Der Präsident soll kommen zur Eröffnung, Mahmoud Abbas. Im bisher einzigen Ausstellungsraum des Palästinensischen Museums wird er Schubkarren und Mörtel-Mischmaschinen sehen, eine Installation. An den Wänden: Pläne der Architekten, übermalt mit arabischer Schriftkunst:
"Hier heißt es, 'Palästina ist der Weg', und das hier das ist ein Gedicht, in dem es um alte palästinensische Orte geht: Haifa, Jaffa, Akko, Gaza …"
Der Kalligraf malt noch große, verschnörkelte arabische Buchstaben und Abeer Khassem sagt, das Museum wolle mit Plänen und Baumaschinen seine schwierige Entstehung deutlich machen. Die war so schwierig, dass das Palästinensische Museum ohne Ausstellung, ohne Kunst oder Artefakte eröffnet:
"Na und? Wir eröffnen das Gebäude und damit fängt die Geschichte erst an. Eine mühsame Geschichte, denn wir bauen dieses Museum unter Besatzung. Und: Die Palästinenser sind in alle Welt verstreut, wir haben kein sicheres Zuhause. Gerade deshalb brauchen wir Projekte wie dieses, die unserer Gesellschaft das Überleben ermöglicht."
Direktor Omar al-Qattan erzählt, dass zunächst ein Nakba-Museum geplant war, ein Ort zur Erinnerung an die palästinensische Katastrophe der Vertreibung im israelischen Unabhängigkeitskrieg ab 1948. Dann aber wurde klar, dass das Museum auch Fragen zu den Wurzeln der palästinensischen Kultur beantworten soll. Eine Aufgabe, die der Archäologe Mahmoud Hawari gerade als Museumsleiter übernommen hat. Es ist sein erster Arbeitstag:
"Das Museum ist eine Botschaft an sich: Wir sind hier, wir sind die Urbevölkerung mit einer langen und reichen Geschichte und wir haben eine lebendige Gegenwartskultur. Und all das wollen wir zeigen, denn damit erhalten und verteidigen wir unser Leben auf diesem Land."
Mit Expertise aus Großbritannien und Millionen aus einer privaten Stiftung will das Museum dagegenhalten, gegen eine dominante israelische Sicht und Darstellung der Geschichte, in der sich die Palästinenser nicht wiederfinden sondern - im Gegenteil - ihre Existenz bestritten sehen.
Erkennen kann man die Wurzeln der Palästinenser unterhalb des Museums: Über Jahrhunderte haben Bauern in den steinigen Hügel Terrassen angelegt. Einen anderen Teil der Geschichte will das Palästinensische Museum in den Dörfern des Westjordanlands sichern: Rund 12.000 historische Familienfotos wurden bisher in ein digitales Archiv übernommen.
Ist der futuristische Terrassen-Bau also ein National-Museum? Die Frage bleibt offen, sagt die Direktorin der palästinensischen Kunst-Akademie in Ramallah, Tina Sherwell, noch eine Britin.
"Damit bleiben die Fragen nach dem Inhalt des Museums offen, und das ist glaube ich sehr gut. Denn wenn schon jetzt feststünde, was das für ein Museum sein soll, dann wäre es sehr langweilig. So ist Platz für Auseinandersetzung."
Und Museums-Direktor Omar al-Qattan sagt: "Wer durstig ist, wird zum Brunnen kommen." Es wird sich schon alles ergeben, soll das heißen. Solange noch keine Ausstellung zu sehen ist, können die Palästinenser aus Ramallah und Umgebung zumindest ihr neues Museum besichtigen, bei freiem Eintritt.