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Paralympics-Ausschluss Russlands
"Elegant war die Lösung keinesfalls"

Maria Rauch-Kallat ist Präsidentin des Österreichischen Paralympischen Komitees (ÖPC) und aktuell bei den Spielen in China. Im Deutschlandfunk erklärt sie, warum die Entscheidung über die Teilnahme von Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus so schwierig war.

Maria Rauch-Kallat im Gespräch mit Matthias Friebe |
Der ukrainische Biathlet Serafim Drahun liegt erschöpft im Ziel.
Alles gegeben: Der ukrainische Biathlet Serafim Drahun liegt im Ziel (Gavriil Grigorov/IMAGO/ITAR-TASS)
Viele Länder hatten Druck durch ihre Regierungen bekommen, die Paraympischen Spiele zu verlassen, wenn Russland und Belarus teilgenommen hätten, berichtet Maria Rauch-Kallat. Auch so sei der Druck auf das Internationale Paralympische Komitee (IPC) extrem groß geworden, so dass die Entscheidung, Athletinnen und Athleten aus den beiden Ländern unter neutraler Flagge starten zu lassen, nach nur einem Tag revidiert wurde.
Von unhaltbaren Zuständen im paralympischen Dorf war in der Begründung des IPC die Rede. Rauch-Kallat erklärt das mit den Feiern der Mannschaften aus Russland und Belarus nach der ersten Entscheidung. Das habe zu zu bösem Blut geführt.

"Standing Ovations für die ukrainische Mannschaft"

Sie beneide niemanden darum, diese Entscheidung treffen zu müssen, sagt Rauch-Kallat. Auch weil juristisch vieles nicht klar ist und die Glaubwürdigkeit und das Ansehen des IPC möglicherweise beschädigt worden sei.
Maria Rauch-Kallat betrachtet die Wettbewerbe vor Ort in China
Maria Rauch-Kallat mit Mundschutz, Mütze und dicker Jacke. (Patrick Steiner/IMAGO/GEPA pictures)

"Wir wissen ja nicht (...), wann ein Gericht entscheidet und wie ein Gericht entscheidet. Und daher verstehe ich das Zögern. Aber elegant war die Lösung keinesfalls."

Die Ukraine sei bei der Eröffnungsfeier besonders warm empfangen worden: "Auf der internationalen Seite waren Standing Ovations. Also da sind die Leute beim Einmarsch der Ukraine aufgestanden und haben applaudiert. Die gegenüberliegende Seite konnte ich nicht erkennen."

"Schön zu sehen, dass die Ukraine friedlich siegen kann"

Auch die sehr erfolgreichen Aufttritte ukrainischer Sportlerinnen und Sportler zu Beginn der Spiele freute Rauch-Kallat: "Das war einfach schön zu sehen, dass auf friedlichem Wege die Athletinnen und Athleten und die Ukraine siegen kann."
Auch wenn der Fokus nun viel weniger darauf liegt, spürt Rauch Kallat die starken Einschränkungen in China: Man werde zum Beispiel im Auto dauernd fotografiert und bekomme das Gefühl, dass man praktisch permanent überwacht werde: "Die Bewegungsfreiheit ist beschränkt. Auf das Hotel, das Paralympische Tor für die Wettkampfstätten und den Flughafen."
Dieser Eindruck sei gegenüber Besuchen in früheren, offeneren Zeiten stärker geworden. Ob die Corona-Pandemie der Grund für die Verschärfung sei, könne sie nicht einschätzen, so Rauch-Kallat.