Es soll die Plattform für Meinungsfreiheit in der arabischen Welt werden, wünscht sich Ensaf Haidar: eine Stiftung im Namen ihres Mannes. Raif Badawi heißt der und sitzt hinter Gittern. Der Internetaktivist und Publizist wurde im Jahr 2012 in Saudi-Arabien zu zehn Jahren Haft, einer Geldstrafe und 1.000 Peitschenhieben verurteilt.
Laut Anklage soll Badawi auf seiner Website "Saudi-Arabische Liberale" Beiträge veröffentlicht haben, die "den Islam beleidigten". Nach einer ersten öffentlichen Auspeitschung in der Stadt Dschidda war die Vollstreckung weiterer Peitschenhiebe zunächst verschoben worden.
Ehefrau: ihm geht es schlecht
Ihm gehe es "körperlich und psychisch nicht gut", erklärte Haidar nun in Berlin bei der Vorstellung einer Stiftung zur Förderung von Meinungs- und Pressefreiheit in der arabischen Welt. Sie telefoniere ein- bis zweimal pro Woche mit ihrem Mann. Sie sehne sich nach ihrem Mann, auch ihre gemeinsamen Kinder vermissten ihn sehr, sagte sie der Deutschen Welle, die Haidar bei ihrem Projekt unterstützt.
Die Gründung der Stiftung sei seit 2011 sein Traum gewesen. Sie wolle ihm aber noch nichts davon erzählen. "Es soll eine Überraschung für ihn sein, wenn er aus dem Gefängnis kommt und endlich zu uns nach Kanada ziehen kann."
Wann das der Fall sein wird, kann sie nicht sagen, kann niemand sagen. Derzeit liegt der Fall vor dem Obersten Gericht Saudi-Arabiens. Seine Familie lebt seither im Exil in Kanada, von dort aus kämpft Haidar für seine Freiheit.
Nominiert für Auszeichnung des EU-Parlaments
Die "Raif-Badawi-Stiftung für Meinungsfreiheit" mit Sitz in Kanada solle eine Plattform werden, um Nichtregierungsorganisationen und Einzelkämpfer für Presse- und Meinungsfreiheit in der arabischen Welt zu fördern, die Diskussionskultur zu stärken und ihnen einen Kommunikationskanal in den Westen zu bieten, so Haidar.
Zunächst gehe es darum, Partner für eine stabile Finanzierung zu suchen. Als erstes Projekt werde die Stiftung eine Studie über die Blogger-Szene in der arabischen Welt in Auftrag geben. Sie können sich auch vorstellen, bald Seminare für arabische Journalisten oder Workshops für Blogger anzubieten.
Vom EU-Parlament wurde Badawi für den diesjährigen Sacharow-Preis nominiert. Mit ihm zeichnet Straßburg seit 1988 jährlich die Arbeit von Menschenrechtsaktivisten aus. Der Preisträger in diesem Jahr wird im Oktober verkündet.
(bor/tj)