liegen lassen!
"Dann ist es besser, wenn man aktiv ist, dass man vom Bildschirm weggeht, viel blinzelt und einfach mal ins Grüne guckt!"
"Es fängt an zu reizen, es kratzt, manchmal hat man Ruhe, hin und wieder tränt auch das Auge,..."
... klagt die Verwaltungsangestellte Marlies Otto. Schon morgens sind ihre Lider verklebt, nachmittags hat sie müde Augen, manchmal kann sie kaum noch sehen, die Arbeit am Computerbildschirm ist eine Qual.
"Es wechselt hin und her, manchmal haben Sie auch beide Augen, und das brennt ganz schön, und dann sind Sie am Kratzen und am Jucken, und das ist ja nicht gut für die Augen, es wird immer schlimmer."
So schlimm, dass sie schließlich Rat in der Universitäts-Augenklinik Bonn suchte. Dort stellten die Ärzte nach einer gründlichen Untersuchung schließlich die Diagnose: Trockene Augen. Mit diesem Befund hatte Marlies Otto nicht gerechnet, und so ganz war ihr auch nicht klar, wo genau das Problem liegt. Was ist trocken beim Auge und was feucht? Von entscheidender Bedeutung - sagt Dr. Claudia Inhetvin-Hutter, Oberärztin an der Universitäts-Augenklinik Bonn - ist der Tränenfilm.
"Die Funktion des Tränenfilms ist es eigentlich, die Augenoberfläche zu benetzen und dafür zu sorgen, dass ein gleichmäßiger Film auf der Hornhaut ist, damit ein klares Bild entsteht,.... "
... womit die Funktion des Tränenfilms aber noch nicht erschöpft ist. Er reinigt die Binde- und Hornhaut und schützt das Auge mit antibakteriellen Substanzen vor Infektionen; außerdem versorgt die Tränenflüssigkeit das Auge mit Nährstoffen und bewahrt es vor Austrocknung. Für die Produktion des Tränenfilms sind gleich mehrere Drüsen und Zellen zuständig: Den größten Teil stellt die Haupttränendrüse her, daneben gibt es noch ein paar kleinere Tränendrüsen, einen Teil der Flüssigkeit produzieren zudem speziell dafür vorgesehene Zellen auf der Bindehaut. Aus drei Schichten setzt sich der Tränenfilm zusammen.
" Das ist eine wässrige Phase, eine Schleimschicht und eine Lipid-, also fetthaltigen Phase. Alle drei Komponenten in ihrer Gesamtheit, die ergeben eigentlich einen gesunden Tränenfilm,.... "
... wobei die fetthaltige Schicht außen liegt und verhindern soll, dass der Tränenfilm zu schnell verdunstet. Durch den Lidschlag - bei gesunden Menschen etwa 12 Mal pro Minute - verteilt sich die Flüssigkeit auf dem Auge und gleitet dabei langsam in Richtung der ableitenden Tränenwege. Jeweils an den inneren oberen und unteren Lidkanten befinden sich entsprechende Zugänge, die ihrerseits über einen Tränengang in die Nase beziehungsweise in den Rachenraum münden. Wird dieses komplexe System nun an irgendeiner Stelle gestört, können trockene Augen die Folge sein. Mediziner haben dafür zwei Hauptursachen ausgemacht.
"Zum einen ist es die verminderte Tränenmenge, zum anderen ist es die vermehrte Verdunstung der Tränen, die dadurch zustande kommt, dass die Zusammensetzung des Tränenfilms, die drei Phasen, die ich eben nannte, gestört ist, und folglich kommt es dazu, dass entweder dadurch zu wenig Tränen oder durch die veränderte Zusammensetzung es zu einer Reizung oder zu Benetzungsstörungen kommen kann, das kann zu symptomatischen Beschwerden für den Patienten kommen, es kann zu Sehbeeinträchtigungen kommen."
Keratokonjunktivitis sicca oder auch kurz Sicca-Syndrom - so nennen Mediziner trockene Augen - ist weltweit verbreitet. In Deutschland sind etwa zehn Millionen Menschen betroffen, mehr Frauen als Männer, mehr Ältere als Jüngere. Fast alle Patienten haben das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben, ...
" ... ein Brennen kann noch dazukommen, ein Kratzen, eine Augenrötung, Patienten können bemerken, dass die Augen müde werden, dass es zu vermehrter Schleimabsonderungen kommt, es gibt also ganz unterschiedliche Symptome beim trockenen Auge."
Die häufigsten Ursachen für trockene Augen sind die Arbeit vor Bildschirmen - beim starren Blick auf den Monitor sinkt die Lidschlagfrequenz - der Luftzug von Klimaanlagen, Tabakrauch und das Tragen von Kontaktlinsen. Darüber hinaus wird mit zunehmendem Alter weniger Tränenflüssigkeit produziert. Weiter mögliche Ursachen für das Sicca-Syndrom sind Virusinfektionen, Vitamin A-Mangel, östrogenhaltige Medikamente, Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes mellitus und Hormonstörungen. Bei so vielen Ursachen steht vor der Therapie zunächst eine fundierte Diagnose.
Claudia Inhetvin-Hutter, Oberärztin an der Universitäts-Augenklinik Bonn.
"Das fängt schon damit an, wie häufig blinzelt der Patient, wie häufig ist der Lidschluss, wie sind die Lider, gibt es Lidfehlstellungen, die Tränenmenge kann gemessen werden mit solchen Filterstreifen, die eingesetzt werden, auch die Zusammensetzung kann mit einer Spaltlampe, mit einer spaltlampenbiomikroskopischen Untersuchung diagnostiziert werden."
Nach der Diagnostik beginnt die Therapie. Und die besteht in fast allen Fällen zunächst einmal darin, die fehlende natürliche Tränenflüssigkeit durch künstliche zu ersetzen. Mehrmals pro Tag wird sie in die Augen getropft, wobei dies abhängig von der Verträglichkeit dünn- oder zähflüssige Mittel sein können. Bei sehr schweren Formen des Sicca-Syndroms greifen Mediziner auch schon mal zu Hyaluronsäure-Präparaten - eine Substanz, die erst 1934 im Glaskörper von Rinderaugen entdeckt wurde. Hyaluronsäure ist die perfekte Tränenersatzflüssigkeit: sie haftet lange auf dem Auge, bietet beim Lidschlag kaum Widerstand, bindet mehr Wasser als alle anderen Ersatzflüssigkeiten und fördert die Wundheilung - leider nur ist Hyaluronsäure sehr teuer!
"Natürlich würde man auch dem Betroffenen empfehlen, die auslösenden Faktoren, seien es jetzt irgendwelche Medikamente, klimatisierte Luft nach Möglichkeit so etwas zu meiden,..."
... was gar nicht so einfach ist, wer gibt schon seinen Job auf, nur weil sein Büro klimatisiert ist? In einem Punkt hat der Gesetzgeber Sicca-Syndrom-Patienten aber geholfen: Das Rauchverbot in Kneipen und Restaurants wirkt sich für sie segensreich aus! Trotzdem sind Menschen mit trockenen Augen für Jahre - mitunter lebenslang - auf Tränenersatzflüssigkeiten angewiesen. Schon deshalb lohnt ein Blick, was denn der Markt genau hergibt. Die wichtigste Frage lautet: Darf das Präparat Konservierungsmittel enthalten oder nicht?
"Die Konservierungsmittel selber, die können sehr aggressiv sein, die können wiederum die Hornhautoberfläche, das Epithel schädigen, und so den ganzen Kreislauf unterhalten insbesondere dann, wenn man häufig tropfen muss."
Tränenersatzflüssigkeiten mit Konservierungsmittel sollten nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden. Wer das Präparat monate- oder jahrelang braucht, nutze in jedem Fall Tropfen ohne Konservierungsmittel! Die sind etwa teurer, dürfen nur begrenzt gelagert werden, schonen aber die Augen. Stiftung Warentest hat übrigens die wichtigsten Konservierungsmittel unter die Lupe genommen. Vielleicht sind solche Produkte aber bald ohnehin überflüssig. So werden zum Beispiel Augentropfen aus Eigenserum entwickelt, ...
" ... also aus eigenem Blut hergestellte Augentropfen, da ist einiges, was in den nächsten Jahren noch Hoffnung gibt."
Solche Augentropfen wären dann frei von Nebenwirkungen. Darauf kann die Verwaltungsangestellt Marlies Otto natürlich nicht warten - aber sie hat sich etwas anderes ausgedacht. Einfach mal den Computer links liegen lassen!
"Dann ist es besser, wenn man aktiv ist, dass man vom Bildschirm weggeht, viel blinzelt und einfach mal ins Grüne guckt!"