Die Gewalt gegen Afroamerikaner habe auch in der Polizei eine lange Geschichte, sagte die Historikerin Christine Knauer im Deutschlandfunk. Christine Knauer forscht speziell zur amerikanischen und afroamerikanischen Geschichte. Da müsse man bis zur Sklaverei zurückgehen, bis zu den Slave Patrols, die entlaufene Sklaven aufspüren sollten. "Diese sind nicht zimperlich vorgegangen." Das habe sich auch nach dem Bürgerkrieg fortgesetzt, obwohl die Sklaverei im Zuge des Civil War 1865 abgeschafft wurde. Trotzdem wurde gezielt gegen Afroamerikaner, die kriminalisiert wurden, vorgegangen, auch die Lynchmorde seien Teil dieses Unterdrückungsapparates gewesen. Polizeigewalt und Lynchjustiz liefen parallel.
"White Supremacy", die Ideologie der weißen Vorherrschaft, "dominiert noch immer die amerikanische Gesellschaft", so Christine Knauer. Das sehe man exemplarisch eben auch an der Polizei, die weiß dominiert sei. Und an Donald Trumps Politik, die auf Spaltung ziele. Afroamerikanische Stereotype setzten sich in Institutionen und Organisationen immer noch durch. Oft würden diese aber durch den strukturellen und systemischen Rassismus wiederum bestätigt, denn Schwarze hätten weniger Zugang zu guten Schulen, zum Gesundheitswesen, zu Wohnungen in den besseren Gegenden. Das sehe man auch in Minneapolis, der Stadt im Norden der USA, in der George Floyd lebte. Rassismus sei nie nur ein Problem des Südens der Vereinigten Staaten gewesen, sondern ein gesamtamerikanisches.
"Der amerikanische Traum, der immer wieder gepusht wird, der ist für Afroamerikaner*innen sehr schwer zu erreichen", so Knauer. Die Geschichte Amerikas würde auch heute noch immer als weiße Geschichte erzählt, trotzdem es seit knapp 100 Jahren die Black History Week bzw. den Black History Month gäbe. Die Aufarbeitung der Sklaverei sei immer noch nicht erfolgt. Außerdem müsse man auch reflektieren, was es bedeute, weiß zu sein. "Wir sollten uns unserer Privilegien bewusst werden und was strukturell uns schon von Grund auf gegeben ist", sagte die Historikerin. Das gelte im Übrigen auch für Deutschland.