Eine Frau mit leicht gesenktem Kopf, weit hochgezogenen Augenbrauen und geringschätzendem Blick von unten, ein Mann mit Schmollmund, der wie ein Kleinkind seinen Kopf trotzig hin-und her schüttelt, die US-amerikanische Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey, die sprachlos in die Kamera schaut und dann entsetzt "What??" sagt: Alle drei Szenen sind beliebte GIFs in den sozialen Netzwerken.
Viele Kultur- und Medienwissenschaftler sehen im übermäßigen Gebrauch solcher Reaktions-GIFs gerade durch Weiße eine Form von digitalem Rassismus, der digitales Blackface genannt wird. Andreas Robertz hat bei der US-amerikanischen Linguistin Renee Blake von der New Yorker Universität nachgefragt:
"Leute meinen das nicht notwendigerweise spöttisch, sie finden es witzig und es kann als unbeschwert und unschuldig wahrgenommen werden. Aber wenn man historisch etwas gräbt und die Zusammenhänge sieht, merkt man, wie problematisch es ist."
Form kultureller Aneignung
Für Renée Blake, Professorin für Linguistik und African Studies an der New Yorker Universität, ist der massenhafte Gebrauch von Reaktions-GIFs mit schwarzen Personen von nicht-schwarzen Personen eine Form von kultureller Aneignung und Rassismus - auch wenn das vielen wahrscheinlich gar nicht bewusst ist. Denn es gibt offensichtliche Parallelen zu den Minstrels des 19. Jahrhunderts, populären Shows, in denen sich weiße Schauspieler schwarz schminkten und sich mit überzogenen Gebärden und überzogener Mimik über Schwarze lustig machten. Es seien genau diese Stereotype, die in diesen GIFs wieder auftauchen, meint Renee Blake.
"Beim digitalen Blackface geht es darum, dass wir schwarze Körper benutzen und uns schwarze Sprache aneignen, um unsere Emotionen auszudrücken. Man nimmt bestimmte isolierte Ausdrücke von schwarzen Gesichtern und identifiziert sie mit einer bestimmten Emotion. Und die ist normalerweise übertrieben."
"Schwarze Kultur ist eine Ware"
Ein weiterer problematischer Aspekt des digital Blackface ist, dass weiße Nutzer diese Bilder und Videos posten, um cool und witzig zu sein, dann aber nach Belieben in ihre "weiße" Realität zurückschlüpfen können und dabei völlig ausblenden, dass schwarze Menschen dies nicht können.
"Man wählt das aus, was sich verkaufen lässt. Wir wissen ja, schwarze Kultur ist eine Ware. Es ist einer der größten kulturellen Exportschlager der USA. Und du wählst aus, was DICH am besten verkaufen kann. Also kommerzialisierst du Aspekte von schwarzer Kultur, von schwarzen Menschen: Ich nehme das und das und das und den schmerzvollen Teil brauche ich nicht, den behaltet mal schön. Ich nehme nur das, was sich verkaufen lässt."
Die ausdruckstarken Gesten und starken Emotionen gehören in der Linguistik zum Repertoire einer eigenen Sprachentwicklung mit grammatikalischen Regeln und Dialekten, dem sogenannten Afro-American English oder Black English. Die Frage ist, ob ich als Nicht-Angehöriger dieser kulturellen Gruppe die Sprache erlenen und auch nutzen kann? Eine heikle Frage, vor allem, wenn es um die Nutzung des N-Wortes geht. Für Renee Blake ist es eine Frage erworbener Sprachkompetenz:
"Du verstehst die Sprache, die Grammatik, den Sound einer Sprache und du denkst, jetzt kann ich die Sprache, nicht wahr? Aber es geht bei Sprachen auch darum, wie und wann man was sagen kann. Bei Black English ist es kompliziert, weil du eine längere Zeit in der Community leben musst, um das zu verstehen. Das gilt für alle Sprache, aber im Black English geht es zusätzlich um marginalisierte Menschen, die ständig den Sprachcode wechseln mussten. Es geht also wirklich um Kommunikationskompetenz."
"Man wählt das aus, was sich verkaufen lässt. Wir wissen ja, schwarze Kultur ist eine Ware. Es ist einer der größten kulturellen Exportschlager der USA. Und du wählst aus, was DICH am besten verkaufen kann. Also kommerzialisierst du Aspekte von schwarzer Kultur, von schwarzen Menschen: Ich nehme das und das und das und den schmerzvollen Teil brauche ich nicht, den behaltet mal schön. Ich nehme nur das, was sich verkaufen lässt."
Die ausdruckstarken Gesten und starken Emotionen gehören in der Linguistik zum Repertoire einer eigenen Sprachentwicklung mit grammatikalischen Regeln und Dialekten, dem sogenannten Afro-American English oder Black English. Die Frage ist, ob ich als Nicht-Angehöriger dieser kulturellen Gruppe die Sprache erlenen und auch nutzen kann? Eine heikle Frage, vor allem, wenn es um die Nutzung des N-Wortes geht. Für Renee Blake ist es eine Frage erworbener Sprachkompetenz:
"Du verstehst die Sprache, die Grammatik, den Sound einer Sprache und du denkst, jetzt kann ich die Sprache, nicht wahr? Aber es geht bei Sprachen auch darum, wie und wann man was sagen kann. Bei Black English ist es kompliziert, weil du eine längere Zeit in der Community leben musst, um das zu verstehen. Das gilt für alle Sprache, aber im Black English geht es zusätzlich um marginalisierte Menschen, die ständig den Sprachcode wechseln mussten. Es geht also wirklich um Kommunikationskompetenz."
Respekt im digitalen Raum
Letztendlich muss sich jeder nicht-schwarze Nutzer von schwarzen GIFs und Emojis fragen lassen, welche Haltung sie oder er gegenüber der Realität von schwarzen Menschen hat. Es geht um Respekt und Aufmerksamkeit im digitalen Raum.
"Es ist schwierig, darüber mit weißen Personen zu reden, weil sie dann sagen: "Warte mal, das mache ich schon die ganze Zeit. Bin ich jetzt ein Rassist?" Lass mal den Rassisten weg. Was du tust, ist problematisch. Wenn du beginnst, dir für deinen eigenen Nutzen schwarze Körper und Sprache anzueignen, aber gleichzeitig diese Menschen ablehnst, dann schmerzt und verletzt das."
"Es ist schwierig, darüber mit weißen Personen zu reden, weil sie dann sagen: "Warte mal, das mache ich schon die ganze Zeit. Bin ich jetzt ein Rassist?" Lass mal den Rassisten weg. Was du tust, ist problematisch. Wenn du beginnst, dir für deinen eigenen Nutzen schwarze Körper und Sprache anzueignen, aber gleichzeitig diese Menschen ablehnst, dann schmerzt und verletzt das."