Happy Birthday, ISS!
In diesem Jahr feiert die Internationale Raumstation ihren 20. Geburtstag. Es gratulieren sich gegenseitig die USA, Russland, Europa, Kanada und Japan.
Schon bei Baubeginn hätten alle Partner darauf geachtet, dass sich das Konstrukt eines Tages auch wieder zerlegen ließe, erklärt John Logsdon, der ehemalige Direktor des Space Policy Institutes der George Washington University in der amerikanischen Hauptstadt.
"Es gab einen Plan, die einzelnen Module der ISS mit den Space Shuttles wieder auf die Erde zurückzubringen. Es ist aber genauso gut vorstellbar, die ISS als Ganzes im Pazifik zu versenken, so wie 2001 die russische Raumstation Mir, also ohne die Station vorher zu zerlegen."
ISS hat die Ausmaße eines Fußballfeldes
Es wäre das größte künstliche Objekt, das jemals in die Erdatmosphäre eingetreten ist. Dennoch favorisieren derzeit alle Partner diese Variante – schon mangels Alternativen.
Die US-Raumfähren fliegen nicht mehr. Es fehlen die Lastesel, die die Labore, Verbindungsknoten und Sonnensegel zurück zur Erde transportieren könnten. Also sollen bis zu drei unbemannte russische Progress-Raumschiffe einen Gegenschub liefern, die ISS also abbremsen, bis sie schließlich runterfällt. Doch die NASA ist ungern auf die Russen angewiesen. Dass amerikanische Astronauten derzeit nur mit Sojus-Kapseln zur ISS und zurück kommen, ist den USA schon mehr als genug Abhängigkeit. Und so besinnt sich die NASA nun auf die Möglichkeiten des Cygnus-Containers, zu Deutsch "Schwan"
"Cygnus ist ein großer Zylinder, eine Art Tonne. Er ähnelt den einzelnen Modulen der Raumstation. Mit fünf Meter Durchmesser und neun Meter Länge ist er etwas kleiner als die ISS-Labore. Er kann zwei Tonnen Nutzlast zur Station bringen und die gleiche Menge Müll wieder mitnehmen, zum Verglühen in der Erdatmosphäre."
Frank Culbertson ist der Präsident der Space Systems Group beim Northrop Grumman Innovation Systems. Der Raumfahrtkonzern ist für Bau und Betrieb der Cygnus-Kapseln verantwortlich.
Cygnus oder Progress
Wenn eine solche Kapsel es schafft, die ISS abzubremsen, wären die Amerikaner zumindest dabei nach 2024 nicht auf die Unterstützung der Russen und ihrer Progress-Kapseln angewiesen.
Weil es für solch ein Bremsmanöver derzeit aber noch zu früh ist, soll Cygnus erst einmal zeigen, dass der Container mittels seiner 32 Steuerdüsen die ISS überhaupt beschleunigen kann.
"Die ISS wird sich um 90 Grad drehen. Dann werden die Triebwerke von Cygnus genau in Richtung Flugbahn zeigen, allerdings nach hinten gerichtet. Sie werden dann eine Minute lang brennen. Die Station dürfte danach ein zehntel Meter pro Sekunde schneller um die Erde fliegen und damit auf einer etwas höheren Umlaufbahn."
Frank DeMauro ist der Generalmanager der Advanced Programs Division, ebenfalls bei Northrop Grumman.
Abhängig von diesem Test wollen NASA und Northrop dann entscheiden, ob in ein paar Jahren ein oder mehrere Cygnus-Container die ISS auch ausreichend abbremsen könnten, so dass sie abstürzt.
"Sie brauchen einen bestimmten Schub, damit die Station zügig und zuverlässig abstürzt. Ob wir dazu die Cygnus-Triebwerke verstärken oder mehrere Cygnus-Kapseln gleichzeitig zünden, das werden wir entscheiden, wenn die NASA uns endgültig den Auftrag für ein solches Manöver erteilt."
Cygnus oder doch Progress? In fünf, sechs Jahren vielleicht müssen sich Russland und die USA einigen, wer der ISS den Todesstoß versetzen darf.