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"Rasenfunk"
Bundesliga-Analyse als erfolgreiches Audioformat

Mit sachlichen Analysen bietet der "Rasenfunk" eine Audio-Alternative zur herkömmlichen Bundesliga-Berichterstattung. Die Macher fokussieren sich auf Themen, die bei Sky oder Sport1 zu kurz kommen. Dafür gibt es viel Lob von Fußballfans - und Unterstützung von ehemaligen Bundesliga-Profis.

Von David Freches |
    zu sehen sind die drei Rasenfunk-Macher Frank Helmschrott (r.) und Max-Jacob Ost (l.) mit Ex-Fußballprofi Ralph Gunesch
    Die Rasenfunk-Macher Max-Jacob Ost (l.) und Frank Helmschrott (r.) mit Ex-Bundesligaprofi Ralph Gunesch (Deutschlandradio/ Max-Jacob Ost)
    "Rasenfunk" ist ein selbstgemachter Bundesliga-Podcast und zeigt weder Tore noch strittige Abseitsentscheidungen. Stattdessen bieten Moderator Max-Jacob Ost und sein Producer Frank Helmschrot eine Audio-Alternative zur herkömmlichen Bundesliga-Berichterstattung. Mit der sind beide oft unzufrieden, erklärt Ost. Das Problem sei,
    "… dass wir journalistische Ansätze haben, die ein Produkt verkaufen müssen, weil sie sich die Live-Übertragungsrechte besorgt haben. Und das führt dann dazu, dass man selbst das langweiligste Topspiel als spannenden Kracher verpacken muss. Und das andere Problem ist, dass man sich viel an Quoten und Klickzahlen orientiert. Und das führt im Fußballbereich dazu, dass man sich auf diejenigen Vereine einschießt, die auch die beste Quote bringen", so Max Ost. Also auf Bayern und den BVB.
    Themen, die bei Sky und Co. zu kurz kommen
    Der "Rasenfunk" ist anders. In der wöchentlichen Bundesliga-Rückschau gibt es zwei Stunden sachliche Analysen und viele durchaus abwechslungsreiche Statistiken. Ost bespricht den Spieltag mit wechselnden Gästen - etwa mit Journalisten von der SZ oder mit Bloggern vom FC Augsburg. Deshalb werden auch die kleineren Vereine der Liga gebührend gewürdigt. Ost sagt, der "Rasenfunk" ist: "Fußballberichterstattung ohne Blick auf Quoten oder Sendeformate."
    Rund 15.000 Mal wird diese Analyse wöchentlich runtergeladen. Nur um die Bundesliga geht es aber nicht. Auch Themen, die in der üblichen Sportberichterstattung oft zu kurz kommen, finden hier statt. Ein weiteres und das hörerstärkste "Rasenfunk"-Format ist das zeitlose und monothematische "Tribünengespräch". Darin sprach Max-Jacob Ost kürzlich mit dem Sportjournalisten Ronald Reng über Depressionen im Fußball.
    Reng erzählte von seinem Freund Robert Enke. Der Nationaltorhüter hatte sich 2009 das Leben genommen:
    "Er hat versucht weiterzutrainieren. Und nach dem Training hat der dann zu seinem Mitspieler gesagt: 'Hanno, ich kann morgen nicht spielen. Ich spüre meine Beine nicht mehr, ich spüre nichts mehr.'"
    Kommunikation auf Augenhöhe mit Hörerinnen und Hörern
    Durch solche Gespräche hat der Podcast auf sich aufmerksam gemacht. Er kooperiert bereits mit anderen Medien wie Spox.com und dem Weser-Kurier, die den "Rasenfunk" auf ihrer Homepage einbinden. Statt Geld erhält Moderator Ost Reichweite. Er will den Rasenfunk zu seinem Beruf machen. Der Podcast soll sich aus freiwilligen Spenden finanzieren. Allgemein gilt: Je bekannter ein Podcast, desto höher die Bereitschaft, das Projekt zu unterstützen.
    "Ich glaube, dass die Möglichkeit inzwischen da ist, wenn mam auf Transparenz achtet, wenn man authentisch bleibt und wenn man auf Augenhöhe mit den Hörerinnen und Hörern kommuniziert. Dann sind sie bereit, sehr, sehr weit zu gehen - auch finanziell."
    Beim "Rasenfunk" laufen zwischen 1500 und 2000 Euro im Monat ein, ausschließlich Spenden. Um das Angebot auf Dauer zum Beruf zu machen, müsste sich die Finanzierung um das dreifache erhöhen. Sponsoren-Angebote haben die Macher bereits abgelehnt, auch eine Paywall schließen sie aus. Interviews mit ehemaligen Bundesliga-Profis wie Giovanne Elber oder Ralph Gunesch konnte der "Rasenfunk" auch ohne diese Hilfe umsetzen.
    Podcast soll sich durch das Publikum finanzieren
    Mats Hummels kennt den Podcast auch schon.
    "Mats Hummels ist dafür bekannt, dass er auf Twitter immer mal wieder sagt: 'Okay, jetzt Fragen und Antworten, ich werde auf alles antworten.' Und da gab es einige Hörerinnen und Hörer, die gefragt haben: 'Hast Du den Rasenfunk schon mal gehört?' Und darauf hat er geantwortet: 'Nein, muss man den denn hören?' Und daraus hat sich der Running-Gag entwickelt, wann Mats Hummels denn mal als Gast in unserer Sendung wäre."
    Solange Mats Hummels auf sich warten lässt, arbeiten die "Rasenfunk"-Macher weiterhin an einem tragbaren Bezahlmodell. Sie wollen, dass es dem Podcast gelingt, sich ausschließlich durch das Publikum zu finanzieren - so wie es bei der taz oder Politik-Podcasts von Tilo Jung auch gelungen ist.