Der Verblüffung im Kongresssaal war groß - denn mit diesem Wahlergebnis hatte wohl niemand gerechnet. Viele glaubten, beim Verlesen des Abstimmungsergebnisses seien die Namen der beiden Kandidaten verwechselt worden.
Denn ein 37:8 der insgesamt 45 Wahlmänner zugunsten des bisherigen Weltradsport-Präsidenten Brian Cookson war erwartet worden. Aber genau umgekehrt. Selbst der neue UCI-Präsident David Lappartient wirkte überrumpelt.
Kleine Reformen sind geplant
Die Antrittsrede des Franzosen geriet fahrig:
"Danke - aus ganzem Herzen. Ich freue mich vor allem, dass meine Wähler von allen Kontinenten kommen. Die Vorschläge, die ich gemacht habe und die ich jetzt umsetzen werde, dienen der Zukunft des gesamten internationalen Radsports!"
"Danke - aus ganzem Herzen. Ich freue mich vor allem, dass meine Wähler von allen Kontinenten kommen. Die Vorschläge, die ich gemacht habe und die ich jetzt umsetzen werde, dienen der Zukunft des gesamten internationalen Radsports!"
Inhaltlich kam wenig revolutionäres. Der Anti-Doping-Kampf auch gegen Motordoping soll weitergehen, der männliche Profiradsport braucht endlich ein nachvollziehbares Wettkampfsystem.
Lappartient gilt als gut vernetzt
Bahnradsport, Montainbike und BMX sollen moderner werden. David Lappartient ist erst 44 Jahre alt, seit neun Jahren Bürgermeister einer bretonischen Gemeinde und er war bisher Präsident des französischen und zuletzt des europäischen Radsportverbandes. Gut vernetzt vor allem in Europa und mit den großen Rennveranstaltern. Das dürfte mit ausschlaggebend für die deutliche Wahl gewesen sein.
Brian Cookson blieb - nachdem er 2013 seinen umstrittenen Vorgänger Pat McQuaid beerbt hatte - nur vier Jahre im Amt. So schnelle Wechsel an der Spitze eines Weltverbandes sind eigentlich unüblich. Aber die personelle Veränderung an der Spitze der UCI trifft durchaus auch den Geschmack vieler deutscher Radsportler.
Kritik am Chaos im Rennkalender
Sie hatten Cookson zum Teil deutlich kritisiert. Der 14-malige Tour-de-France-Etappensieger Marcel Kittel beklagt das noch größer gewordene Chaos im Rennkalender:
"Wir haben extreme Unsicherheiten jetzt in dieser World Tour, die ist noch komplizierter geworden. Die versteht schon keiner mehr, der wirklich dort auch Teil ist, geschweige denn dann die Zuschauer. Also ich glaube nicht, dass die Probleme kleiner, sondern größer geworden sind."
"Fahrsicherheit komplett vernachlässigt"
Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin gibt ihm Recht und legt den Finger in eine weitere Wunde: "Fahrersicherheit ist definitiv auch ein Thema, da habe ich aktuell auch immer noch das Gefühl, dass wir gegen eine komplette Wand laufen. Alle Anregungen, die wir gebracht haben - hat sich nullkomma gar nichts geändert und ich glaube gerade Fahrersicherheit ist ein ganz großes Thema und das sollte sich der Präsident eines Weltverbandes ganz groß auf die Brust schreiben und deswegen war ich nicht begeistert von seiner Amtszeit."
Und so war es aus Fahrersicht erstmal ein guter Tag für den Radsportler. Auch viele Bahnradsportler beklagten zuletzt den Reformstau unter Cookson.
Am Dienstag will David Lappartient seinen neuen Job als UCI-Chef in der Schweiz antreten. Er wird einen vollen Schreibtisch vorfinden.