Ein ungewohnter Anblick: Kinder spielen im Freien in der Sonne. Trotzdem tragen sie langärmelige T-Shirts, Sonnenhüte und lange Hosen und buddeln trotz der ungewohnten Bekleidung fröhlich im Sand. Wir befinden uns in einem Kindergarten. An einer Wand hängt ein Plakat mit einer Bildergeschichte über Paulchen, die Schildkröte, die so lange in der Sonne spielte, bis sie einen ganz roten Kopf bekam - und dann einen Sonnenhut aufsetzte und unter einem Baum im Schatten weiterspielte. Das Beispiel von Paulchen, der Schildkröte macht inzwischen Schule in einigen Kindergärten. Die Erzieherinnen geben die Tipps von Paulchen an Eltern und Kinder weiter.
Alle Kinder sollen im Freien eine Kopfbedeckung tragen. Täglich sollte langwirksame Sonnencreme benutzt werden und zwischen 11 und 15 Uhr sollten die Kinder im Haus oder im Schatten spielen.
Das Maskottchen Paulchen ist inzwischen bei vielen Kindern bekannt - einen roten Kopf bekommen wie er, das wollen sie nicht. Sie kennen inzwischen einige Tipps für den Aufenthalt in der Sonne. In bundesweit 55 ausgezeichneten Kindergärten ist jetzt Sonnenschutz - nach Paulchens Malheur - so selbstverständlich wie tägliches Zähneputzen.
Die Mitarbeiterinnen selbst sind Vorbild und schützen sich vor der Sonne und die Eltern sollen in den Sonnenschutz der Kinder ebenfalls eingebunden werden.
Denn gerade kleine Kinder sind sehr empfindlich, was die UV-Strahlung der Sonne auf der Haut betrifft. Dr. Jessica Hassel, Leiterin der Dermatologischen Ambulanz im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg.
"Bei Kindern ist das Problem, dass vor allen Dingen Kinder unter zwei Jahren keine gute Selbstbräunung haben, sich also nicht schützen können, weil sich das erst im Laufe des Lebens entwickelt. So dass Kinder unter zwei Jahren gar nicht in die Sonne gehören. Kinder über zwei Jahre können etwas mehr in die Sonne aber auch da sollte darauf geachtet werden, dass die Kinder einen guten Sonnenschutz haben und eben in der Hauptbelastungszeit zwischen 11 und 15 Uhr sich nicht in der Sonne aufhalten."
Die Haut versucht durch Bräunung sich gegen die UV-Strahlen zu schützen. Wenn also die Haut dunkler wird und bräunt, hat man sich nicht genug vor der Sonne gewappnet.
"Bräunung funktioniert so, dass die Pigmentzellen ein Pigment bilden, das Melanin, und dieses an die umgebenden Hautzellen abgeben und damit versuchen, ihre DNA zu schützen indem dieses Pigment die UV-Strahlen absorbiert und reflektiert. Und Bräunung zeigt deshalb an, dass zunächst eine Hautschädigung aufgetreten ist, also dass UV-Licht zu Schäden geführt hat. Die gesunde Bräune gibt es leider nicht sondern es ist ein Hinweis dafür, dass eine UV-Schädigung aufgetreten ist und der Körper versucht, sich dagegen zu wehren."
Die Ozonschicht schützt die Erde normalerweise vor den ultravioletten Strahlen. Doch immer wieder melden Nachrichtenagenturen, dass die Ozonschicht zurückgeht und Forscher deshalb vor erhöhter Gefahr durch die UV-Strahlen der Sonne für die menschliche Haut warnen. Das ultraviolette Licht besteht aus drei verschiedenen Anteilen, die sich in ihrer Wellenlänge unterscheiden. Das UVC-Licht mit der kürzesten Wellenlänge erreicht die Erdoberfläche nicht. Die UVA-Strahlen und UVB-Strahlen erreichen dagegen die Erdoberfläche. Doch das menschliche Auge kann diese Strahlen nicht wahrnehmen.
"Wenn sie auf der Haut auftreffen, dringt das UVB-Licht bis in die obere Hautschicht ein, deshalb ist es hauptsächlich verantwortlich für die Bildung von hellem Hautkrebs und auch verantwortlich für die Ausbildung von Sonnenbrand. Während das UVA-Licht noch in tiefere Hautschichten eindringt und für die Hautalterung mit verantwortlich ist."
Die UVA-Strahlung bewirkt auch eine kurzfristige Bräunung und kann zu einer Sonnenallergie führen. Künstlich erzeugte UVA-Strahlung wird in Solarien eingesetzt. Im März 2011 hat der Bundesrat die Solarienschutzverordnung verabschiedet, die vor den schädlichen Wirkungen künstlicher ultravioletter Strahlung in Solarien schützen soll. U.a dürfen Minderjährige Solarien nun nicht mehr besuchen. Der Grund dafür: Wer vor dem 35. Lebensjahr regelmäßig Solarien nutzt, steigert sein Risiko für den gefährlichen Hautkrebs, das Maligne Melanom, um bis zu 75 Prozent. Inzwischen erkranken immer öfter auch jüngere Menschen an Hautkrebs. Professor Petra Boukamp ist Leiterin der Abteilung Genetik der Hautkarzinogese im Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg:
"Das Sonnenlicht hat zwei Komponenten, die beide sehr unterschiedliche Schäden in unseren Zellen verursachen. Die UVB-Strahlung, die zu Mutationen führt, während die UVA-Strahlung indirekt über oxidativen Stress zur Veränderung der Chromosomen, zu Bruchereignissen führen. Also beide haben eine eigene Qualität von Veränderungen, die sie setzen und das zusammen macht dann auch das Krebsgeschehen aus."
Das Sonnenlicht verursacht also sehr unterschiedliche Schäden in den Zellen. Die Haut versucht dann, das geschädigte Erbgut wieder zu reparieren. Das gelingt jedoch nicht immer.
"Im Prinzip kann man davon ausgehen, dass die ersten Schäden schon im Kleinkindalter gesetzt werden."
Sonnenbrände im Kindesalter können also Folgen haben. Deshalb ergreift man inzwischen immer mehr die Initiative - gerade auch in Kindergärten - um Kleinkinder vor der Sonne zu schützen. Verschiedene Studien konnten nämlich einen Zusammenhang herstellen zwischen Sonnenbränden in der Kindheit und dem Auftreten des gefährlichen schwarzen Hautkrebses, dem malignen Melanom. Dr. Jessica Hassel:
"Da weiß man, dass als Risikofaktoren einmal der Hauttyp eine Rolle spielt, also wie lichtempfindlich bin ich, die Anzahl der Leberflecken, die unregelmäßig geformt sind zum Beispiel, die Anzahl der Sonnenbrände, die man im Leben gehabt hat, vor allem in der Kindheit und auch wie viel Sommersprossen man auf der Haut aufweist."
Der schwarze Hautkrebs ist sehr bösartig und kann früh Metastasen bilden. Der helle oder weiße Hautkrebs tritt vor allem nach dem 60. Lebensjahr auf und kann gut behandelt werden, wenn man ihn rechtzeitig erkennt.
"Der weiße Hautkrebs entsteht durch einen chronischen UV-Schaden, das heißt vor allem in Haut, die immer der Sonne ausgesetzt ist, also vor allem im Gesicht, Nacken oder an den Händen, also Handrücken. Und die Frühform dieses Hautkrebses äußert sich als roter Fleck, der aber nicht von alleine weggeht. Und daraus können sich Knoten und Tumoren bilden. Das wäre typisch für die aktinischen Keratosen, aus denen sich die Plattenepithelkarzinome entwickeln können, also eine Form des weißen Hautkrebses. Und eine andere Form von weißem Hautkrebs, die Basaliome, die werden am Anfang als kleiner roter Pickel wahrgenommen, der immer wieder kommt und nicht weggeht. Und wenn man etwas hat, was nicht weggeht, sollte man zum Dermatologen gehen."
Fazit: Die Haut vergisst nichts. Man sollte also lieber im Schatten bleiben und sich mit Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor von 15 oder höher vor den schädlichen UV-Strahlen schützen. Empfohlen wird, unbedeckte Haut mit Sonnencreme mit UVA-und UVB-Schutz eine halbe Stunde vor dem Sonnenbaden großzügig einzucremen. Wer helle Haut hat, kann 5 bis 10 Minuten ohne Schäden ungeschützt in der Sonne bleiben. Ein Lichtschutzfaktor von 15 verlängert diese Zeit um das fünfzehnfache. Im Sonnenschutzmittel bewirken physikalische und chemische Sonnenfilter diesen Schutz. Doch wie bei der Schildkröte Paulchen gesehen: auch mit Sonnenhut und im Schatten macht das Buddeln im Sand Spaß.
Und statt "gesunder Bräune" zählt für die Haut heute eher "vornehme Blässe".
Übersichtsseite Radiolexikon Gesundheit
Alle Kinder sollen im Freien eine Kopfbedeckung tragen. Täglich sollte langwirksame Sonnencreme benutzt werden und zwischen 11 und 15 Uhr sollten die Kinder im Haus oder im Schatten spielen.
Das Maskottchen Paulchen ist inzwischen bei vielen Kindern bekannt - einen roten Kopf bekommen wie er, das wollen sie nicht. Sie kennen inzwischen einige Tipps für den Aufenthalt in der Sonne. In bundesweit 55 ausgezeichneten Kindergärten ist jetzt Sonnenschutz - nach Paulchens Malheur - so selbstverständlich wie tägliches Zähneputzen.
Die Mitarbeiterinnen selbst sind Vorbild und schützen sich vor der Sonne und die Eltern sollen in den Sonnenschutz der Kinder ebenfalls eingebunden werden.
Denn gerade kleine Kinder sind sehr empfindlich, was die UV-Strahlung der Sonne auf der Haut betrifft. Dr. Jessica Hassel, Leiterin der Dermatologischen Ambulanz im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg.
"Bei Kindern ist das Problem, dass vor allen Dingen Kinder unter zwei Jahren keine gute Selbstbräunung haben, sich also nicht schützen können, weil sich das erst im Laufe des Lebens entwickelt. So dass Kinder unter zwei Jahren gar nicht in die Sonne gehören. Kinder über zwei Jahre können etwas mehr in die Sonne aber auch da sollte darauf geachtet werden, dass die Kinder einen guten Sonnenschutz haben und eben in der Hauptbelastungszeit zwischen 11 und 15 Uhr sich nicht in der Sonne aufhalten."
Die Haut versucht durch Bräunung sich gegen die UV-Strahlen zu schützen. Wenn also die Haut dunkler wird und bräunt, hat man sich nicht genug vor der Sonne gewappnet.
"Bräunung funktioniert so, dass die Pigmentzellen ein Pigment bilden, das Melanin, und dieses an die umgebenden Hautzellen abgeben und damit versuchen, ihre DNA zu schützen indem dieses Pigment die UV-Strahlen absorbiert und reflektiert. Und Bräunung zeigt deshalb an, dass zunächst eine Hautschädigung aufgetreten ist, also dass UV-Licht zu Schäden geführt hat. Die gesunde Bräune gibt es leider nicht sondern es ist ein Hinweis dafür, dass eine UV-Schädigung aufgetreten ist und der Körper versucht, sich dagegen zu wehren."
Die Ozonschicht schützt die Erde normalerweise vor den ultravioletten Strahlen. Doch immer wieder melden Nachrichtenagenturen, dass die Ozonschicht zurückgeht und Forscher deshalb vor erhöhter Gefahr durch die UV-Strahlen der Sonne für die menschliche Haut warnen. Das ultraviolette Licht besteht aus drei verschiedenen Anteilen, die sich in ihrer Wellenlänge unterscheiden. Das UVC-Licht mit der kürzesten Wellenlänge erreicht die Erdoberfläche nicht. Die UVA-Strahlen und UVB-Strahlen erreichen dagegen die Erdoberfläche. Doch das menschliche Auge kann diese Strahlen nicht wahrnehmen.
"Wenn sie auf der Haut auftreffen, dringt das UVB-Licht bis in die obere Hautschicht ein, deshalb ist es hauptsächlich verantwortlich für die Bildung von hellem Hautkrebs und auch verantwortlich für die Ausbildung von Sonnenbrand. Während das UVA-Licht noch in tiefere Hautschichten eindringt und für die Hautalterung mit verantwortlich ist."
Die UVA-Strahlung bewirkt auch eine kurzfristige Bräunung und kann zu einer Sonnenallergie führen. Künstlich erzeugte UVA-Strahlung wird in Solarien eingesetzt. Im März 2011 hat der Bundesrat die Solarienschutzverordnung verabschiedet, die vor den schädlichen Wirkungen künstlicher ultravioletter Strahlung in Solarien schützen soll. U.a dürfen Minderjährige Solarien nun nicht mehr besuchen. Der Grund dafür: Wer vor dem 35. Lebensjahr regelmäßig Solarien nutzt, steigert sein Risiko für den gefährlichen Hautkrebs, das Maligne Melanom, um bis zu 75 Prozent. Inzwischen erkranken immer öfter auch jüngere Menschen an Hautkrebs. Professor Petra Boukamp ist Leiterin der Abteilung Genetik der Hautkarzinogese im Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg:
"Das Sonnenlicht hat zwei Komponenten, die beide sehr unterschiedliche Schäden in unseren Zellen verursachen. Die UVB-Strahlung, die zu Mutationen führt, während die UVA-Strahlung indirekt über oxidativen Stress zur Veränderung der Chromosomen, zu Bruchereignissen führen. Also beide haben eine eigene Qualität von Veränderungen, die sie setzen und das zusammen macht dann auch das Krebsgeschehen aus."
Das Sonnenlicht verursacht also sehr unterschiedliche Schäden in den Zellen. Die Haut versucht dann, das geschädigte Erbgut wieder zu reparieren. Das gelingt jedoch nicht immer.
"Im Prinzip kann man davon ausgehen, dass die ersten Schäden schon im Kleinkindalter gesetzt werden."
Sonnenbrände im Kindesalter können also Folgen haben. Deshalb ergreift man inzwischen immer mehr die Initiative - gerade auch in Kindergärten - um Kleinkinder vor der Sonne zu schützen. Verschiedene Studien konnten nämlich einen Zusammenhang herstellen zwischen Sonnenbränden in der Kindheit und dem Auftreten des gefährlichen schwarzen Hautkrebses, dem malignen Melanom. Dr. Jessica Hassel:
"Da weiß man, dass als Risikofaktoren einmal der Hauttyp eine Rolle spielt, also wie lichtempfindlich bin ich, die Anzahl der Leberflecken, die unregelmäßig geformt sind zum Beispiel, die Anzahl der Sonnenbrände, die man im Leben gehabt hat, vor allem in der Kindheit und auch wie viel Sommersprossen man auf der Haut aufweist."
Der schwarze Hautkrebs ist sehr bösartig und kann früh Metastasen bilden. Der helle oder weiße Hautkrebs tritt vor allem nach dem 60. Lebensjahr auf und kann gut behandelt werden, wenn man ihn rechtzeitig erkennt.
"Der weiße Hautkrebs entsteht durch einen chronischen UV-Schaden, das heißt vor allem in Haut, die immer der Sonne ausgesetzt ist, also vor allem im Gesicht, Nacken oder an den Händen, also Handrücken. Und die Frühform dieses Hautkrebses äußert sich als roter Fleck, der aber nicht von alleine weggeht. Und daraus können sich Knoten und Tumoren bilden. Das wäre typisch für die aktinischen Keratosen, aus denen sich die Plattenepithelkarzinome entwickeln können, also eine Form des weißen Hautkrebses. Und eine andere Form von weißem Hautkrebs, die Basaliome, die werden am Anfang als kleiner roter Pickel wahrgenommen, der immer wieder kommt und nicht weggeht. Und wenn man etwas hat, was nicht weggeht, sollte man zum Dermatologen gehen."
Fazit: Die Haut vergisst nichts. Man sollte also lieber im Schatten bleiben und sich mit Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor von 15 oder höher vor den schädlichen UV-Strahlen schützen. Empfohlen wird, unbedeckte Haut mit Sonnencreme mit UVA-und UVB-Schutz eine halbe Stunde vor dem Sonnenbaden großzügig einzucremen. Wer helle Haut hat, kann 5 bis 10 Minuten ohne Schäden ungeschützt in der Sonne bleiben. Ein Lichtschutzfaktor von 15 verlängert diese Zeit um das fünfzehnfache. Im Sonnenschutzmittel bewirken physikalische und chemische Sonnenfilter diesen Schutz. Doch wie bei der Schildkröte Paulchen gesehen: auch mit Sonnenhut und im Schatten macht das Buddeln im Sand Spaß.
Und statt "gesunder Bräune" zählt für die Haut heute eher "vornehme Blässe".
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