Neben Fans des Berliner Fünftligisten Tennis Borussia, die am Samstag ihre Unterstützung mit Blau-Weiß Grana auf den Zuschauerrängen zum Ausdruck brachten, hat Bundesaußenminister Heiko Maas bereits Mitte letzter Woche getwittert: "Solidarität mit einer Mannschaft, die tolle Arbeit leistet und es gerade echt nicht einfach hat!" Eine Nachricht, die auch Christian Reinhardt, den Sportpsychologen und Geschäftsführer des Fußballverbands Sachsen-Anhalt überrascht hat. Er sagt:
"Grana ist vor allen Dingen ein Verein, der gut arbeitet, einen guten Fußball spielt. Und ich hätte mir gewünscht, dass die Popularität des Vereins vor allen Dingen über diese Arbeit nach außen kommt und nicht über so einen Vorfall hier."
Bei einer Begegnung von Blau-Weiß Grana Ende August soll der aus Gambia stammende Mitspieler und Geflüchtete Momodou Jawara, der aus Angst vor der Militärdiktatur über Italien nach Deutschland geflohen ist, bei einem Zweikampf derart hart eingestiegen sein, dass sein Gegenspieler einen mehrfachen Schien-und Wadenbeinbruch erlitt und per Helikopter ins Krankenhaus geflogen wurde.
Weshalb der Vater des Verletzten und Vereinsvorsitzende des VSG Löbitz nun eine Anzeige gegen Jawara gestellt und den Fußballverband aufgefordert habe, den Spieler dauerhaft auszuschließen. Und es heißt: Der afrikanische Spieler habe mit Absicht und Vorsatz einen deutschen Spieler verletzt. Im Netz tobt nun rassistische Hetze.
Ganz überraschend kommt das nicht, sagt Björn Koch, der Vereinsvorsitzende von Blau-Weiß Grana: "Diese Stimmung gegen uns, gegen die Spieler, die halt nicht aus Deutschland kommen, die gab es schon immer hier." Koch kritisiert, dass der Fußball-Verband Sachsen-Anhalt bei rassistischen Vorfällen bei Spielen von Grana viel zu lange weggeschaut habe:
"Gibt Sachen - auch von offizieller Stelle – eben seitens der Schiedsrichter, die im Spielbericht einfach nicht erwähnt werden. Und so die Vorfälle nie bis nach oben, bis zum Landesverband, vordringen."
Boykott mehrerer Vereine
Vereine wie SV Teuchern oder der TSV Tröglitz – jener Ort der 2014 wegen eine Brandanschlags auf eine Flüchtlingsunterkunft weltweit in die Schlagzeilen geriet – boykottieren nun Begegnungen mit Blau-Weiß Grana.
Um dem Ausdruck zu verleihen, hat der TSV Tröglitz auf seiner Internetseite ein Symbol aktiviert, indem man einen schwarzen Spieler sieht, der mit einem roten Verbotszeichen markiert ist. Beobachter sind irritiert, insbesondere weil sich der TSV Tröglitz in der Vergangenheit für seine Integrationsarbeit durchaus einen Namen gemacht hat.
Die Frage, ob es den Shitstorm auch gegeben hätte, wenn ein deutscher Spieler den Betreffenden gefoult hätte, kann Christian Reinhardt vom Präsidium des Fußballverbands Sachsen-Anhalt nicht beantworten. Bei einem ersten Krisentreffen hat man nun alle Beteiligten an einen Tisch geholt, damit man miteinander, nicht übereinander spricht.
Antirassismus-Jugenturnier als Zeichen
"Meine Hoffnung wäre, eine Lösung, wieder Fußball zu spielen.", sagt Reinhardt. Doch ob das gelingt ist zum jetzigen Zeitpunkt äußerst fraglich. Denn zu einer klaren Aussage, ob man den Spiel-Boykott gegen Blau-Weiß Grana aufgeben werde, dazu waren die Vereine der Kreisklasse Staffel 2 im Süden Sachsen-Anhalts heute Abend nicht bereit.
Ende Oktober will Blau-Weiß Grana ein Antirassismus-Jugend-Fußball-Turnier veranstalten. Doch seit Tagen hagelt es Absagen. Viele der Vereine aus der Region wollen sich nicht am Turnier beteiligen. Dennoch will der Verein Blau-Weiß Grana daran festhalten. Um - wie es heißt - ein Zeichen zu setzen.