Radklassiker "Rund um Köln"
Rick Zabel vor Karriereende: "Habe mehr Spaß am Radsport denn je"

Rick Zabel hat über viele Jahre professionell in die Pedale getreten. Nun absolviert der Kölner Radsportler bei "Rund um Köln" sein letztes Profi-Rennen. Im Dlf spricht Zabel über seine Karriere, das letzte Rennen und mögliche Zukunftspläne.

Rick Zabel im Gespräch mit Christian von Stülpnagel | 25.05.2024
Radprofi Rick Zabel (Team Israel-Premier Tech) tritt in die Pedale
Für das Team Israel-Premier Tech war Rick Zabel lange ein wichtiger Helfer. Nun fährt der 30-Jährige bei "Rund um Köln" für die deutsche Nationalmannschaft sein letztes Profi-Rennen. (picture alliance / Roth / CV / Roth)
Der Radsport ist und bleibt Rick Zabels Leidenschaft. Den Spaß daran hat der 30-Jährige, der nun bei "Rund um Köln" (Sonntag, 26.05.2024) sein letztes Profi-Rennen fährt, nicht verloren. So erklärt er im Dlf-Gespräch: "Ich habe mehr Spaß am Radfahren denn je. Aber Rennen fahren und alles, was damit verbunden ist – das viele Reisen, weg zu sein von der Familie und auch das professionelle Leben, auf die Ernährung achten. Diesen Part jetzt hinter mir zu lassen und ein bisschen freier zu leben, da freue ich mich drauf."

Rick Zabel macht Platz für den Radsport-Nachwuchs

Schon Dezember 2023 hatte Zabel seinem Team Israel-Premier Tech die Entscheidung mitgeteilt, dass dies seine letzte Saison sei. Wobei er diese gar nicht zu Ende bringt: "Ich habe ja jetzt mitten in der Saison aufgehört, was verschiedenste Gründe hatte. Ein Grund war, dass wir ein super junges Talent im Nachwuchsteam haben. Das Team wollte den gerne hochziehen. Andererseits habe ich mir das eine oder andere Standbein nebenbei schon aufgebaut. Wir haben einen ganz guten Deal gefunden, dass ich noch ein paar Gravel-Rennen [Geländerennen auf Kies/Schotter, d. Red.] fahre, in die Alternativszene reinstarte."
Der Entschluss über das sogar nochmal deutlich verfrühte Karriereende im Profi-Radsport auf der Straße sei dann "in den letzten zwei, drei Wochen" gefallen. "Normalerweise wäre ich sonst bis Oktober noch Rennen gefahren", gibt der Sohn des ehemaligen Radprofis Erik Zabel einen Einblick.

Gravel-Rennen für Rick Zabel sehr reizvoll

Ob Zabel zukünftig regelmäßig an Gravel-Rennen teilnehmen wird, weiß er noch nicht. Letztes Jahr fand die erste deutsche Meisterschaft in der noch relativ jungen Sportart statt, die parallel zum Profi-Radsport recht schnell wächst. "Da geht es ein bisschen lockerer zu", schätzt Zabel die Alternativszene ein. "Man ist da wirklich Einzelsportler, im Profi-Radsport ist man ja Teamsportler. Das ist ein großer Unterschied. Und das ist auf Feldwegen, in Wäldern, an besonderen Orten in der schönen Natur."
Dass auch im Breitensport das Radfahren an Sichtbarkeit gewonnen hat, begrüßt Zabel dabei ausdrücklich. Er sagt: "Man kann cool aussehen in Radlersachen – die breite Masse hat Interesse gefunden am Radfahren. Und das hat mit dem Profibereich erstmal relativ wenig zu tun. Aber es ist wirklich ein Breitensport geworden. Ich würde sagen, da hat Corona einen großen Anteil dran." Außerdem lägen die Skandaljahre und Dopinggeschichten nun schon lange zurück: "Als ich Profi geworden bin, war das sehr frisch. Man musste sich immer rechtfertigen, Radprofi zu sein."

Heimrennen "Rund um Köln": Emotionaler Abschied für Zabel

Diese Profi-Karriere endet nun ausgerechnet in Köln, bei Rick Zabels Heimat um die Ecke. Bei der 106. Ausgabe des Radklassikers "Rund um Köln" geht der 30-Jährige, der trotz seiner Helferrolle in seiner Laufbahn bisher zwei Rennen gewonnen hat, als Teil eines deutschen Nationalteams an den Start – unter anderem gemeinsam mit dem Paris-Roubaix-U23-Sieger Tim Torn Teutenberg. Sieben große World-Tour-Teams schicken ihre Profis zum Radklassiker, auch Bora-hansgrohe und Visma-Lease a Bike.
Wie kam es zur Wahl dieses Rennens für den emotionalen Abschied? "Als ich die offenen Gespräche mit dem Team geführt habe, den Vertrag schon ein halbes Jahr früher aufzulösen, stand die Frage im Raum: Wie macht man das?" Sein letztes Rennen für Israel-Premier Tech war Paris-Roubaix: "Mein Lieblings-Eintagesrennen. Da habe ich sehr genossen, dieses Rennen gefahren zu sein, ohne zu wissen, das ist mein letztes Rennen fürs Team."
Der Kölner Radsportler ergänzt: "Von daher würde würde ich eigentlich den stillen, leisen Abschied persönlich bevorzugen, weil dann eben nicht so ein Druck drauf ist. Aber dann habe ich mir gedacht, so abrupt aufhören, fühlt sich auch nicht richtig an, ist vielleicht auch den Fans gegenüber nicht ganz fair. Lass es nur dieses eine Abschiedsrennen sein, auch wenn es nur symbolisch ist, egal wie es sportlich läuft."

"Dieses Sportler-Ding habe ich abgehakt"

Angesprochen auf das sportlich Ziel in seinem letzten Rennen, betont Zabel: "Ich bin ehrlich, dieses Sportler-Ding habe ich abgehakt. Ich will einfach ein attraktives Rennen fahren, mich nochmal zeigen. Natürlich: Auch vorne mitzufahren, in der ersten Gruppe anzukommen, wäre schön, nochmal mit einem Achtungserfolg aufzuhören."
Zu den großen Favoriten gehört Zabel aber nicht: "Ich fahre ja mit der Nationalmannschaft, da haben wir noch ein, zwei andere heiße Eisen im Feuer. Das heißt, wenn ich nochmal einen guten Job im Finale für meinen Kapitän mache und vorne dabei bin, bin ich auch glücklich." Er will "vielleicht die letzten Meter ausrollen lassen, sich bei den Fans winkend bedanken und den Moment auf der Zielgerade genießen".

jti