Am 1. August soll es los gehen. Innerhalb von nur Hundert Kalendertagen sollen 104 Renntage untergebracht werden, darunter die drei großen Rundfahrten Tour de France, Giro d'Italia und Vuelta a España, aber auch kleinere Rundfahrten und insgesamt 15 Eintagesrennen.
Auch sein Kollege Roger Kluge war erleichtert: "Ja, jetzt hat man schwarz auf weiß etwas, mit dem man puzzeln kann und zurechtschieben kann, was geht denn überhaupt, welche Rennen kann man bestreiten, die man sonst eigentlich bestreiten würde."
Giro-Veranstalter ist sauer
Diese Puzzlearbeit ist nicht leicht. Mehr Renntage als Kalendertage zwischen Anfang August und Anfang November - das führt zwangsläufig zu vielen Überschneidungen. Unter denen leidet vor allem der Giro. RCS, der Veranstalter der Italien-Rundfahrt reagierte säuerlich. Man habe dem Weltradsportverband UCI Alternativen vorgeschlagen, die aber nicht angenommen wurden, hieß es in einer Pressemitteilung.
Auch Ralph Denk, Chef des deutschen Rennstalls Bora hansgrohe, sieht den Giro schlecht platziert. Zur zeitlichen Entzerrung hätte er Rennen bis Ende November befürwortet, teilte er Deutschlandfunk mit. Denk bestätigte aber auch, seine Fahrer nicht eigenmächtig von Rennen zurückziehen zu wollen.
Er nimmt damit eine Gegenposition zu David Brailsford ein. Der Chef des britischen Rennstalls Ineos hatte gewarnt, bei zu großen Risiken seine Fahrer auch dann aus den Rennen zu nehmen, wenn Veranstalter und Gastgeberländer sie noch für machbar halten. Dort liegt Konfliktpotential.
Physisch immerhin ist das ambitionierte Programm machbar. "Klar, es ist dicht, aber es fährt ja nicht jeder alles", meinte Lotto Soudal-Profi Kluge. "Man kann jetzt nicht Giro und Klassiker fahren. Das war eigentlich so angedacht bei uns dieses Jahr."
Er rechnet mit etwa 30 Renntagen für sich selbst. Er geht auch davon aus, dass die Teamleitung auf Bedenken von Fahrern hören wird, die Rennen nicht fahren wollen, weil ihnen das Risiko aufgrund der Pandemie zu groß erscheint.
Deutsche Rennen nicht auf UCI-Liste
Nikias Arndt vom deutschen Rennstall Sunweb glaubt dies auch von seinem Arbeitgeber. "Ich weiß, dass unser Team uns zuhört, dass sie uns fragen, wie sehen wir die gesamte Situation, dass sie individuell auf die Fahrer eingehen." Arndt schätzt aber auch ein: "Ansonsten, wenn das Renngeschehen wirklich wieder losgehen sollte, und dann auch zwei- oder dreigleisig, ist es natürlich so, dass alle Fahrer auch gebraucht werden."
Wenn es überhaupt wieder losgehen sollte. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist der Rennkalender vor allem ein Produkt der Hoffnung für Teams, Rennveranstalter und Fahrer.
Deutsche Rennen haben es übrigens gar nicht auf die Wunschliste der UCI geschafft. Der Bund deutscher Radfahrer hat international wenig Gewicht. Und auch der wichtigste Veranstalter von Rennen auf deutschem Boden ist das französische Unternehmen Amaury Sport. Das denkt primär an die Rennen in Frankreich, vor allem natürlich an die Tour de France.