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Rassismus im Stadion
"Mit drastischen Strafen belegen"

Thomas Sobotzik rückte nach vielen Jahren als Profifußballer 2019 erneut ins Rampenlicht: Als Sportdirektor des Chemnitzer FC hatte er sich gegen Rechtsextremismus gestellt. Nun soll er als Sachverständiger im Bundestags-Sportausschuss über das Thema sprechen - und vertritt eine klare Meinung.

Thomas Sobotzik im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Ein antisemitisches Spruchband ("Juden" - mit dem Dynamo-D in der Mitte) wird im Cottbuser Block in die Höhe gehalten.
Gerade Cottbus und Chemnitz fallen immer wieder wegen Rechtsextremen in der Fankurve auf. (picture-alliance/ dpa / Thomas Eisenhuth)
Der Bundestags-Sportausschuss spricht am 4. März über Rechtsextremismus im Fußball, die Sitzung findet seit langem mal wieder öffentlich statt. Mit dabei sind in Berlin Sachverständige des Deutschen Fußball Bundes, von Fan-Projekten, aus Bundesligavereinen und auch vom Bundesamt für Verfassungschutz sowie der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze.
Thomas Sobotzik ist auch geladen, als Einzelsachverständiger. Er war Sportdirektor beim Drittligaklub Chemnitzer FC, wurde von rechtsextremen Teilen der eigenen Fans massiv angefeindet und trat daraufhin zurück, weil er sich Hass und Morddrohungen nicht mehr aussetzen wollte. Der in Polen geborene Sobotzik hatte sich zuvor lange gegen rechte Gesinnung gestemmt, antisemitische Parolen und rassistisches Gedankengut. Und auch konsequent gehandelt: als er den offen mit der rechten Szene sympathisierenden Spieler Daniel Frahn aus dem Klub warf. Heute ist der ehemalige Fußballprofi Geschäftsführer bei den Kickers in Offenbach. Und er hat eine klare Idee, wie dem Rechtsextremismus in deutschen Fußballstadien begegnet werden kann: mit Härte.
"Ich bin der Überzuegung, dass die Fußballvereine wirklich sehr, sehr viel tun. Und dass sie alles, was in ihrer Macht steht, dann auch ausschöpfen. Nur ist der gesetzliche Rahmen, in dem man sich bewegt, was das anbetrifft, wirklich zu locker ausgelegt, die Verfahren zu lang, zu kompliziert, mit zu vielen Problemen behaftet", erklärt Sobotzik. "Also man schützt da Leute, die allen anderen einen massiven Schaden zufügen. Es muss aus meiner Sicht vereinfacht werden und auch mit drastischen Strafen belegt werden. Das ist, glaube ich, der Weg an dem wir nicht vorbeikommen, wenn wir wirklich eine Verbesserung der Ist-Situation erreichen wollen."
Thomas Sobotzik, Geschäftsführer und Vorstand Sport und Finanzen des Chemnitzer FC
Thomas Sobotzik 2019 (picture alliance / dpa / Michael Berg)
Die aktuelle Entwicklung, dass Trainer und Spieler sich verstärkt für soldarische Aktionen einsetzen, sieht Sobotzik kritisch: "Ich glaube nicht, dass er der Ansatz ist, das Spielfeld zu verlassen, denn dann ist es wieder so, dass einige Wenige im Stadion allen Anderen den Spaß am Fußball nehmen. Das hielte ich für den falschen Ansatz. Also man muss rigoroser und auch schneller gegen diese Menschen vorgehen können und auch die juristischen Möglichkeiten ausschöpfen beziehungsweise auch den Vereinen die Handhaben diesbezüglich vereinfachen und erleichtern."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.