Werke von Max Liebermann und Edvard Munch bilden den weit überwiegenden Teil dieses Konvoluts, allein 51 Zeichnungen stammen von Max Liebermann, 65 Prozent aller Bilder, die jetzt veröffentlicht wurden – darunter vor allem zahlreiche undatierte Studien zu Landschaften und Häusern.
Von Edvard Munch stammen insgesamt 17 Werke, vor allem Zeichnungen und Druckgrafik, etwa ein Porträt von August Strindberg von 1896 oder Abend-Melancholie I“ aus demselben Jahr oder eine Skizze zu einem liegenden Halbakt von 1920.
Weitere hochkarätige Werke, die zum Teil schon früher von der Augsburger Staatsanwaltschaft bekannt gemacht wurden, finden sich darunter, wie die bislang unbekannte und undatierte Gouache von Marc Chagall, die in keinem Werkverzeichnis des Künstlers auftaucht und deren Entdeckung schon vor einigen Wochen als "Sensation" gefeiert wurde. Möglicherweise stammt sie aus Riga.
Ebenfalls schon früher gezeigt wurde Henri Matisses Malerei "Sitzende Frau", entstanden um 1924 aus der Sammlung Paul Rosenberg in Paris, ein Bild, das dann 1944 von Gustav Rochlitz erworben wurde. Wie es in Gurlitts Besitz gelangte, ist unklar.
Zahlreiche Werke sind auch in diesem Konvolut, die aus früheren Jahrhunderten stammen, also nicht der "Entarteten Kunst" zugerechnet werden.
Zum Beispiel Honoré Daumiers um 1865 entstandenes Gemälde "Don Quichote und Sancho Panza", eines von zahlreichen Motiven des französischen Malers und Karikaturisten, die Motive aus dem Literaturklassiker von Cervantes aufnehmen. Oder eine undatierte Bleistiftzeichnung von Eugène Delacroix oder jene in den letzten Wochen schon häufiger in den Medien zu sehende Druckgrafik von Canaletto, die eine Ansicht von Padua zeigt, oder auch Carl Spitzwegs um 1840 entstandene Zeichnung "Das Klavierspiel". Prominent ist auch Auguste Rodin mit einer undatierten Aktzeichnung vertreten, ebenso wie Bonaventura Genelli als Vertreter des italienischen Spätklassiszismus mit einer "Männlichen Aktzeichnung", aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Wie die dunkle Provenienz solch älterer Werke theoretisch aussehen könnte, lässt sich aus Geschichten anderer Raubkunstwerke modellhaft vorstellen. So waren alte Meister oft beliebte Tauschwerke, gegen die autorisierte Kunsthändler wie Hildebrandt Gurlitt, der Vater von Cornelius Gurlitt, in der NS-Zeit über das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda diverse Werke "Entarteter Kunst" in Reichseigentum übergehen ließen. Woher diese Kunsthändler die alten Meister hatten, bleibt unklar. Einige alte Meister wurden damals wiederum auch im Rahmen des sogenannten "Sonderauftrages Linz" enteignet, um damit das geplante, allerdings nie realisierte "Führermuseum" in Linz auszustatten.
Ebenfalls namhaft vertreten sind unter den 79 Werken auf Lostart.de auch wieder die Künstler der Neuen Sachlichkeit aus Sachsen vertreten, die man schon so häufig in der letzten Zeit gesehen hat.
Otto Dix' (1891-1969) Aquarell "Dame in der Loge" von 1922 oder das Aquarell "Dompteuse" aus demselben Jahr. Dix galt ebenso als "entarteter Künstler" wie sein Dresdner Kollege Wilhelm Lachnit, dessen Aquarell "Mann und Frau am Fenster" aus dem Jahre 1923 zu sehen ist, ebenso wie das wunderbare Aquarell "Mädchen am Tisch". Der Expressionist Conrad Felixmüller stellte in den zwanziger Jahren unter anderem in einer von Wolfgang Gurlitt geführten Berliner Galerie aus. Sein "Paar in Landschaft", ein Aquarell von 1924, findet sich nun bei dessen Großneffen Cornelius wieder, ohne dass die Provenienz bislang klar belegt werden kann.
In den nächsten Monaten werden auf Lostart.de noch Hunderte solcher fragwürdigen Bild-Geschichten erscheinen. Das öffentliche Interesse ist riesig, am ersten Tag der Freischaltung der Bilder brachen die Server von Lostart.de unter dem Ansturm der Anfragen erst einmal zusammen.