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Raucher schlafen schlechter

Raucher schlafen schlechter, fanden Wissenschaftler von sieben deutschen Hochschulen in einer Fall-Kontroll-Studie heraus. Je stärker die Nikotinabhängigkeit, desto kürzer der Schlaf, so ein Ergebnis ihrer Untersuchungen.

Von Carina Frey |
    Die Zigarette vor dem Schlafengehen ist keine gute Idee. Nicht nur, weil Nikotin wach macht, einschlafen nach der Gute-Nacht-Kippe daher schwieriger wird. Zigaretten und Schlaf passen grundsätzlich nicht gut zusammen. Raucher schlafen schlechter, haben deutsche Wissenschaftler in einer Studie belegt. Die Vermutung gab es zwar schon länger. Jetzt konnte der Zusammenhang aber erstmals anhand überprüfter Erhebungsinstrumente nachgewiesen werden. Außerdem stellten die Forscher fest:

    "Stark abhängige Raucher schlafen schlechter als die weniger stark abhängigen und insbesondere sehen wir da auch einen Zusammenhang mit der Schlafdauer."

    sagt Stefan Cohrs, Schlafmediziner an der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité in Berlin. Wissenschaftler von sieben deutschen Hochschulen befragten in einer Fall-Kontroll-Studie knapp 2400 Raucher und Nicht-Raucher. Ihr Ziel war, genetische Marker für eine Nikotinabhängigkeit zu finden. Als Raucher galt, wer mindestens sieben Zigaretten pro Woche raucht. Die Nicht-Raucher hatten in ihrem Leben maximal 100 Zigaretten konsumiert. Während der Untersuchung mussten die Studienteilnehmer einen Schlaffragebogen ausfüllen, den Pittsburgh Sleep Quality Index. Darin wird unter anderem nach Einschlafproblemen und der Länge des Schlafes gefragt, ob man nachts aufwacht und tagsüber müde ist. Aus den Antworten errechnet sich ein Punktwert. Liegt er höher als fünf, gehen die Forscher von beeinträchtigtem Schlaf aus.

    "Zunächst haben wir gefunden, dass die Gesamtschlafqualität deutlich häufiger über einem Wert von 5, also beeinträchtigter Schlaf bei den Rauchern gefunden wird im Vergleich zu den Nichtrauchern und auch was die subjektive Schlafqualität angeht, was die Schlafdauer angeht, sehen wir eine deutlich häufigere Beeinträchtigung bei den Rauchern im Vergleich zu den Nichtrauchern. Zunächst erst einmal, wenn man sich die Gruppen so anschaut."

    So berichteten 28 Prozent der Raucher von Schlafproblemen, aber nur 19 Prozent der Nichtraucher. Während jeder fünfte Raucher Schwierigkeiten hat, einzuschlafen, gilt das nur für jeden sechsten Nicht-Raucher. Am stärksten unterscheiden sich die Werte bei der Schlafdauer: Mehr als doppelt so viele Raucher wie Nicht-Raucher schlafen weniger als sechs Stunden pro Nacht.

    Es gibt viele Gründe für schlechten Schlaf. Alkoholkonsum und Stress zum Beispiel. Außerdem schlafen Ältere im Schnitt schlechter als Jüngere, Frauen schlechter als Männer. Auch haben Menschen mit psychischen Beschwerden häufiger Schlafstörungen.

    "Deswegen haben wir zahlreiche andere Faktoren mit erfasst wie Depressivität, Ängstlichkeit, erlebter Stress, Alkoholkonsumverhalten, Einkommen und andere Faktoren und haben dafür mittels statistischer Verfahren kontrolliert und konnten dann immer noch sehen, dass die Gesamtschlafqualität bei den Rauchern auch nach Kontrolle für diese Einflussfaktoren und auch die Schlafdauer beeinträchtigter bei den Rauchern ist als bei den Nicht-Rauchern."

    Signifikante Unterschiede gab es bei der Schlafqualität insgesamt, der Einschlafdauer und der Länge des Schlafes. Wie viel ein Mensch raucht, spielt dabei durchaus eine Rolle: je stärker die Nikotinabhängigkeit, desto kürzer der Schlaf. Bei den Kurzschläfern fanden die Forscher höhere Kohlenmonoxidkonzentrationen in der Ausatemluft und mehr Cotinin - ein Abbauprodukt von Nikotin – im Blut.

    Warum genau die Raucher schlechter schlafen, können die Forscher bisher nicht erklären, sagt Stefan Cohrs:

    "Nikotin selber aktiviert eine Vielzahl verschiedener Botenstoffe im Gehirn wie das Adrenalin, Noradrenalin, Serotonin und diese Substanzen wiederum sind auch an der Regulierung von Schlaf beteiligt, und es ist sehr wohl denkbar, dass durch die unmittelbare Aktivierung dieser Systeme der Schlaf gestört wird."

    Das könnte zu einem Teufelskreis führen.

    "Dadurch, dass die Raucher kürzer schlafen, sind sie möglicherweise am nächsten Tag weniger erholt und haben dadurch einen größeren Bedarf nach einer aktivierenden Substanz sodass wir vielleicht sogar einen Teufelskreis hier haben zwischen der Schlafstörung und dem Rauchen und dem Rauchen und der Schlafstörung."
    Die Forscher untersuchen nun, wie sich Nikotinentzug auf den Schlaf auswirkt. Wer mit dem Rauchen aufhört, schläft häufig vorübergehend noch schlechter. Das könnte zu einem Rückfall führen. Mit ersten Ergebnissen rechnen die Wissenschaftler in den kommenden Monaten.