Der Radsport geht in eine vorgezogene Winterpause. Der Giro d’Italia ist auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben, die Klassikersaison fällt aus. Unsicherheit beherrscht die Szene. Auch der frischgebackene Paris-Nizza-Sieger Maximilian Schachmann weiß keine Antwort: "Wann wird es weitergehen? Wird es auf einmal schlagartig weitergehen? Dann die Form zu timen, das ist alles eine spezielle Situation."
Der gebürtige Berliner bleibt dennoch cool: "Am Ende mache ich das jetzt schon ein paar Jahre. Ich bin Radprofi. Ich weiß auch, dass es irgendwann weitergehen wird. Und wenn es im nächsten Jahr ist. Die Entwicklung einer Karriere ist ein laufender Prozess. Und da bringt es nichts, den zu unterbrechen."
Trainingsrunden alleine und in Kleingruppen
Schachmann hofft vor allem darauf, dass er an seinem Wohnort in der Schweiz weiter Trainingsrunden im Freien drehen kann und nicht zum monotonen Training auf der Rolle verdammt ist: "So lange ich jetzt nicht selber etwas in mir trage, stecke ich keinen an, wenn ich allein auf dem Rad sitze und durch den Thurgau strample."
Andere Teams sind sogar noch ambitionierter. Vincent Lavenu, Manager des französischen Rennstalls AG2R: "In Chambery in Savoyen haben wir eine schöne Gegend zum Radfahren. Wir werden dort Trainingslager für kleine Gruppen von Profis organisieren, um die fehlenden Wettkampfbelastungen zu simulieren."
Radfahrer hoffen auf Ausnahmen
Derzeit spekulieren französische Profis auf Ausnahmegenehmigungen für ihre Trainungsarbeit auf dem Rad. Im spanischen Girona, einem Hot Spot der internationalen Rad-Elite, sind Trainingsfahrten hingegen bereits untersagt.
In Deutschland lebende Profis dürfen noch raus. "Wir werden hauptsächlich allein trainieren. Dazu sind wir auch angehalten. Wir machen auch kein Teamtrainingslager. Das wäre wohl auch der falsche Weg in der jetzigen Zeit", meint Sunweb-Profi Nikias Arndt.
Weiterhin Geld vom Sponsor
Eine Sicherheit immerhin haben die Profis: Im Gegensatz zu vielen Arbeitnehmern, die auf Kurzarbeit gesetzt sind, und zu Freiberuflern, denen die Einnahmen komplett wegbrechen, müssen sie keine finanziellen Verluste befürchten. Nikias Arndt: "Bis jetzt habe ich nicht gehört, dass wir kein Gehalt bekommen. Ich denke ja auch, dass es höhere Gewalt ist. In anderen Berufen ist es auch so, dass Home Office angeordnet ist. Und wir werden zu Hause trainieren und trotzdem so gut es geht zu Hause den Sponsor repräsentieren und unserer Arbeit weiter nachgehen."
So gesehen gehören Radprofis noch zu den Privilegierteren in der Krise. Sie wissen eben nur nicht, auf welche Ziele sie sich vorbereiten sollen. Selbst die Tour de France ist aktuell in Gefahr.