Radsport
Jumbo-Visma und Soudal Quick-Step offenbar vor Megafusion

Die zwei Teams mit den meisten Siegen in diesem Jahr wollen zusammengehen: Der niederländische Rennstall Jumbo-Visma plant die Übernahme des Teams Soudal Quick-Step - lange Zeit das beste Team bei den Klassikerrennen.

Von Tom Mustroph |
Siegerehrung bei der Rad-EM 2023 - auf dem Podest jubeln die drei Jumbo-Visma-Fahrer (v.l.n.r.) 2. Platz für Wout Van Aert 1. Platz für  Christophe Laporte und 3. Platz für Olav Kooij
Bei der Rad-EM dominierte Jumbo-Visma, das nun eine Megafusion anstrebt (picture alliance / Roth / Roth)
Aufregung und Überraschung waren groß, auch beim Chef der Fahrergewerkschaft CPA, Adam Hansen. "Ich hatte vorher gehört, dass ein anderes Team Quick Step kaufen wollte, nicht Jumbo. Das ist das erste Mal, dass ich von Jumbo erfuhr."
Im Raum stand lange eine Fusion zwischen Quick-Step und Ineos Grenadiers. Nun könnte es noch einmal anders laufen. Bei der neuen Großfusion werden 20 Profis arbeitslos.  Gewerkschaftschef Hansen sieht das entspannt:
"Die Fahrer sind durch Verträge geschützt. Will ein Team sie brechen, geht das nur durch eine beiderseitige Vereinbarung. Die Fahrer haben die Macht zu sagen, was sie wollen. Und wenn es dann ein WorldTour-Team weniger gibt: Ich weiß, dass der israelische Rennstall nächstes Jahr gern wieder WorldTour sein will."

Keine juristischen Hürden

Das Team Israel Premier Tech bestätigte auch schon gegenüber dem Deutschlandfunk das Interesse für eine mögliche frei werdende Lizenz. Rechtlich wäre der Deal zwischen Jumbo und Quick-Step kein Problem, so Sportjurist Gregor Reiter:
„Nach UCI-Reglement ist das unproblematisch. Da geht es letztendlich nur um die Frage der Lizenz. Man kann eine Lizenz übergehen lassen auf ein anderes Team. Da muss das neue Team die ganzen Kriterien erfüllen."

Entsteht eine neue Radsport-Supermacht?

Den Radsport erschüttert eine solche Fusion zweier Schwergewichte natürlich. Es entsteht eine neue Supermacht. Das liegt auch ganz auf der Linie dessen, was Richard Plugge, Chef von Jumbo-Visma, dem Deutschlandfunk bereits vor zwei Wochen am Rande der Vuelta, mitten im Lärm der Hubschrauber, erzählte.
In Spanien hatte sein Team das Rennen nach Belieben dominiert und am Ende die Ränge 1, 2 und 3 belegt. "Wir haben einen guten Plan. Wir machen weiter und wollen größer und stärker werden. Wir haben eine langfristige Strategie."

Sieger der letzten fünf großen Rundfahrten wären vereint

Bis 2030 gehe diese Strategie, versicherte Plugge. Bleiben alle Spitzenfahrer, auch Quick Steps Remco Evenepoel, dann würde der fusionierte Rennstall die Sieger der letzten fünf großen Rundfahrten auf sich vereinigen. Eine gewaltige Macht, allerdings auch eine mit viel internem Spaltpotential. Evenepoel wird schon mit einem Wechsel zum britischen Team Ineos in Verbindung gebracht.
Am 26. September verwirrte Jumbo-Chef Plugge die Branche noch ein weiteres Mal. Zu Besuch beim Team war ausgerechnet Apple-Chef Tim Cook. Wird das Superteam in Zukunft auch noch von der Weltfirma Apple unterstützt? Das Rätselraten in der Transferperiode geht munter weiter.