Rebecca Virot wohnt im 19. Arrondissement – das Arbeiterviertel im Pariser Norden zieht zunehmend junge Leute an. Die Linguistik-Studentin hat ein Appartement in einem kleinen Wohnheim ergattert. Davon gibt es unzählige in ganz Paris: Jährlich werden eintausend neue Appartements für Studierende erbaut. Rebecca Virots Unterkunft misst 17 Quadratmeter, mit Miniküche und Bad, für 450 Euro Monatsmiete.
"Ich habe Glück: Ich wohne im Erdgeschoss und schaue auf den Garten im Hinterhof."
Zudem ist das Viertel sehr nett: Nebenan ist eine gute Bäckerei, es gibt hier viele billige Schnellimbisse.Ein Mitbewohner schaut herein: Maxime Saint-Marie ist 22 Jahre alt, Informatiker im ersten Master-Jahr und stammt von La Réunion, dem französischen Übersee-Département im Indischen Ozean.
"Verglichen mit meiner Heimat ist in Paris die Auswahl an Studienfächern viel größer. Und ich habe hier weit mehr Chancen, nach dem Studium eine Arbeit zu finden."
Die Stadt der Möglichkeiten
Es gibt eigentlich kein Fach, das in Paris nicht gelehrt würde. 18 der Pariser Universitäten und Elite-Hochschulen stehen weit oben auf internationalen Ranking-Listen. Weltweit ist nur London besser aufgestellt.Wichtig ist aber für die Studierenden gleichfalls, dass sie hier später offenbar auch leichter als sonst wo Arbeit finden können. In der Seine-Metropole sitzen weltweit renommierte Unternehmen. Und mehr Start-up-Betriebe als irgendwo sonst in Europa. Zwei Millionen Euro steckte das Rathaus bislang in den Aufbau sogenannter Co-Working-Plätze – Büroanlagen, die Studierenden und Jung-Unternehmern einen Platz zum Arbeiten bieten, erklärt Maxime.
"Ende 2013 habe ich ein Praktikum bei einem Start-up gemacht, das in einem Gemeinschaftsbüro mit anderen Jungunternehmern residiert. Das war eine interessante Erfahrung."
Rebecca Virot will noch in die BPI – die öffentliche Bibliothek im Centre Pompidou, dem berühmten Museum in der Stadtmitte. Die BPI hat länger auf als die Uni-Bibliotheken, hier ist das Leben bunter. Vor dem Centre Pompidou, in der Schlange, stehen auch Laszlo und Marian - beide studieren Volkswirtschaft. Und sind von Paris sehr angetan:
Paris punktet auch preislich
"Es gibt zum Beispiel sehr viele Veranstaltungen, die für unter 26-Jährige frei, also gratis Eintritt sind. Genauso wie Museen und sehr viele Ausstellungen. Und das ist ein Punkt im Vergleich zu Berlin, also ich komme aus Berlin, was sehr viel stärker hier existiert. Und negativ ist natürlich der Kostenpunkt, also die Preisverhältnisse in Paris sind sehr, sehr viel höher als zum Beispiel in Berlin oder in Deutschland. Und als Student ist es eigentlich, ohne zu arbeiten, sehr, sehr schwer, auszugehen abends. Fängt bei der Miete an und endet dann beim Essen-Gehen abends mit Freunden."
Dabei sind die Studiengebühren in Paris im internationalen Vergleich relativ niedrig.
Wer sich für Kunst und Kultur interessiert, sei in Paris genau am richtigen Ort, sagt auch Marian. Aber:
"Was es für Studenten vielleicht ein bisschen miese macht teilweise, ist der ganze administrative Krieg mit der Uni."
Der Schock der blutigen Attentate von Mitte November sitzt allen in Paris noch in den Knochen. Dennoch: Für Studierende aus der ganzen Welt sei Paris weiterhin einmalig, versichert Laszlo.
"Das Paris-Feeling ist, glaube ich, schon besonders. Da hat Paris eine eigene Seele irgendwie und das ist, glaube ich, auch nicht vergleichbar mit anderen europäischen Hauptstädten oder Großstädten. Das ist wahr, das Lebensgefühl und die Lebensqualität ist schon sehr, sehr gehoben."