Zeugnisvergabe in Marrakesch: Wie jedes Jahr hat die umwelt- und entwicklungspolitische Organisation Germanwatch gemeinsam mit dem Climate Action Network Europe den Klimaschutz-Index vorgelegt - eine Bewertung der Klimapolitik von 62 großen CO2-Emittenten, in Kombination mit ihrem Abschneiden beim Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen. Und wie in der Schule zeigt sich, dass eigene Wahrnehmung und Fremdbewertung nicht immer übereinstimmen. Deutschland zum Beispiel ist um zwei Plätze abgerutscht und liegt nur im Mittelfeld - deutlich hinter Staaten wie Marokko, Lettland, Kroatien und Ägypten. Jan Burck, einer der Autoren des Index:
"Deutschland liegt auf Platz 29 dieses Jahr, hier machen sich die steigenden Emissionen in den letzten Jahren bemerkbar. Deutschland hat es nicht geschafft im Gegensatz zu anderen Ländern, seine Emissionen zu verringern. Sie sind ungefähr gleich geblieben in den letzten fünf Jahren, das macht ein Problem aus."
Auszeichnung als "Fossil des Tages"
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium nimmt das Urteil gelassen, schließlich ist es nicht die erste Negativbewertung durch Nichtregierungsorganisationen auf dem Gipfel in Marrakesch:
"So, und jetzt nehmen wir mal demütig die Einschätzung in dem Index entgegen. Wir haben ja auch den 'Fossil of the Day' entgegen genommen und irgendwann gibt es dann auch wieder einen schöneren Tag."
Das "Fossil des Tages" der weltweiten Umweltverbände hatte Deutschland in der vergangenen Woche bekommen, als der Klimaschutzplan für die Zeit bis 2050 im Kabinett erneut verschoben worden war - inzwischen ist er bekanntlich beschlossene Sache. Und auch bei den CO2-Emissionen verspricht Deutschland Besserung - auch wenn es knapp wird mit dem Ziel, bis 2020 insgesamt 40 Prozent weniger Treibhausgase auszustoßen als 1990.
"Wir werden 50 Millionen Tonnen durch das Aktionsprogramm zusätzlich einsparen. Wir müssen in der Größenordnung zwischen 62 und 70 einsparen, es fehlen also noch einige Millionen Tonnen. Das wird knapp nach hinten."
Die Bewertungen im Klimaschutz-Index basieren auf der Entwicklung im vergangenen Jahr und sie sind nicht komplett objektivierbar - wichtig ist neben Zahlen zu den CO2-Emissionen auch die Politik des jeweiligen Landes. Jan Burck:
"Der Klimaschutzindex misst die Leistungen von insgesamt 58 Ländern, die zusammen für mehr als 90 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich sind und wir wollen Transparenz schaffen."
Frankreich schneidet am besten ab
Die ersten drei Plätze ließen Germanwatch und Can Europe erneut offen - keiner der untersuchten Staaten tue schließlich genug für das Klima. Am besten schneidet noch Frankreich ab, sagt Jan Burck:
"Frankreich profitiert davon, dass andere Vorreiter ihre Vorreiterschaft aufgegeben haben. Zum Beispiel Dänemark fällt neun Plätze runter. Frankreich profitiert aber auch davon, dass sie letztes Jahr in Paris den Klimagipfel brillant geleitet haben."
Und das Land profitiert von einem Rückgang der Emissionen - auch Frankreich investiert inzwischen mehr in erneuerbare Energien. Der größte CO2-Emittent China liegt unverändert weit hinten auf Platz 48, aber es gibt Hoffnung.
"China mausert sich als Champion sowohl in den internationalen Verhandlungen als auch national. Sie haben zum Beispiel auch beschlossen, 30 geplante Kohlekraftwerke und teilweise schon im Bau befindliche Kohlekraftwerke abzuschalten."
Saudi-Arabien mit Abstand auf dem letzten Platz
Bei den USA sieht es anders aus, der Klimaschutz-Index stuft die Amerikaner auch vor dem Regierungswechsel deutlich um acht Plätze herunter auf Platz 43. Das Land habe es nicht geschafft, seine sehr hohen CO2-Emissionen pro Kopf weiter zu verringern, das ist der Hauptgrund dafür.
Mit Abstand auf dem letzten Platz steht übrigens wie im vergangenen Jahr Saudi-Arabien - doch ausgerechnet hier machen die Autoren des Index etwas Hoffnung aus. Immerhin habe der Ölstaat das Pariser Abkommen mit getragen und seine Blockadehaltung aus früheren Jahren aufgegeben.