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Rassismus im Fußball
Landessportbund Berlin distanziert sich von Funktionär

Ein Funktionär des Landessportbunds Berlin hat die rassistischen Beleidigungen gegen Hertha-Verteidiger Jordan Torunarigha relativiert. Ein Profi müsse solche Beleidigungen aushalten, schreibt Stefan Chatrath in einem Meinungsbeitrag. Der Sportbund prüft nun personelle Konsequenzen.

Von Sebastian Engelbrecht |
Osmers im gelben Schiedsrichter-Trikot zeigt mit dem Finger nach hinten, flankiert ist er von den beiden Hertha-Spielern im schwarz-roten Trikot.
Hertha-Verteidiger Jordan Torunarigha (r.) wurde im DFB-Pokal-Achtelfinale auf Schalke rassistisch beleidigt. (AP / dpa / Martin Meissner)
Der stellvertretende Vorsitzende der Wissenschaftlichen Kommission des Berliner Landessportbundes, Stefan Chatrath, hat Rassismus im Sport faktisch gerechtfertigt. Als Beispiel nannte er die Affenlaute von Schalke-Fans, mit denen sie den schwarzen Hertha-Spieler Jordan Torunarigha beim Achtelfinalspiel um den DFB-Pokal am 5. Februar beleidigt hatten.
Chatrath ist der Meinung, Torunarigha hätte "das aushalten müssen". Im Fußballstadion gehöre es dazu, dass der Gegner mit Spott und Häme überzogen werde. Der Autor des Online-Artikels spekuliert, Torunarigha könne sich verhört haben. Es gebe keinen Beleg für die Affenlaute.
Profis müssten nur körperlich geschützt werden
Tatsächlich hatte der 22-jährige Spieler wegen der Schalke-Fans geweint und hatte den Platz verlassen wollen, wovon ihn seine Mitspieler abhalten konnten. Mittlerweile hat Torunarigha Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet.
In seinem Artikel schreibt Chatrath, im Sport sei "alles erlaubt, solange der gegnerische Spieler physisch nicht so stark geschädigt" werde, dass er ausgewechselt werden müsse. Es müsse also lediglich die physische Leistungsfähigkeit eines Spielers angemessen geschützt werden, da sie "Grundlage für die Ausübung des Sports" sei, so Chatrath.
"Absurd und zynisch"
Nun prüft das Präsidium des Landessportbundes personelle Konsequenzen. Möglicherweise werden sie in der Sitzung am Mittwoch gezogen. Der Direktor des Landessportbundes sagte gegenüber dem Deutschlandfunk über Chatraths Artikel:
"Von diesem Text und den Gedanken darin können wir uns nur ganz entschieden distanzieren. Rassismus darf wirklich überhaupt keinen Platz bei uns in der Gesellschaft haben, zu keiner Zeit und an keinem Ort, erst recht nicht im Sport. Und von einem Profifußballer zu erwarten, er müsse Rassismus ertragen, nur weil er eben Profifußballer ist, das ist wirklich absurd und absolut zynisch."
Friedhard Teuffel verwies auf das Leitbild des Landessportbundes Berlin. Darin heißt es, der Verband stelle sich gegen jegliche Form von Diskriminierung, Extremismus, Gewalt und Missbrauch.