Die seit Langem untergetauchten Ex-RAF-Mitglieder sind offenbar an einem Überfall auf einen Geldtransporter am 28. Dezember 2015 in Wolfsburg beteiligt gewesen. "Aktuell liegen neue DNA-Analyseergebnisse vor", teilte die Staatsanwaltschaft in Verden mit. Die Täter hatten den Beifahrer des Geldtransporters außerhalb des Fahrzeugs abgefangen und mit einer Pistole bedroht. Der Fahrer flüchtete jedoch überraschend mit dem Transporter vom Tatort, einem großen Supermarkt. Die Räuber gingen leer aus. Zuvor war bekanntgeworden, dass die Gesuchten auch für einen Überfall im Juni 2015 in Stuhr bei Bremen verantwortlich sind. Drei Maskierte hatten einen Geldtransporter mit einem VW-Bus blockiert. Die Täter waren mit einem Schnellfeuergewehr und einer Panzerfaust ausgerüstet. Als die Fahrer des Geldtransporters sich weigerten die Türen zu öffnen, schoss einer der Bewaffneten auf das Fahrzeug. Die beiden Insassen blieben unverletzt. Kurz darauf brachen die Täter den Überfall ab und flüchteten ohne Beute. Nach dem versuchten Überfall wurden DNA-Spuren entdeckt, die Klette, Staub und Garweg zugeordnet wurden.
Überfälle zur Finanzierung des Lebens im Untergrund
Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es nicht, erklärte die Staatsanwaltschaft weiter. "Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Tat allein der Finanzierung des Lebens im Untergrund dienen sollte." In die gleiche Richtung geht der Terrorismusexperte Butz Peters: "Also, dass jetzt eine vierte Generation (der RAF) losmarschieren will, glaube ich nicht", sagte Peters, der mehrere Bücher über die RAF verfasst hat, der Deutschen Presse-Agentur.
In erster Linie sei es Klette, Staub und Garweg darum gegangen, ihre Altersvorsorge zu sichern. Denn das Geld, das die drei bei einem Überfall 1999 in Duisburg aus einem Geldtransporter geraubt hatten - rund eine Million D-Mark - sei wohl mittlerweile aufgebraucht.
Das BKA sucht Klette, Staub und Harweg seit den 90er Jahren
Die Staatsanwaltschaft Verden hat Haftbefehle wegen des Verdachts des versuchten Mordes und des versuchten schweren Raubes erlassen. Die Bundesstaatsanwaltschaft ermittelt gegen die drei Verdächtigen bereits seit Anfang der 90er Jahre wegen Mitgliedschaft in der RAF. Sie sollen unter anderem im März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt in Hessen verübt haben.
Ernst-Volker Wilhelm Staub hatte sich Anfang der 80er Jahre der Rote Armee Fraktion angeschlossen. 1986 wurde er wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu vier Jahren Haft verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe tauchte er unter. Daniela Klette war seit 1975 in linksextremistischen Gruppen aktiv. 1989 ging sie nach dem Mord an Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen in den Untergrund. Die Täter sind bis heute unbekannt. Burkhard Garweg gehörte der links-autonomen Szene in Hamburg an. Dort soll er Klette und Staub kennengelernt haben. 1990 tauchte er ebenfalls ab.
Die Rote Armee Fraktion wurde 1970 von Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Horst Mahler und Ulrike Meinhof gegründet. Die Terror-Gruppe verübte Anschläge (unter anderem Brandanschläge auf Kaufhäuser in Frankfurt am Main 1968, Bombenanschläge auf US-Militäreinrichtungen 1972 mit vier Toten) und ermordete unter anderem Generalbundesanwalt Siegfried Buback (April 1977), Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto (Juli 1977) und Arbeitgeberpräsident Hans-Martin Schleyer (Oktober 1977). Am 20. April 1998 verkündete die RAF ihre Selbstauflösung. In einem Schreiben an die Nachrichtenagentur Reuters heißt es: "Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte."
(fe/tj)