Archiv

Rauswurf von Rowohlt-Verlegerin Laugwitz
"Diese Entscheidung ist mehr als verwunderlich"

Als Zeichen einer Verlagskrise deutet Literaturkritiker Helmut Böttiger die Absetzung von Barbara Laugwitz. Angesichts ihres Erfolges bei Rowohlt müsse man wohl von einer Profilierung des Managements ausgehen, sagte er im Dlf. Auch halte er Umstrukturierungen als Grund für möglich.

Helmut Böttiger im Gespräch mit Michael Köhler |
    Der Stand des Rowohlt Verlages bei der Leipziger Buchmesse, 2017
    Kehlmann, Jelinek, Franzen - Namhafte Autoren haben gegen die Absetzung ihrer Verlegerin protestiert. (imago / Christian Grube)
    Der Rauswurf von Barbara Laugwitz kommt für Hellmut Böttiger überraschend, weder die solide wirtschaftliche Situation des Verlages noch die vertrauensvolle Zusammenarbeit der Verlegerin mit ihren Autoren hätten Anlass zu einem solchen Schritt gegeben. Nicht umsonst sei sie die erfolgreichste Verlegerin des ersten Halbjahres dieses Jahres gewesen.
    "Ich glaube, dass es etwas mit Umstrukturierungen im Verlagsgeschäft an sich zu tun hat, aber natürlich auch, dass mit Florian Illies ein Medienmann den Rowohlt-Verlag repräsentieren wird", meint Böttiger, man habe wohl zu sehr auf den Glamourfaktor von Illies gesetzt und dabei die Nachricht über den Abschied von Barbara Laugwitz, die auch immer ein Händchen für gut verkäufliche Bücher hatte, unterschätzt.
    Dieser Schritt lasse darauf schließen, dass autorenzentriertes Verlegen nicht mehr oberste Priorität habe. "Und das weist auf die Nervosität in den Verlagen generell hin. Bei Rowohlt, Holtzbrinck muss etwas Spezielles im Gang sein, dass das Management die inhaltliche Arbeit an den Rand drängt, dass im Verlagsgeschäft selber die Programmmacher immer mehr in den Hintergrund treten und die Manager immer mehr das Sagen haben."
    Wenn international erfolgreiche Autoren wie Daniel Kehlmann öffentlich gegen Holtzbrinck aufträten, dann sollte man das ernst nehmen, so Böttiger.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.