
Fehrs verwies darauf, dass einige Abschnitte der Studienfragenbögen nicht gut zu beantworten gewesen seien. So habe das Forscherteam katholische Fachbezeichnungen verwendet oder zum Beispiel nach Pfarrdiakonen gefragt. Diese habe man aber nicht, unterstrich Fehrs im Interview.
Akten "vollständig geliefert"
Zugleich trat sie Äußerungen entgegen, die Landeskirchen hätten nicht umfassend informiert. Sämtliche Disziplinarakten seien vollständig geliefert worden, betonte Fehrs. Fatalerweise sei der Eindruck vermittelt worden, die Evangelische Kirche habe sich nicht in die Karten gucken lassen wollen. Das stimme so nicht, meinte Fehrs. Bei der Veröffentlichung der Studie im Januar hatten die Forscher moniert, nicht ausreichend Einblick in Personalakten bekommen zu haben, die ein umfassenderes Bild geliefert hätten.
Neue Richtlinie für Anerkennungsleistungen
Knapp acht Monate nach Veröffentlichung der Studie sind auch erste Konsequenzen gezogen worden. EKD-Ratsvorsitzende Fehrs sagte, es sei eine Richtlinie erarbeitet worden, wie Anerkennungsleistungen vereinheitlicht werden könnten. Derzeit fallen die Leistungen je nach Landeskirche unterschiedlich aus. Zudem sollen Betroffene die Möglichkeit erhalten, sich besser zu vernetzen und auszutauschen.
Die Ende Januar vorgestellte Studie zu sexuellem Missbrauch hatte mindestens 1.259 mutmaßliche Täter und 2.225 Betroffene in den Landeskirchen sowie der Diakonie festgestellt. Die Autoren gehen von einer höheren Dunkelziffer aus. Zudem hatte die Studie auf kirchliche Strukturen hingewiesen, die die Taten und deren Vertuschung begünstigt hätten.
Fehrs leitet das Amt der EKD-Ratsvorsitzenden kommissarisch. Sie stellt sich auf der Synode in Würzburg im November zur Wahl.
Die von der EKD in Auftrag gegebene Studie zur Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs finden Sie hier.
Diese Nachricht wurde am 19.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.