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Radprofi Emanuel Buchmann im Dlf-Sportgespräch
"Ziel muss sein, dieses Jahr aufs Podium zu kommen"

Die Tour de France ist in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie in den Spätsommer verlegt worden. Gemeinsam trainieren war für die Radprofis lange nicht möglich. Eine besondere Herausforderung auch für den deutschen Fahrer Emanuel Buchmann. Er sagte im Dlf-Sportgespräch, für ihn sei das Podium das Ziel.

Emanuel Buchmann im Gespräch mit Marina Schweizer |
Der deutsche Radrennfahrer Emanuel Buchmann vom Team Bora - hansgrohe, aufgenommen am 29.06.2017 am Rande einer Pressekonferenz in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen).
Der deutsche Radrennfahrer Emanuel Buchmann (Daniel Karmann/dpa/picture alliance)
Emanuel Buchmann aus Ravensburg ist 2019 bei der Tour de France nur knapp nicht aufs Podium gekommen, als Fahrer für das deutsches Team Bora-hansgrohe. Im Deutschlandfunk-Sportgespräch schildert er seine Ambitionen: "Letztes Jahr war ich Vierter, da muss das Ziel sein, dieses Jahr aufs Podium zu kommen."
Er als Teamkapitän habe starke Helfer. Das Team sei auf ihn zugeschnitten. Dennoch werde es schwierig, da von Beginn an viele Bergetappen vorgesehen seien. Gegen Ende spiele eine große Rolle, ob "man noch Teamkollegen hat oder ob die alle kaputt sind". Zu seinen grundsätzlichen Zielen sagte Buchmann, "wenn man fast aufs Podium fährt, ist der Sieg auch nicht mehr weit weg. Bisher habe er sich jedes Jahr gesteigert.
Buchmann hält Toursieg für möglich
Den Toursieg 2020 halte er für möglich. Das er damit der Erste Deutsche seit Jan Ullrich 1997 werden könnte, der die Tour de France gewinnt, beschäftige ihn nicht weiter. "Wer vor mir die Tour gewonnen hat als Deutscher, spielt nicht so die riesige Rolle. Wichtig ist, dass ich sie gewinne" Die Zeiten vor 20 Jahren seien damals komplett anders gewesen als heute. Er sei stolz darauf, dass er es sauber in die Nähe des Podiums geschafft habe.

Dass der Radsport nach der Unterbrechung aufgrund der Coronavirus-Pandemie wieder weitergehe, erzeuge bei ihm ein Kribbeln, sagte Buchmann. Mit dem Training habe er sich gut von Corona und dem Lockdown ablenken können, und auch die Form "ganz gut gehalten". In Österreich, wo er lebt, sei es nur erlaubt gewesen, alleine zu trainieren. Das sei sehr ungewohnt gewesen – ebenso wie die Tatsache, so viel zu Hause zu sein, anders, als ein Radprofi es sonst gewöhnt ist. Zu Beginn des Lockdowns habe er das Training so verändert wie im Winter, um die Form zu halten.
Keine Angst vor mehr Dopern
Buchmann betonte: "Ich bin froh, dass es wieder Dopingkontrollen gibt". Näher an den Rennen sei dies natürlich auch wichtig. Von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) seien bis Juni keine Dopingkontrollen durchgeführt worden, seither wurde Buchmann nach eigenen Angaben sechs oder sieben Mal kontrolliert. Dass eine Zeit lang wegen Corona keine Dopingtests durchgeführt wurden, besorge ihn angesichts der Konkurrenz nicht: Wer vorher mit fairen Mitteln gefahren sei, werde auch weiter fair fahren, und wer vorher schon irgendwas Verbotenes gemacht habe, werde sich dadurch nicht ändern.
Allerdings räumte Buchmann ein, dass es anfangs möglicherweise komisch sein werde, wenn man nicht wisse, wie fit man im direkten Vergleich sei und wer wie drauf sei. Aber: Die Bedingungen "waren für alle gleich, da werden schon immer noch die besten Fahrer vorne sein", betonte er.
Mehrere Radprofis, unter ihnen der Deutsche Maximilian Schachmann im gelben Trikot, fahren am 14. März 2020 beim Radrennen Paris - Nizza.
Steigende Corona-Zahlen gefährden die Tour de France
Ende August soll die wegen der Corona-Pandemie verschobene Tour de France beginnen. Doch die Corona-Infektionszahlen in Frankreich steigen. Die Vorfreude auf die Tour ist aber groß.
Der Radprofi zeigte sich zuversichtlich, dass die Tour wie geplant stattfinden könne. "Solange das einigermaßen unter Kontrolle ist mit den Fallzahlen und den Neuansteckungen, sieht das glaube ich schon sehr gut aus." Verschieben ist für ihn keine Option – anders als der deutsche Radprofi Rick Zabel das nach dem Blick auf das Hygienekonzept in Erwägung gezogen hatte. "Nach kurzem Überlegen sollte man entscheiden, dass man das dieses Jahr stattfinden lassen kann", meinte Buchmann.