
Das zweite Klaviertrio von Camille Saint-Saens bildete den Abschluss des 5. Raderbergkonzerts im Deutschlandfunk Kammermusiksaal. Zuvor präsentierte das Phaeton Piano Trio das erste Klaviertrio von Felix Mendelssohn Bartholdy und eine neue Komposition von Fazıl Say.
Sprung in die Musik
Es war eine spektakuläre Aktion und ein weltweites Medienereignis, als der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner im Oktober 2012 aus rund 39 Kilometern Höhe einen Fallschirmsprung wagte und dabei eine Geschwindigkeit von mehr als 1.300 Stundenkilometern erreichte. Die Welt hielt den Atem an.
Auch weil Baumgartner in turbulente Schwierigkeiten geriet. Erst als er nach gut vier Minuten wohlbehalten auf dem Boden der Wüste von New Mexiko landete, löste sich die Spannung. Ein Held war geboren, gefeiert von einem Millionenpublikum.
Auch Fazil Say hatte zugeschaut und fühlte sich inspiriert zu "Space Jump", einem rund zwölfminütigen Stück für Klaviertrio, in dem er die waghalsige Aktion musikalisch nachzuempfinden versucht.
Werke von Fazil Say, Mendelssohn und Saint-Saëns
Das Phaeton Piano Trio setzte "Space Jump" an den Anfang seines Konzertes in Köln. Daraufhin folgte eines seiner "absoluten Lieblingsstücke", das erste Klaviertrio von Felix Mendelssohn Bartholdy, das im Sommer 1839 in Frankfurt am Main entstand.
Robert Schumann rezensierte es euphorisch und bezeichnete Mendelssohn als den "Mozart des 19ten Jahrhunderts". Bis heute gehört Mendelssohns d-Moll-Klaviertrio zu den beliebtesten Werken der Kammermusikliteratur.

Das zweite Klaviertrio von Camille Saint-Saëns hingegen ist ein selten gespieltes Werk. Der französische Komponist vollendete es im Frühjahr 1892 in Algerien. Schon in den 1870er-Jahren war dieses Land zu einer zweiten Heimat geworden ist. Immer wieder zog er sich in die Abgeschiedenheit einer maurischen Villa in der Nähe von Algier zurück, um dort in Ruhe arbeiten zu können. Peter Hörr, der Cellist im Phaeton Piano Trio, findet Saint-Saëns‘ zweites Klaviertrio sehr besonders:
"Es streift hochromantisch eigentlich andere Sphären und zwar die der Esoterik und des Phantastischen, auch des Chansonesken. Es ist ein Trio, das sich plötzlich stilistisch in unterschiedliche Richtungen bewegt. Umso erstaunlicher auch für Saint-Saëns, weil man ihn eigentlich als konservativen Romantiker sehen muss. Es ist ein selten gespieltes Werk und enorm aufwändig und ein sehr schwer zu interpretierendes Stück."
Opulent wie die Orgel
Vor allem dem Klavier fordert das Werk viel ab. Camille Saint-Saëns war selbst ein hervorragender Pianist, Organist und Symphoniker, sagt Florian Uhlig im Dlf:
"Und wir sehen in diesem zweiten Trio all diese Elemente sehr vereinigt auf sehr spannende Art und Weise. Das Werk ist hoch virtuos, nicht nur fürs Klavier, auch für die Geige und auch für das Cello. Und es hat eine unglaubliche Opulenz, eine Reichhaltigkeit, die sicherlich versucht entweder die Klangwelt der Orgel oder auch des spätromantischen Orchesters nachzuahmen."
Aufnahme vom 11.2.2025 aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Köln
Fazıl Say
Space Jump, op. 46
Felix Mendelssohn Bartholdy
Trio für Violine, Violoncello und Klavier Nr. 1 d-Moll, op. 49
Camille Saint-Saëns
Trio für Violine, Violoncello und Klavier Nr. 2 e-Moll, op. 92
Phaeton Piano Trio:
Friedemann Eichhorn, Violine
Peter Hörr, Violoncello
Florian Uhlig, Klavier
Space Jump, op. 46
Felix Mendelssohn Bartholdy
Trio für Violine, Violoncello und Klavier Nr. 1 d-Moll, op. 49
Camille Saint-Saëns
Trio für Violine, Violoncello und Klavier Nr. 2 e-Moll, op. 92
Phaeton Piano Trio:
Friedemann Eichhorn, Violine
Peter Hörr, Violoncello
Florian Uhlig, Klavier