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Rauchen aufhören
Lungenzellen von Ex-Rauchern erholen sich

Wer mit dem Rauchen aufhört, senkt das Krebsrisiko. Forscher kennen nun den Grund: Der Verzicht auf Zigaretten stoppt nicht nur eine weitere Schädigung des Bronchiengewebes - kranke Zellen werden sogar durch gesunde ersetzt. Selbst für jahrelange Kettenraucher lohnt es sich, aufzuhören.

Von Christine Westerhaus |
Eine zerbrochene Zigarette vor blauem Hintergrund.
Auch bei langjährigem Zigarettenkonsum können geschädigte Lungenzellen nach dem Aufhören repariert werden (imago)
Wenn ein Tumor entsteht, sind meist Mutationen die Ursache. Sie verändern die DNA der Zellen, sodass diese anfangen, unkontrolliert zu wachsen. Dass Tabakrauch solche genetischen Veränderungen vor allem an Lungenzellen auslöst, ist seit Längerem bekannt. In welchem Ausmaß das passiert, haben nun Peter Campbell vom Wellcome Trust Sanger Institute in Großbritannien und seine Kollegen untersucht.
"Wir haben gesehen, dass die Bronchienzellen von Nichtrauchern im Laufe des Lebens ganz allmählich Mutationen ansammeln. Also wenn dieser Nichtraucher 60 ist, haben seine Lungenzellen im Schnitt 1.000-1.500 Mutationen angereichert. Bei Rauchern, die 30 oder 40 Jahre geraucht haben und genauso alt sind, finden wir hingegen eher 5.000 bis 10.000 Mutationen pro Zelle."
Gesunde Zellen ersetzen die geschädigten
Die Forscher hatten in ihrer Studie Epithelzellen aus den Bronchien von Kindern, Nichtrauchern und ehemaligen Rauchern mit denen von Menschen verglichen, die immer noch qualmen. Dabei beobachteten sie: Wenn jemand das Rauchen aufgibt, werden die durch die inhalierten Stoffe ausgelösten genetischen Schäden in einem Teil der Zellen repariert.
"Was sehr interessant ist: In den Lungen von Ex-Rauchern finden wir zwei Populationen von Zellen. In der einen Zellgruppe sehen wir all die Mutationen, die typischerweise durch die Inhaltsstoffe in den Zigaretten verursacht werden und die wir auch bei aktuellen Rauchern sehen. Aber ein Teil der Zellen – etwa 20 bis 40 Prozent – sah normal aus. Diese Zellen kommen bei Ex-Rauchern viermal so häufig vor wie bei aktuellen Rauchern. Wir denken deshalb, dass diese gesunden Zellen die geschädigten nach und nach durch gesunde ersetzen, wenn jemand aufhört."
Rauchen schädigt nicht alle Lungenzellen
Die Forscher vermuten, dass Stammzellen in der Lunge dafür verantwortlich sind. Aus bisher ungeklärten Gründen sind diese vor den schädlichen Effekten des Tabakrauchs geschützt. Wenn sich diese Vorläuferzellen teilen, können sie das geschädigte Gewebe allmählich ersetzen. Das erkläre, warum Raucher ihr Krebsrisiko deutlich senken, wenn sie damit aufhören. Für Stefan Wiemann von der Abteilung Molekulare Genomanalyse am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg ist das ein wichtiges Ergebnis dieser Studie.
"Je größer dieser Zeitraum ist, also zwischen dem Zeitpunkt, wo mit dem Rauchen aufgehört wurde und dem erreichten Alter, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch kein Krebs mehr als Spätfolge des Rauchens entwickelt. Das war bekannt, aber es war völlig unklar, woran es liegt. Und hier hat die Studie wirklich was Neues gefunden, sie hat nämlich festgestellt, dass nicht alle Lungenzellen gleich betroffen sind von diesen Veränderungen, die durch das Rauchen ausgelöst werden."
Zum Aufhören ist es niemals zu spät
Ob es einen Unterschied macht, wie viel ein Mensch pro Tag raucht oder wie lange er schon an der Zigarette hängt, konnten die Forscher in ihrer Studie nicht klären. Klar ist aber schon jetzt: Selbst für jahrelange Kettenraucher lohnt es sich, aufzuhören.
Peter Campbell: "Ich treffe oft Menschen, die seit 40 oder 50 Jahren eine Packung oder mehr am Tag geraucht haben. Sie sagen: Es ist zu spät, meine Lunge ist schon zu stark geschädigt. Aber das Aufregende an unserer Studie ist: Sie zeigt, dass es niemals zu spät ist, aufzuhören. Wir hatten solche langjährigen Raucher in unserer Studie und auch bei ihnen haben wir gesehen, dass die Lungenzellen repariert werden."
Ob das für alle Raucher gilt, ist bisher allerdings unklar. In ihrer Studie haben die Forscher nur insgesamt 16 Teilnehmer untersucht. Darunter sechs ehemalige und drei aktuelle Raucher.
"Und deswegen ist das alles statistisch noch auf ziemlich wackeligen Beinen. Aber es ist mal ein sehr guter erster Schritt, um in die richtige Richtung zu gehen, die für mich sehr viel Sinn macht und die sehr vernünftig klingt."