In einer am Samstag noch veröffentlichten Mitteilung des Vereins heißt es wörtlich: "Nach Hinweisen beim Schiedsrichter haben wir uns entschieden, das Spielfeld in der 68. Minute beim Stand von 2:0 für uns zu verlassen und das Spiel nicht fortzusetzen". Der Hauptstadtclub verurteile "Rassismus und Diskriminierung in jeglicher Form".
Paul Keuter, Mitglied der Geschäftsleitung von Hertha BSC, verteidigte die Entscheidung der Mannschaft, nicht weiterzuspielen. Vielleicht sei diese Maßnahme ein Weckruf, so Keuter. Er appelliert an alle: Spieler, Vereine, Verbände und Fans, sich dem Problem zu stellen und meint dabei Rassismus im Fußball.
Heim-Verein wehrt sich gegen Vorwurf
Der Heim-Verein, der VfB Auerbach hingegen, verwehrt sich gegen den erhobenen Vorwurf. In einer Stellungnahme heißt es, die Schiedsrichter hätten keine "rassistische Äußerung wahrgenommen". Dies habe das Schiedsrichter-Gespann dem VfB nach dem Spiel bestätigt. Auch sei "der von Hertha BSC erweckte Eindruck falsch, es habe sich um ein Spiel gehandelt, das in irgendeiner Form von rassistischen Aussagen geprägt gewesen sein soll", teilt der Verein mit.
Es stünde aber fest, dass es sich um ein "heißes Spiel" gehandelt haben soll. Und: in dem die Auerbacher Spieler von Hertha-Gegenspielern "über das erträgliche Maß hinaus" Beleidigungen hätten ertragen müssen. "Der VfB Auerbach, alle seine Spieler, Funktionäre und Mitglieder, verurteilen Rassismus", heißt es am Ende der Stellungnahme.
Nun prüft laut dpa-Angaben der Nordostdeutsche Fußballverband die Vorfälle. Dabei ist es für Hertha innerhalb weniger Tage bereits der zweite bekanntgewordene Rassismus-Vorfall. Der U23-Spieler Jessic Ngankam war im Spiel gegen Lok Leipzig vor über einer Woche von Lok-Fans mit Affenlauten rassistisch beleidigt worden. Auch ein Gegenspieler soll ihn "Affe" genannt haben, die Partie war minutenlang unterbrochen.
"Das Wort 'Affe' hat auf dem Platz nichts zu suchen"
Dem MDR-Fernsehen sagte Ngankam nach dem Spiel: "Das trifft einen trotzdem. Erst die Affenlaute nach dem Tor waren natürlich unschön, aber ich habe versucht, das zu überspielen. Weil: wenn die Fans von außen rufen, da kann ich ja nichts machen. Beleidigungen – ist leider Alltag im Fußball, das kann ich auch einstecken, aber keine rassistischen Beleidigungen. Das ist wirklich ein No-Go. Das Wort 'Affe' hat auf dem Platz nichts zu suchen."
Lok Leipzig hatte sich nach den Vorfällen von rassistischem Verhalten distanziert. Hertha BSC verurteile auch hier die "rassistischen Anfeindungen" gegen Spieler "aufs Schärfste", wie es hieß. Allerdings reagierte der Hauptstadt-Club wesentlich später als nach dem gestrigen Vorfall der U16 in Auerbach.