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Rassismusvorwürfe
Erneut Unruhen in Ferguson

In der US-Kleinstadt Ferguson hat es erneut Unruhen wegen Rassismusvorwürfen gegeben. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten gegen gewalttätige Demonstranten ein. Augenzeugen berichteten von Schüssen. 31 Menschen wurden festgenommen, darunter auch mehrere deutsche Journalisten. Auslöser der Unruhen war die Erschießung eines unbewaffneten schwarzen Jugendlichen durch einen weißen Polizisten.

    Die Polizei in der US-Kleinstadt Ferguson sieht sich mit Rassismusvorwürfen konfrontiert - und geht nach Ausschreitungen hart gegen Demonstranten vor.
    Die Polizei in der US-Kleinstadt Ferguson sieht sich mit Rassismusvorwürfen konfrontiert - und geht nach Ausschreitungen hart gegen Demonstranten vor. (AFP / Michael B. Thomas)
    Die angespannte Lage in dem Vorort von St. Louis eskalierte in der Nacht, nachdem einige Demonstranten Glas- und Plastikflaschen warfen und versuchten, eine Straße zu blockieren. Zwei Menschen sind durch Schüsse von Demonstranten verletzt worden. Zuvor hatten sie weitgehend friedlich gegen Polizeigewalt protestiert. Die Sicherheitskräfte gingen nach Berichten des Fernsehsenders CNN mit ungewöhnlichen Methoden gegen die Proteste vor. Journalisten kommentierten, das Vorgehen der hochgerüsteten Polizei erinnere an Kriegstaktik. Sie versuchte mit gepanzerten Fahrzeugen, die aufgebrachte Menge aufzulösen.
    Präsident Barack Obama sagte zum Vorgehen der Ordnungshüter: "Es gibt keine Entschuldigung für unverhältnismäßige Härte der Polizei." Die Anwohner rief er dazu auf, friedlich zu bleiben.
    Ursache der Spannungen, die gelegentlich in Gewalt umschlagen, ist tiefes Misstrauen gegenüber den Sicherheitsbehörden. Ganz offen wird angezweifelt, ob man den Ergebnissen ihrer Untersuchungen glauben kann. Seit dem Tod des 18-Jährigen kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Protestierenden. So explosiv ist die Lage, dass Gouverneur Jay Nixon jetzt die Nationalgarde des US-Bundesstaates Missouri aufmarschieren ließ.
    Die Nationalgarde kommt oft zum Einsatz, wenn die Sicherheitskräfte vor Ort nicht mehr Herr der Lage sind, etwa bei den Aufräumarbeiten nach Hurrikan "Katrina" oder bei der Überwachung der Grenze zwischen den USA und Mexiko.
    Möglicherweise zwei Verfahren
    Präsident Obama sieht sich unter Zugzwang und schickte seinen Justizminister Eric Holder nach Ferguson. Eine Anklagekammer wird sich mit der Frage beschäftigen, ob der weiße Todesschütze wegen der Schüsse auf den schwarzen 18-Jährigen angeklagt werden soll. Das wäre dann ein Verfahren nach staatlichem Recht. Das US-Justizministerium führt unabhängig davon eigene Ermittlungen durch: In diesem Fall geht es darum, ob der Todesschütze die Bürgerrechte des Teenagers verletzt hat. Es könnte also sein, dass es zwei Entscheidungen über eine mögliche Anklage des Polizisten gibt. Im zweiten Fall würde es sich um ein Verfahren nach Bundesrecht handeln.
    Laut Polizei befand sich das Opfer mitten auf einer Straße und blieb dort stehen, obwohl der Polizist ihn aufforderte, zur Seite zu gehen. Dann habe es ein Gerangel gegeben, in dessen Folge der Jugendliche erschossen worden sei. Zeugenaussagen zufolge fielen die Schüsse, während der Teenager seine Hände hochgehoben hatte.
    Deutsche Reporter vorübergehend festgenommen
    Während der Berichterstattung über die Proteste wurden mehrere Journalisten vorübergehend festgenommen. Laut einem "Welt"-Bericht kamen zwei Reporter nach drei Stunden wieder auf freien Fuß. Hintergrund der Festnahme soll eine Aufforderung der Polizei gewesen sein, auf einer fast menschenleeren Straße nicht stehen zu bleiben. Beide Reporter versichern, der Aufforderung gefolgt zu sein. Der "Bild"-Reporter Lukas Hermsmeier war zudem in das Gefängnis von St. Louis gebracht worden, ist inzwischen aber wieder frei.
    Die Fotoagentur Getty Images teilte mit, dass einer ihrer Fotografen festgenommen worden sei. Zu den Gründen dieser Festnahme gibt es keine Angaben.
    (sdö/jst/nch/dk)