Sieben Zeichnungen von Raffael auf sechs Blättern - sie bilden den Kern der aktuellen Ausstellung im Berliner Kupferstichkabinett. Man erhalte durch die Werke einen direkten Einblick in Raffaels Werkstatt, berichtet Kunstkritiker Carsten Probst. Sichtbar sei das "akribische Vorgehen".
Einzelne Motive herausgegriffen
Raffael projektiert mit diesen Zeichnungen Gemälde und versucht laut Probst, Schönheit und Komposition voranzutreiben. Einzelne Motive werden herausgegriffen, man sehe die ständige Korrektur - zum Beispiel an den kleinen Nadelpunken, die dazu dienen, mit Kohlestaub Kopien von Vorzeichnungen anzufertigen.
"Raffael war wie kein anderer bemüht, diese Perfektion anzustreben. Ganz anders als Michelangelo. Er war nicht das Genie mit dem großen Schwung, das alles auf die Leinwand wirft und an der Kunst verzweifelt." Raffael sei sehr höflich und diplomatisch gewesen - und sehr auf den eigenen Erfolg bedacht.
"Hochinteressante PR-Arbeit"
Neben den sieben Zeichnungen werden auch zeitgenössische Kupferstiche nach Raffael gezeigt, die Raffael selbst in Auftrag gegeben hat. "1510 hat Raffael mit Marcantonio Raimondi - zu der Zeit wohl einer der genialsten Kupferstecher oder Druckgraphiker - zusammengearbeitet", so Probst.
Die Stiche werfen allerdings die Frage auf, wie viel und was Raffael für die Drucke vorgearbeitet habe. "Das ganze Geschäftsverhältnis ist heute so detailliert nicht mehr bekannt - aber es ist eine hochinteressante Beziehung der eigenen PR-Arbeit."