Es kann nicht sein, was nicht sein darf. 150 Jahre nach Abschaffung der Sklaverei, 50 Jahre nach Verabschiedung der Bürgerrechtsgesetze hat Amerika keinen Platz für Rassismus. Und doch: FBI-Chef James Comey bekennt bei einer Rede vor Studenten in Washington Farbe. Das Zusammenleben von Schwarz und Weiß ist nicht einfach. Die Polizei spielt eine oft unrühmliche Rolle. "Vieles in der US-Geschichte ist nicht schön." Der Rassismus in Gesellschaft und Polizei scheint alle Gesetze, alle Reformen, alle Bildungsinitiativen zu überleben.
George Zimmerman, privater Weißer Wachmann, der 2012 den jungen, schwarzen Trayvon Martin in Florida erschießt, wird freigesprochen. Präsident Obama äußert sich indirekt. Es gibt eine tief in die amerikanische Gesellschaft eingeprägte Geschichte von Rassentrennung, die nicht einfach verschwindet.
Am 9. August 2014 wird Michael Brown in Ferguson erschossen. Es folgen Unruhen, die Nationalgarde geht mit Tränengas gegen randalierende Demonstranten vor. Das Verfahren gegen den Polizisten Darren Wilson, der Brown erschossen hat, wird nicht eröffnet.
Am 10. Februar werden drei muslimische Studenten in der Universitätsstadt Chapel Hill in North Carolina erschossen. Die Behörden gehen zunächst von einem Streit um Parkplätze als Auslöser der Tat aus. Der Vater eines der Opfer erzählt in CNN, seine Tochter sei mehrfach von dem mutmaßlichen Täter bedroht worden und habe vermutet: "Papa, ich glaube, er hasst dafür, wer wir sind und wie wir aussehen."
FBI: Wir müssen die Menschen besser verstehen
Inzwischen ermittelt das FBI: Rassismus in Amerika ist ein vielschichtiges, schwierig zu greifendes Thema. Das weiß auch FBI-Direktor Comey, der erstaunlich selbstkritische Worte fand. "Wir müssen die Menschen besser verstehen, denen wir dienen und die wir beschützen. Tief in unserem Inneren müssen wir erkennen wie es ist, als junger, gesetzestreuer Schwarzer den Ordnungskräften zu begegnen. Wir müssen einfach verstehen, wie dieser junge Mann uns sieht. Wir müssen dem verkürzenden Zynismus widerstehen."
Was im polizeilichen Umgang mit der schwarzen Bevölkerung wie ein kaum lösbares Problem erscheint, könnte auch das Zusammenleben mit Muslimen betreffen. Die 21-jährige Yusor Abu-Salha, eines der Opfer von Chapel Hill, fühlte sich im Interview mit dem Radiosender NPR ganz als Amerikanerin: "Ich fühle mich so eingebunden. Es kommt nicht darauf an, woher man stammt. Es gibt so viele Menschen aus aller Herren Länder, mit verschiedenen Hintergründen und Religionen. Aber hier sind wir alle Eins."
Ein Trugschluss. Offenbar. Initiativen wie die des FBI-Direktors lassen für die Zukunft hoffen. In der Gegenwart gehört der Rassismus in vielen Ausprägungen zum amerikanischen Alltag. Fast nie offen zur Schau getragen, fast immer verborgen, denn: Es kann nicht sein, was nicht sein darf, was Gesetze vor vielen Jahren abgeschafft haben.