Bardella setzte sich in einer Online-Abstimmung unter den Mitgliedern mit 85 Prozent der abgegebenen Stimmen durch. Das teilte die bisherige Vorsitzende Marine Le Pen auf einem Parteitag in Paris mit und gratulierte ihrem Nachfolger auf Twitter.
Le Pen hatte die Führung der Partei, die damals noch "Front National" hieß, 2011 von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen übernommen. Bardella ist mit Le Pens Nichte liiert.
Nur 15 Prozent für Le Pens Ex-Partner Louis Aliot
Der 27-jährige Bardella war während des französischen Präsidentschaftswahlkampfs im Frühjahr bereits Interims-Parteichef. Bei der Online-Abstimmung setzte er sich nun gegen Louis Aliot durch. Auf den Bürgermeister von Perpignan und ehemaligen Lebenspartner von Marine Le Pen entfielen nur 15 Prozent der Stimmen. Bardella bedankte sich auf Twitter für seine Wahl.
Bardella bedient rechtsextreme Narrative
Bardella wurde 1995 bei Paris geboren, seine Eltern haben italienische Wurzeln. Er gilt als rechtsnational und bedient rechtsextreme Narrative. Kürzlich schrieb er im rechten Magazin "Marianne", das französische Volk schwebe in Lebensgefahr. Im Zuge von Immigration finde eine "Auswechslung der Völker" statt, behauptete Bardella.
Im Alter von 16 Jahren trat er in den damaligen "Front National" ein und äußerte sich begeistert über Marine Le Pen. "Sie spricht aus, was andere nicht zu sagen wagen", lobte Bardella die rechtsradikale Politikerin.
Parteimitglied mit 16 Jahren, Europaabgeordneter mit 23
Le Pen wurde bald auf den jungen Mann aufmerksam und machte ihn zu ihrem Kronprinzen. Beobachter meinen, dies sei auch ein Mittel gewesen, um ihre ehrgeizige Nichte Marion Maréchal von der Macht fernzuhalten. Maréchal werden immer wieder Ambitionen auf eine Rückkehr in die Politik nachgesagt.
2019 trat Bardella als Spitzenkandidat des "Rassemblement National" für die Europawahl an. Seine Liste kam mit 23 Prozent landesweit auf Platz eins, Bardella wurde mit 23 Jahren der jüngste EU-Abgeordnete überhaupt.
Will Bardella 2027 Le Pen Konkurrenz machen?
Bardella hat Marine Le Pen in der Vergangenheit regelmäßig öffentlich die Treue geschworen. Dennoch wird vermutet, dass er sich auf eine eigene Präsidentschaftskandidatur 2027 Hoffnungen macht. Le Pen hatte gesagt, dass sie nicht ein viertes Mal antreten wolle, es aber auch nicht ganz ausgeschlossen.
Vorerst will sie sich nach eigenen Angaben auf den Vorsitz der RN-Fraktion in der Nationalversammlung konzentrieren, die sich nach der Wahl im Frühjahr auf 89 Abgeordnete vergrößert hat. Beobachter gehen aber davon aus, dass Le Pen in der Parteiführung weiterhin viel Macht ausüben wird.