Rote, blaue und weiße Strahler tauchen die Düsseldorfer Stadthalle in die französischen Nationalfarben, sehr zur Freude von Christian Prudhomme, Direktor der Tour de France: "Vielen Dank für die blau-weiß-roten Farben, die Farben Frankreichs. Danke, lieber Bürgermeister Thomas, für ihre ebenfalls blau-weiß-rote Krawatte."
Oberbürgermeister Thomas Geisel hat bis zum kleinsten Detail nichts dem Zufall überlassen. Vom Flughafen zur Stadthalle fahren er und der Tour-Direktor im roten Direktionsauto, in dem Prudhomme für gewöhnlich bei den Etappen im Fahrerfeld unterwegs ist. Mit seiner Begeisterung und Vorfreude hält Geisel nicht hinter dem Berg: "Für dieses Sportereignis und das - das sollten wir nicht vergessen - 2017 das größte Sportereignis der Welt sein wird."
Londons Rückzieher ausgenutzt
Dafür hat sich Düsseldorf ordentlich ins Zeug gelegt. Man beherrscht das Spiel der Eitelkeiten und hat damit auch nachhaltig Eindruck beim Tour-Veranstalter ASO hinterlassen. Viele Städte würden Briefe schreiben, Düsseldorf sei durch den Oberbürgermeister persönlich in Paris vorbeigekommen, um sich zu bewerben, erzählt Tour-Direktor Prudhomme gerne. Und sagt dann kurz auf deutsch: "Wir sind froh und wir sind stolz"
Auch weil London aus dem Rennen um den Tour-Start ausgestiegen war. Mehrere Düsseldorfer Bewerbungen vorher waren entweder gescheitert oder zurückgezogen worden. Genau 30 Jahre nach dem letzten Tour-Start in West-Berlin und zum vierten Mal insgesamt beginnt das Rennen wieder in Deutschland. Düsseldorf, dass damit 2017 zur Weltradsport-Stadt werde, sei dafür perfekt geeinigt, frohlockt der Tour-Direktor, der schon die Fernsehbilder für die Übertragung in 190 Länder vor Augen hat. Er schwärmt von begeisterten Zuschauern entlang der Strecke, vom grünen Rheinufer, von perfekten Voraussetzungen und ergänzt: "Hier neben der Messe Düsseldorf fühlen wir uns sehr klein. Sie könnten hier drei Grand Départs gleichzeitig ausrichten."
Achse zwischen Deutschland und Frankreich
Mit Schmeicheleien sparen beide Seiten nicht, genauso wie große Worte geschwungen werden. Nicht nur von einer Chance für Düsseldorf, spricht der Oberbürgermeister. Nein, der Tour-Start am Rhein sei sogar eine Chance für Deutschland und Europa. "Immer, wenn Europa vor Herausforderungen stand, war es wichtig, dass die Achse zwischen Deutschland und Frankreich, zwischen Berlin und Paris gestanden hat und ich glaube der Grand Départ in Deutschland ist ein Zeichen dafür."
Zweifellos steht die Achse zwischen Tour und Stadt. Tour-Direktor Prudhomme zeigte sich bei der Vorstellung des Düsseldorfer Teilstücks noch immer beeindruckt von den Vorzügen der Stadt, die während der 13 Kilometer der 1. Etappe gut zu sehen sein sollen. "Das Rheinufer. Dann geht es über den Rhein und dann kommen wir zurück in die Altstadt und zur Königsallee, die mich bei meinem Besuch im November sehr beeindruckt hat mit allen großen Marken der Welt."
Kampf für einen sauberen Radsport
Es wird ein Einzelzeitfahrkurs sein. Eigentlich wollte der Tour-Direktor mit einem Mannschaftszeitfahren starten. Der Bürgermeister aber, sagt Prudhomme grinsend, habe lieber ein Einzelzeitfahren haben wollen, wohl auch wegen der guten deutschen Aussichten. Der Höhepunkt eines viertägigen Programms, dass mit der Teampräsentation zwei Tage vorher beginnt und mit dem Start der 2. Etappe endet. Während dieser Tage will Oberbürgermeister Geisel den Kampf für einen sauberen Radsport zu einem wichtigen Thema machen: "Wir werden dieses Thema nicht nur nicht unter den Teppich kehren. Wir werden es auch durchaus im Rahmenprogramm in den Mittelpunkt oder jedenfalls im Rahmenprogramm gebührend berücksichtigen. Darauf können Sie sich verlassen."
Er könne sich eine Konferenz zum Doping im Radsport vorstellen, sagt Geisel. Für den richtigen Hochglanz der Düsseldorfer Grand Départ-Präsentation sollen auch einige Ehrengäste sorgen: "Lieber Bernard, ich bin sicher, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft."
"Großereignisse auch mal gegen die Bevölkerung durchdrücken"
Neben dem fünffachen Toursieger Bernard Hinault, war unter anderem Ralph Denk dabei, Teamchef der deutschen Mannschaft Bora-Argon 18. Er gratulierte Düsseldorf zum Mut sich für ein Großereignis zu entscheiden, gerade nach dem Nein der Hamburger für Olympia 2024. "Meine Meinung ist, dass es nicht immer richtig ist, wenn man da die Bürger oft miteinbindet. Sondern man muss solche Großereignisse auch mal durchdrücken und das gehört schon zum Mut dazu, den Düsseldorf zeigt und da kann man nur gratulieren."
Im Stadtrat hatte es im Herbst eine Abstimmung gegeben. Hauchdünn mit 40:39 gab das Stadtparlament grünes Licht. Auch wenn Oberbürgermeister Geisel betont, er spüre inzwischen eine Begeisterung quer durch die politischen Parteien, so wird er noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Gerade weil die Stadt Geld in die Hand nehmen muss. Alleine die Gebühr an Veranstalter ASO beträgt vier Millionen Euro, insgesamt geht man von Kosten von rund elf Millionen aus. "Das ist kein Event, der für Kleingeld zu kriegen ist. Da haben wir auch nie einen Hehl draus gemacht. Aber wir sind sehr sehr zuversichtlich, dass wir sehr sehr viel Unterstützung finden, dass wir Besucher hier anlocken durch diesen Event."
Von einem Profit im zweistelligen Millionenbereich für die Wirtschaft, vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe geht man aus. Allein der Tour-Tross aus Fahrern, Betreuern, Journalisten und Offiziellen benötigt 5000 Hotelbetten. Am Ende eine schwarze Null für den Stadthaushalt will der Oberbürgermeister nicht versprechen. Aber er werde persönlich mithelfen, Sponsoren zu finden. Und hat schon damit angefangen, bei einem Empfang für die Gäste aus Frankreich sowie für ausgewählte Personen aus Politik, Wirtschaft und Sport im Düsseldorfer Ständehaus. Natürlich weithin sichtbar angestrahlt in bleu-blanc-rouge.