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Raps als Treibstoff

Biodiesel ist eine Alternative zum normalem Diesel. Allerdings müssen herkömmliche Motoren erst dafür vorbereitet werden. Eine andere, ebenfalls günstige Alternative hat sich bisher fast nur bei Bastlern und Bauern herumgesprochen. Sie füllen ihren Tank mit reinem Pflanzenöl.

Von Monika Seynsche |
    Paris im Jahr 1900: auf der Weltausstellung präsentiert Rudolf Diesel einen neuartigen Verbrennungsmotor. Als Treibstoff für seinen Motor hat er Dieselkraftstoff mitgebracht, und - Erdnussöl. Durchgesetzt hat sich das Pflanzenöl als Kraftstoff nicht - obwohl es entscheidende Vorteile gegenüber Dieselkraftstoff hat. Bei der Verbrennung von Pflanzenöl wird zwar ebenfalls das Treibhausgas Kohlendioxid freigesetzt, aber nur in den Mengen, die die Pflanze erst kurz zuvor aus der Atmosphäre aufgenommen hatte. Pflanzenöl verbrennt also CO2-neutral. Allerdings - einfach so in den Tank kippen sollte man das Pflanzenöl besser nicht.

    "Pflanzenöl ist bei gleicher Temperatur deutlich zäher, etwa zwanzigmal zäher als der Dieselkraftstoff. Dies hat Einfluss auf hydraulische Systeme und der zweite Faktor ist das Verbrennungsverhalten: während Diesel schon relativ früh anfängt zu sieden und zu verdampfen, wird das bei Rapsöl erst so ab 280, 300 Grad passieren. Das heisst, der Verbrennungsverlauf ist deutlich anders."

    Professor Horst-Herbert Krause von der Fachhochschule Merseburg untersucht das Verhalten von Pflanzenölkraftstoffen im Dieselmotor. In kaltem Zustand würde das Pflanzenöl die Einspritzpumpe mechanisch so stark belasten, dass es zum Kolbenfraß käme. Die Lösung dafür ist einfach. Krause:

    "Man erwärmt es um die Viskosität des Rapsöls dem des Dieselkraftstoffs anzupassen, damit das Einspritzverhalten dementsprechend gut aussieht, das heisst diese feinen Einspritztröpfchen, die man erzeugen muss, damit eine große Oberfläche zu dem Luftsauerstoff vorliegt, kann man nur erreichen mit sehr hohen Temperaturen bis 70 Grad."

    Besonders kleine Umrüstfirmen haben sich darauf spezialisiert, Dieselmotoren an den Betrieb mit Pflanzenöl anpassen. Eine gängige Methode besteht darin, das Auto mit zwei Tanks auszustatten. Man startet den Motor mit Diesel und schaltet auf Pflanzenöl um, sobald sich das Öl erwärmt hat. Damit ein umgerüsteter Motor problemlos fährt, muss das Pflanzenöl so sauber wie möglich sein. Edgar Remmele befasst sich am Technologie- und Förderzentrum in Straubing mit der Qualität von Rapsölkraftstoff:

    "Die Gesamtverschmutzung nimmt natürlich Einfluss auf das Betriebsverhalten, das merkt der Kunde sehr schnell, wenn die Kraftstofffilter verstopfen und er auf Grund mangelnder Kraftstoffversorgung liegen bleibt. Langzeitschäden verursachen beispielsweise der Phosphorgehalt durch Ablagerungen im Brennraum und den Auslassventilen, möglicherweise auch in Rußfiltern als Aschebildner, ebenso ein Calciumgehalt."

    Die Herstellung von reinem Pflanzenöl ist vergleichsweise einfach: Deswegen wird es nicht nur in großen industriellen Ölgewinnungsanlagen raffiniert sondern auch von Bauern in kleinen Ölmühlen kaltgepresst. So entsteht Pflanzenöl von sehr unterschiedlicher Qualität. Das ist ein Problem für die Motorenumrüster: denn sie können die einwandfreie Funktion ihrer Motoren nur dann garantieren, wenn der Kunde qualitativ hochwertiges Pflanzenöl tankt. Eine Anforderungsnorm für Rapsölkraftstoff soll dieses Problem lösen. Remmele:

    "Die Norm entsteht im Fachausschuss Mineralöle des deutschen Instituts für Normung. in diesem Unterausschuss sitzen beieinander die Hersteller und Umrüster pflanzenöltauglicher Motoren, Dieselmotorenhersteller, Hersteller von Landmaschinen, die Erzeuger von Rapsölkraftstoff sei es in großen Ölmühlen oder aber auch in kleinen dezentralen Ölgewinnungsanlagen, Analytiklabors, Vertreter aus Verbänden, Ministerien und natürlich Forschungseinrichtungen."

    Der Fachausschuss will noch in diesem Jahr eine Vornorm für Rapsölkraftstoff veröffentlichen. Aber auch wenn überall die gleiche Qualität angeboten wird - komplett ersetzten kann das Pflanzenöl den Diesel nicht. Krause:

    "Es wird davon auszugehen sein, dass die Mengen des Rapsöls, das wir produzieren, nicht ausreichen, den Bedarf heute zu decken, vielleicht ein Zwanzigstel. Oder ein Zehntel."

    Horst-Herbert Krause hält es deshalb für sinnvoll, Pflanzenöl besonders in der Landwirtschaft sowie in Natur- und Wasserschutzgebieten einzusetzen. Denn anders als Diesel ist reines Pflanzenöl nicht giftig und ungefährlich für Boden und Wasser. Bei der Lagerung von Pflanzenöl müssen keine aufwändigen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden. Krause:

    "Solche schillernden Öllachen, die man teilweise in Flüssen oder Bächen gesehen hat, da musste ich früher die Polizei holen, wenn das Rapsöl ist, brauche ich nur zu warten, die Fische fressen das auf."