"Bei der Falcon Heavy müssen 27 übergroße Triebwerk synchron gezündet werden. Dabei kann eine Menge schief gehen."
Für Elon Musk, den Chef der US-Raumfahrtfirma SpaceX, gehört Ehrlichkeit zum Geschäft. Selbst wenn es um so ein riskantes Vorhaben wie eine neue Schwerlastrakete geht, über die er im letzten Sommer auf einer Konferenz freimütig sprach: Sie bringt zwei Drittel des Schubs der Mondrakete Saturn V auf. 63 Tonnen soll die neue Rakete in einen niedrigen Erdorbit bringen, dreimal mehr als Europas Ariane 5. Im Januar soll die "Falcon Heavy" nun erstmals abheben.
"Ich ermutige Sie: Kommen Sie nach Cape Canaveral und sehen Sie sich den ersten Start der 'Falcon Heavy' an. Es wird garantiert aufregend."
Wie drei aneinandergeschweißte Falcon-9-Raketen
SpaceX ist seit Jahren erfolgreich im Raketengeschäft. Das Arbeitspferd des Unternehmens ist die Falcon 9, die der europäischen Ariane 5 und sogar russischen und chinesischen Raketen Konkurrenz macht. Durch Massenproduktion und vor allem die aufrecht landenden, wiederverwendbaren Raketenstufen fliegen Satelliten mit SpaceX mittlerweile unschlagbar günstig in den Orbit.
Die neue Falcon Heavy sieht aus, als hätten Elon Musks Ingenieure einfach drei Falcon-9-Raketen aneinandergeschweißt. Statt bisher neun sollen bei der Falcon Heavy 27 der erprobten Triebwerke den nötigen Schub liefern.
"Der Trick war einfach zu sagen: Wir machen nur noch ein Triebwerk und dann schnallen wir das Triebwerk so oft zusammen, bis die ganze Rakete fliegt."
Hansjörg Dittus ist im Vorstand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt für Raumfahrtforschung und Technologieentwicklung zuständig. Ihn erinnert dieses Konzept an die 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Damals versuchten die Russen ähnliches - und scheiterten an der Komplexität der Technik.
"Wenn Sie die russische Mondrakete sehen: Da sind damals 30 Stück auf dieser N1 montiert worden. Es hat nie funktioniert, weil man sie nie steuern konnte."
"Der Trick war einfach zu sagen: Wir machen nur noch ein Triebwerk und dann schnallen wir das Triebwerk so oft zusammen, bis die ganze Rakete fliegt."
Hansjörg Dittus ist im Vorstand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt für Raumfahrtforschung und Technologieentwicklung zuständig. Ihn erinnert dieses Konzept an die 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Damals versuchten die Russen ähnliches - und scheiterten an der Komplexität der Technik.
"Wenn Sie die russische Mondrakete sehen: Da sind damals 30 Stück auf dieser N1 montiert worden. Es hat nie funktioniert, weil man sie nie steuern konnte."
Vibrationen besser berechnen und kontrollieren
Tatsächlich ist die sowjetische N1 die einzige Rakete der Geschichte, bei der jemals so viele kleine Triebwerke gleichzeitig gezündet wurden. Von den vier versuchten Starts der N1 gelang kein einziger, unter anderem weil Ingenieure die entstehenden Vibrationen unterschätzten.
Wie vor 50 Jahren ist auch heute kein Teststand in der Lage, eine so große Batterie aus Triebwerken feuern zu lassen. Aber die Ingenieure sind mittlerweile in der Lage, Vibrationen besser zu berechnen und zu kontrollieren.
"Sie haben viel bessere regelungstechnische Möglichkeiten als wir das noch vor 40 oder 50 Jahren hatten. Es ist ja heute alles nicht mehr ganz so schwierig. Ich nehme an, dass SpaceX das testet. Klar entstehen Probleme, wenn Sie 27 Triebwerke gleichzeitig zünden oder laufen lassen. Da wird sich viel überlagern. Aber ich denke, sie kriegen es hin."
Gute Chance, dass die Rakete es nicht in den Orbit schafft
Die Falcon Heavy kann mit maximal 63 Tonnen mehr als doppelt so viel Nutzlast in einen niedrigen Erdorbit schießen wie die weltweit schubstärksten Raketen der Gegenwart. Und zwar dank landender und recycelter Raketenstufen wohl zu einem Bruchteil der Kosten. Wenn das Kalkül von SpaceX aufgeht, könnte die neue Rakete die Bemühungen der NASA torpedieren, die mit der SLS gerade eine eigene Schwerlastrakete entwickelt.
Die SLS soll in einigen Jahren bemannte Raumschiffe zur Raumstation, später vielleicht auch bis zum Mond bringen. Elon Musk will schon lange davor Fakten zu schaffen: Bereits Ende 2018 soll das von SpaceX gebaute Raumschiff Dragon von einer Falcon Heavy zu einer Mondumrundung geschickt werden. Vorausgesetzt, der jetzt bevorstehende Erstflug läuft wie geplant. Elon Musk weiß, wie viel davon abhängt – und dämpft die Erwartungen.
"Es sind sehr viele Risiken mit der Falcon Heavy verbunden. Es besteht eine gute Chance, dass sie es nicht in den Orbit schafft. Ich hoffe, die Rakete schafft es weit genug weg von der Startrampe, dass diese nicht beschädigt wird. Für mich wäre das schon ein Erfolg, um ehrlich zu sein."