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Rassismus
Wieder Unruhen in Ferguson

In den Vereinigten Staaten sorgen Rassismusvorwürfe weiter für Unruhe. Nach der Tötung eines schwarzen Jugendlichen durch einen weißen Polizisten in der US-Kleinstadt Ferguson ist es dort erneut zu schweren Ausschreitungen gekommen. Die Stimmung wird von einem Gutachten zusätzlich aufgeheizt.

18.08.2014
    Erneut ist es zu schweren Ausschreitungen in der US-Kleinstadt Ferguson gekommen.
    Die Polizei in der US-Kleinstadt Ferguson sieht sich mit Rassismusvorwürfen konfrontiert - trotz einer Ausgangssperre kommt es dort wieder zu Ausschreitungen. (AFP / Michael B. Thomas)
    Der von einem Polizisten erschossene Jugendliche Michael Brown soll laut einem Privatgutachten von mindestens sechs Kugeln getötet worden sein. Zwei Projektile hätten den Kopf und vier den rechten Arm des 18-Jährigen getroffen. Zu dem Schluss kommt laut einem Bericht der "New York Times" ein von den Eltern des Opfers beauftragter Rechtsmediziner in seinem Autopsiebericht.
    Der Pathologe Michael Baden gilt als Koryphäe auf seinem Gebiet. Er sagte unter anderem in dem spektakulären Gerichtsverfahren gegen den Ex-Footballstar OJ Simpson aus und wurde auch bei den Untersuchungen zum Mord an US-Präsident John F. Kennedy zu Rate gezogen.
    Protest gegen Polizeigewalt
    Das Gutachten machte schnell die Runde in der Kleinstadt. Wenige Stunden vor dem Inkrafttreten einer neuen Ausgangssperre kam es in dem Vorort von St. Louis erneut zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die mit gepanzerten Fahrzeugen angerückten Sicherheitskräfte trieben die Menschenmenge am Abend mit Tränengas auseinander. Lokale Medien zeigten Bilder von Krawallmachern, die ein Schnellrestaurant demolierten. Auch von Schüssen aus der Menge heraus wurde berichtet. Einige der größtenteils jungen Demonstranten reckten derweil Protestschilder gegen Polizeigewalt in die Höhe.
    Von gepanzerten Fahrzeugen aus werden Nebelgranaten und Tränengas abgefeuert, drumherum stehen einige behelmte Polizisten.
    Schon in der gestrigen Nacht gab es Zusammenstöße (picture alliance / dpa / Roberto Rodriguez)
    Der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, hat die Nationalgarde nach Ferguson beordert. Sie solle Ruhe und Ordnung in der Kleinstadt wiederherzustellen, hieß es.
    Die erste Ausgangssperre in der Nacht zum Sonntag war von hunderten Demonstranten nicht befolgt worden. Es gab sieben Festnahmen, eine Frau wurde durch Schüsse lebensgefährlich verletzt. Bei einer Gedenkzeremonie für Brown gestern versuchte der Einsatzleiter der Sicherheitskräfte, Ron Johnson, die Gemüter mit einer Entschuldigung zu beruhigen. An die Angehörigen des Opfers gewandt sagte er: "Ich bin mit dem Herzen bei Euch und sage Euch, dass es mir leid tut." Johnsons Worte wurden von den mehr als 1300 Zuhörern mit lautem Applaus quittiert. Er versprach, solange zu bleiben wie nötig, damit wieder Ruhe in Ferguson einkehre. Johnson ist schwarz und leitet inzwischen den Einsatz der Sicherheitskräfte in der mehrheitlich von Afroamerikanern bewohnten Ortschaft.
    Kontroverse um Rassismus und Waffengesetze
    Das US-Justizministerium kündigte aufgrund der "außergewöhnlichen Umstände" des Falls an, dass nach den Behörden von Missouri nun auch zusätzlich Experten auf Bundesebene eine Autopsie der Leiche vornehmen würden.
    In der US-Kleinstadt Ferguson protestieren Demonstranten gegen Polizeigewalt und Rassismus.
    In der US-Kleinstadt Ferguson protestieren Demonstranten gegen Polizeigewalt und Rassismus. (AFP / Joshua Lott)
    Die Affäre Brown hat die landesweite Kontroverse um Rassismus und laxe Waffengesetze in den USA aufs Neue angefacht. Das Schicksal des Jugendlichen weckt Erinnerungen an den 17-jährigen Schwarzen Trayvon Martin. Er wurde im Februar 2012 in der Stadt Sanford in Florida erschossen. Der Schütze George Zimmerman gab damals an, in Notwehr gehandelt zu haben, nachdem der unbewaffnete Teenager ihn geschlagen habe. Der Prozess gegen Zimmerman endete mit einem Freispruch.
    (sdö/jan)