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Radrennfahrer Greipel
"Talenten was auf den Weg geben"

André Greipel, einer der erfolgreichsten deutschen Straßenrad-Sprinter, hat seine Karriere beendet. Nach 20 Profi-Jahren hat Greipel eine Autobiografie geschrieben. Fans sollten damit einen Einblick in ein Radfahrerleben bekommen, junge Talente möglicherweise eine Guideline, sagte Greipel im Dlf.

André Greipel im Gespräch mit Matthias Friebe |
Andre Greipel vom Team Israel Start-Up Nation nimmt vor dem Start der Deutschland-Tour an einer Pressekonferenz teil.
André Greipel zu Beginn der Deutschland-Tour (picture alliance/dpa | Bernd Thissen)
"Momentan fühle ich mich eigentlich so wie nach jeder Saison. Ich bin einfach ziemlich kaputt. Nicht nur mental, sondern auch physisch war ich doch ziemlich am Ende, am Ende der Saison", sagt André Greipel über sein Gefühl nach dem Karriereende. "Dementsprechend nehme ich mir jetzt einfach auch die Zeit, ein bisschen körperlich und psychisch zur Ruhe zu kommen und mich neu zu orientieren. Also es fühlt sich alles noch normal an. So möchte ich es mal sagen."

"Die richtigen Wege einschlagen"

Greipel hat gemeinsam mit Tim Farin eine Autobiografie geschrieben: "Das war mir einfach wichtig, dass ich Leuten und Talenten was auf den Weg geben kann. Damit man womöglich dort so eine Art Guideline für die eigene Karriere hat. Beziehungsweise, dass die Fans einfach mal einen Einblick haben in so ein Radsportleben. Und dass man seine Karriere nicht von jetzt auf gleich bauen kann. Sondern man muss einfach die richtigen Wege einschlagen, die richtigen Dinge tun und dann am Ende auch fleißig sein." Auch das Umfeld müsse unterstützen, sagt Greipel.
Tour de France: Der Slowene Tadej Pogacar im gelben Trikot.
Tour de France-Sieger PogacarDer slowenische Radfahrer Tadej Pogacar hat die diesjährige Tour de France überlegen gewonnen. "Da war nicht viel Raum für andere Radfahrer", sagte Ex-Radprofi Marcel Kittel. Allerdings seien die Zweifel an der Leistung von Pogacar angesichts der Doping-Historie der Tour de France durchaus berechtigt.
Er habe noch mit Alurahmen seine Karriere begonnen, bevor vollständig auf Carbon umgestellt wurde. Es habe sich seitdem technisch etwa mit elektrischen Schaltungen, aber noch viel mehr in der Trainingssteuerung getan. Auch das Thema Doping wandelte sich sehr. Greipel war gerade erst zum Team Telekom gewechselt, als es dort zum Doping-Eklat um den Masseur Jeff d'Hondt und Fahrer wie Erik Zabel und Udo Bölts kam und musste im Anschluss fortlaufend Fragen zum Thema beantworten. "Das wollte ich einfach auch in dem Buch klarstellen, was meine Generation eigentlich ausräumen musste."

"Da wird man leider nichts finden"

Greipel sagt selbst, all seine Siege seien sauber errungen. "Und da kann ich einfach stolz drauf sein. Und da kann auch in ein, zwei, zehn, 20 und 30 Jahren noch was kontrolliert werden. Da wird man leider nichts finden." Das Misstrauen, etwa in den Medien, habe ihn dabei nicht gestört. "Für die Medien bin ich sowieso nie gefahren. Ich habe immer versucht, auf mich selbst zu konzentrieren. Und das, was vor mir lag."

Neue Rolle im Radsport noch nicht klar

Diese Zielstrebigkeit will Greipel weiter nutzen: "Ich denke, das ist auch eine Sache, dass man während seiner Laufbahn wirklich seinen Charakter bilden kann. Und so ein Sport hilft einem dann, auch nach der Karriere, seine Ziele weiterhin zu verfolgen." Greipels akutelle Pläne: erst einmal Zeit mit seiner Familie verbringen, und sich dann auch beruflich ein neues Leben aufbauen, möglicherweise im Radsport. "Radsport wird immer Thema in meinem Leben sein, definitiv. Auch im nächsten Jahr werde ich mit Sicherheit bei dem einen oder anderen Rennen sein. Ich versuche natürlich irgendwo noch zu finden, in welcher Art und Weise. Aber die Ideen sind da. Mit Sicherheit werde ich auch das eine oder andere Team finden, das mich dabei unterstützen möchte."